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Seite 46 
Nr. 6 
Internationale. Sammler- Zeitung 
Herz, in dessen Mitte groß die Zahl 3 aufgemalt ist, 
die jedenfalls die Treue versinnbildlichen soll. Links 
von den beiden Figuren steht Cupido, der Liebesgott 
mit dem Pfeile zielend und rechts schwebt Fortuna, 
die Glücksgöttin, auf einem Rade. Über dem brennenden 
Herz stehen die Worte: Ich wünsch daß lieb und drey, 
allzeit pestendig sey. 
Die Umschrift der Scheibe lautet folgendermaßen: 
Obere Hälfte: 
Ein Unverhofftes Glück, ein 
Treyess Herz hat gefunden, 
Welicher die Lieb die Fliegei hatt gebunden. 
Untere Hälfte: 
Orpheus mit Liebesthan, 
Ein Herz Mariäsch getroffen, 
, Diana aber hingögen dan 
Groß Glickli hat zu hoffen. 
Dawer Mariäsch guett spillen will, 
Fortuna Mues ietzt sein in gspjll, ‘ 1 i ■ 
Cupido Rieht die Pfeillen schbn, " 
Dadurch das Herz man gwinnen 'kan. 
Eine andere Scheibe aus dem Jahre 1862 weist der 
Verfasser in demselben Schützenstand nach, die aus. 
Anlaß der silbernen Hochzeitsfeier des Dr. Grießbauer 
und seiner Frau gestiftet worden ist. Dabei sind die 
Kreise in ganz origineller Weise aus verschieden 
farbigen aneinandergereihten Vignetten gebildet: 
Ein andere Scheibe die. der gleiche Schützenstand 
birgt, ist eine Dankscheibe,die an die Vermählung 
Kaiser Franz Josephs von Österreich mit Elisabeth, 
Herzogin in Bayern, am 24. April 1854 erinnert. Zur 
Erinnerung an seinen Vermählungstag reiht sich die 
Erinnerungsscheibe des Kronprinzen Rudolf von 
Österreich-Ungarn vom 10. Mai 1881. 
Als bedeutendste Gedenkscheibe des Herrscher 
hauses von Österreich; führt Blinker noch die „Kaiser 
scheibe“ an, welche ebenfalls im Besitz der Tamsweger 
Schützengesellschaft ist und im Jahre 1860 gestiftet 
worden ist. Solche Kaiserscheiben, die entweder mit 
dem Doppeladler oder den Krönungsinsignien ge 
schmückt sind und auf die am Geburtstage des Kaisers 
Franz Joseph geschossen wurde, finden sich aus dem 
Jahre 1860 eine ganze Anzahl vor. 
Weiter birgt noch das Tamsweger Schützenhaüs 
gemalte Schußscheiben, die in eine Klasse für sich 
eingeteilt werden, müssen, denn sie sind den Gemälden 
nach zu schließen, aus Anlaß des Scherzes und des 
Spottes oder sonst komisch wirkender Ereignisse 
unter den Schützenbrüdern entstanden. Eine äußerst 
originelle Scheibe aus dem Jahre 1835 mit Mer - In 
schrift: „Die Ochsen haben den Herrn getrieben, und 
der Wagen ist hinten stehen geblieben. 26. Juli 1835.“ 
besitzt die Tamsweger Schützengesellschaft. Auf dem 
Bilde sicht man das Rathaus von Tamsweg, vor dem 
ein mit Heu beladener Wagen steht, dem die, Deichsel 
fehlt. Mehrere Schritte vor. dem Wagen steht ein 
Ochsenpaar im Joch mit der nachschleifenden Deichsel. 
Vor den Ochsen schreitet ihr Herr. Aus der ganzen 
Abbildung ist zu entnehmen, daß ein Spaßvogel den 
die Deichsel festhaltenden Nagel entfernt, hat, daß also 
der Lenker des Wagens den Spott davon hat, daß er 
denselben vor dem Rathause stehen, lassen mußte. 
Eine andere Scheibe stellt eine Szene dar, die im 
Jahre 1838 im Wirtshaus zu Tamsweg passiert ist und 
den Wirt von dem überfallenden; Raubsgesindel be 
freien soll. 
.Wiederum eine Scheibe aus dem Jahre 1:860 stellt 
eine-Sennhütte dar, Vor der ein'Schütze steht’ und das 
Gewehr in Anschlag hält. Hinter ihm ist ein Mann sicht 
bar, der zur selben Zeit eine Pistole abfeuert. Als Zeugen 
dieser Begebenheit sind noch drei weitere Männer auf 
dem Bilde dargestellt. Der Inschrift nach zu urteilen, 
stellt die ganze Szene ein Zusammentreffen eines 
Schützen mit einem Wilddieb dar. Der Schütze hat 
vor Angst die Handhabung des Gewehrs vergessen, 
was als große Schande 1 ausgelegt wird, die einem 
geübten Jägersmann passiert. 
Neuere Schießscheiben aus dem Ende der siebziger 
bis neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts besitzt 
ebenfalls die. Tamsweger Schützengesellschaft, die von 
Büftker nachgewiesen sind.-Durchweg sind es solche 
Scheiben , die-sich alle auf Begebenheiten beziehen , die 
sich im Kreise "der Tamsweger Schützenbrüder ereignet 
-haben. Zur Erklärung und Entstehung, der Scheibe 
spricht das aufgeschriebene Gedicht ..oder das Bild 
selbst. Wir sehen da Erinnerungsscheiben an -^ge 
haltene Schießen, in Nachbarorten,.. Juxscheiben, 
Wasserscheiben und Lichteischeiben. 
' Den Urspi'üng der Wasserscheiben erklärt Bünker 
wie folgt: Seit-altersher bestand im Lungau die Sitte, 
von Jahr Zu Jähr ein großes Scheibenschießen zu ver 
anstalten, das in herrlicher Berglandschaft am Presbsr- 
' seC abgchalten wird. Auf dem einen Ufer , des Sees-wird 
der Schießstand errichtet, auf dem gegenüberliegenden 
Ufer werden jedesmal drei Scheiben aufgestellt. Eine 
davon ist die sogenannte Wasserscheibe, auf deren 
Spiegelbild in den See geschossen wird. Die dazu 
verwandte Rundkugel prellt von der Oberfläche des 
Wassers ab und trifft dann die Scheibe. Diese Art des 
Schießens dürfte schon als Spezialität der Lungauer 
Schützen gelten, die anderwärts nicht anzutreffen ist. 
Die Lichteischeiben entstanden aus Anlaß des 
Lichteischießens, das in Oberkärnten in der Gegend 
von Gmünd eifrig ausgeübt worden ist. Das Schießen 
vollzog sich zur Nachtzeit, wobei die Scheibe durch 
Kerzen beleuchtet wurde und der Schütze aut die 
Flamme zielen mußte. Die Malereien auf diesen Scheiben 
beziehen sich entweder aut die Handhabung und Aus 
übung des Schießens selbst, oder es sind Einladungs 
scheiben dazu. 
Mautner*) weist uns nach, daß am Grundlsee 
im ersten Hause der Ortschaft Gössl im Wirtshaus 
„Zum Lackner“ einst nach Scheiben geschossen wurde. 
Dieses beurkundet ein bemaltes Bild, auf dem die 
Aufschrift besagt, daß am 22. August 1819-'S-, k. k. 
Hochhedt (so die Aufschrift) den Ort mit seiner An-* 
Wesenheit beglückt und Scheiben geschossen hat. 
In dem neuerbauten Ladner-Spmmerhaüs hängen zahl 
reiche alte. Scheiben. Natürlich hat an ihnen auch der 
Zahn der Zeit genagt, denn sie sind zum Zeil in ihrer 
Malerei sehr verblaßt. und die Unterschriften sind 
unleserlich. Hier finden wir wieder neben sogenannten 
Juxscheiben Ehrengedenk- und Erinnerungsscheiben. 
Eine der ältesten Scheiben stammt aus dem Jahr 
1832. Das gemalte Bild stellt einen durch den See 
schwimmenden Hirsch dar, der von bewaffneten Jägern 
verfolgt wird. Ein Vers am Kopf und am Fußende 
angebracht, besagt, daß der Hirsch, um sein Leben zu 
retten, in seiner bitteren Todesangst den Grundlsee 
zur Rettung aufgenommen hat. Weil aber des Jägers 
mannes schlechtes Gewehr ihn nicht erschießen 
konnte, so erwürgen ihn dieselben mit Stricken und 
Ketten. 
Aus dem. Jahr 1836 stammt .eine Scheibe, die den 
Ziele-r.in -Harlekinstracht zeigt und auf dem Zentrum 
*) Zeitschrift 1 für österreichischer Volkskunde, Bei. 17, 
M 19.
	        
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