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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 2
Hoefnagels Planansicht von Wien.
Von der Ansicht der Stadt Wien aus der Vogel
perspektive oder der Planansicht, die Jakob Hoefnagel
auf sechs Blättern radiert hat, einem der wichtigsten
Zeugnisse für die alte Topographie der Stadt, war
bisher die älteste Ausgabe die von Claes Jans Visscher
in Amsterdam herausgegebene, welche die Jahreszahl
1640 trägt, in mehreren Exemplaren bekannt. Aller
dings hatte man durch mehrfache Belege Kenntnis
davon , daß ihr eine frühere, in das Jahr 1609 zu setzende,
vörangegangen ist, . doch schien von dieser ersten
Auflage nirgends mehr eine Spur auffindbar zu sein.
Da wies zuerst Dr. Ignaz Schwarz in einem am 20. März
1914 im Altertums-Vereine zu Wien gehaltenen Vor
trage darauf hin, daß in der königlichen Bibliothek
zu Stockholm ein Exemplar dieser ersten Auflage
aufgefunden worden ist. Nunmehr liegt eine offizielle
Veröffentlichung dieser Anstalt vor, die uns vollständige
Auskunft über diesen als Unikum zu bezeichnenden
Kupferstich gibt: Magnus Gabriel de la Gardic’s
samling af äldre stadsvyer och historiska planscher i
Kungl. Biblioteket. Förteckning upprättad och försedd
med inledning af Isak Collijn. Stockholm 1915. Es ist
ein Katalog der wertvollen Sammlung von Stadt
ansichten und Plänen aus den Jahren 1519 bis 1621
aus dem Besitze des schwedischen Reichskanzlers
Grafen Magnus Gabriel de la Gardie (1622 bis 1686),
die sich in der königlichen Bibliothek zu Stockholm
befindet. Wie der Graf, der ein bedeutender Bücher
sammler war und dem auch die Universitätsbibliothek
in Upsala den berühmten Codex argenteus des Wulfila
verdankt, in den Besitz der Sammlung gekommen
ist, ist nicht bekannt. Er mag ihn durch Kauf er
worben oder als Geschenk erhalten haben, vielleicht
auch als Anteil einer Kriegsbeute. Jedenfalls hat de la
Gardie den Sturm auf Prag im letzten Jahre des großen
Krieges mitgemacht.
Der mit großer Sorgfalt und mit Benützung aller
zur Erläuterung dienenden Literatur gearbeitete Katalog
enthält Seite 45 f. die Beschreibung und Besprechung
von Hoefnagels Ansicht von Wien. Wir entnehmen
diesen Angaben, daß der Unterschied zwischen den
beiden Auflagen nicht im Bilde selbst, sondern nur in
der beigegebenen Schrift besteht. Die in der rechten
unteren Ecke in einer Kartusche angebrachte Dedi-
kation der Erstauflage lautet: ■ SERENISSIMO
POTENTISSIMO Q PRlNCIPI MATT LE II. REG!
II VN GARDE || DAL, : CRO, : SLA, : CORONATÜ,
BOHEMLE DESIGNATO . ARCH: AVS: DVCI
BVR- STIR: CAR: ET CARNI:, MARCHIONI
MO RAV LE atque S. P. Q. V. hanc Antiquissimam
et |! Nobilissimam Austria Vrbem VIENNAM || nunc
primum geieis dcscriptam typis j| L. M. D. I). D.
Jacobus Houfnagel Antuerpiensis Sac. Caes. Matis
pictor I CI3 . IOC . IX.
dessen Hofmaler er seit 1602 erscheint, sondern dem
Erzherzog Matthias, der damals schon gekrönter
König von Ungarn (als solcher hier Matthias TT. ge
nannt) und designierter König von Böhmen war
sowie dem Rate der Stadt Wien dediziert. Dem ent
spricht die schon bekannte Eintragung in den Wiener
Kammeramtsrechnungen zum letzten Dezember 1909,
die von einer Gegengabe des Stadtrates für die Dedi-
kation und 15 präsentierte Exemplare spricht (Uhlirz,
Urkunden urd Regesten aus dem Archiv der Stadt
Wien II Nr. 15941 in Jahrbuch, der kunsthistorischen
Sammlungen des Kaiserhauses XVITT). Unter dem Bilde
der ersten Auflage ist in Buchdruck eine „Beschreibung
du Statt Wiena“ angefügt, lateinisch und deutsch
in je zwei Spalten sowie mit Nummern bezeichnete
Namen von Gebäuden und Lokalen zur Erklärung
des Bildes in sechs Spalten. Am Schlüsse der Beschrei
bung heißt es: Gedruckt zu Wienn in’ Österreich.! bey
Michael Christoph wohnhafft in der Römerstrassen
beym gülden Greiffen. ANNO M. DC. IX. (Ant. Mayer
in Wiens Buchdrucker geschieh te I. Nr. 923 erwähnt
eine von demselben Drucker im gleichen Jahre ge
druckte „Kurtze Beschreibung des Hoch- und Welt-
berumbten Hauptstatt Wienn in Österreich unter
der Enns“.)
Nach Angabe Dr. Collijns ergibt eine genaue Ver
gleichung der beiden Auflagen mit Ausnahme des
selbstverständlich geänderten Wortlautes der Dedi-
kation keinen anderen Unterschied als den, daß die
auf die Erklärung hinweisenden Nummern in der
ersten Auflage undeutlich, in der zweiten besser sicht
bar, daher wohl stellenweise nachgraviert sind. Es sei
noch darauf hingewiesen, daß in der zweiten Ausgabe
der Name des Künstlers sich nicht mehr in der Widmung
findet, sondern nur am Rande des rechten unteren
Teiles (desselben, der die Dedikation enthält), dort wo
der Rand des Kupferstiches die Donau schneidet.
Hier steht: Visscher (das V monogrammatisch mit
C und I verschränkt) excud.it J. Houfnagel fecit,. Der
Amsterdamer Herausgeber Visscher (Claes Jans' =:
Sohn des Jan, lateinisch entsprechend: Nicolaus Joannis
Piscator), der den Kupferstich erst nach Hoefnagels
Tode übernommen haben dürfte, tritt in der an Kaiser
Ferdinand. III. und den Rat der Stadt Wien gerichteten
Dedikation selbst als Widmender auf.
Die Auffindung der kaum mehr erhofften Auflage
hat die begründeten Vermutungen über ihre Entste
hungszeit bestätigt. Das wichtigste Ergebnis aber
ist, daß auch die Darstellung der zweiten Auflage uns
den Zustand der Stadt Wien vom Jahre 1609 unver
ändert zeigt, während eine dritte mit deutschem
und holländischem Text nach 1683 erschienene Auf
lage bedeutende Veränderungen, namentlich im Vorder
gründe und am Donauufer vor dem Roten Turme,
auf weist.
Cum prae: | Cae. Majs : Der
Künstler hat somit sein Werk nicht dem Kaiser, als
Chronik.
Autographen.
J {Autographen französischer Heerführer.) Wie dev
' „Excelsior" erzählt, wird in Frankreich ein schwunghafter
Handel mit den Autogrammen bekannter militärischer Persön
lichkeiten betrieben. An dem Steigen der Preise läßt sich die
zunehmende Popularität der Heerführer gleichsam ablesen.
Vor seiner Ernennung zum Generalissimus gab man für die
Unterschrift' Joffre.s auf einem militärischen Papier 15 Frank,
für einen Brief, des iHauptmamis Joffre 40 Frank. Ein Brief
dos Generalissimus Joifre ganz privaten Inhalts wird .mit
250 Frank bewertet; wahrend tÄr^wfbhfigcit ' ’ScKritetöfckc