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Nr. 6
Internationale. Sammler- Zeitung
Herz, in dessen Mitte groß die Zahl 3 aufgemalt ist,
die jedenfalls die Treue versinnbildlichen soll. Links
von den beiden Figuren steht Cupido, der Liebesgott
mit dem Pfeile zielend und rechts schwebt Fortuna,
die Glücksgöttin, auf einem Rade. Über dem brennenden
Herz stehen die Worte: Ich wünsch daß lieb und drey,
allzeit pestendig sey.
Die Umschrift der Scheibe lautet folgendermaßen:
Obere Hälfte:
Ein Unverhofftes Glück, ein
Treyess Herz hat gefunden,
Welicher die Lieb die Fliegei hatt gebunden.
Untere Hälfte:
Orpheus mit Liebesthan,
Ein Herz Mariäsch getroffen,
, Diana aber hingögen dan
Groß Glickli hat zu hoffen.
Dawer Mariäsch guett spillen will,
Fortuna Mues ietzt sein in gspjll, ‘ 1 i ■
Cupido Rieht die Pfeillen schbn, "
Dadurch das Herz man gwinnen 'kan.
Eine andere Scheibe aus dem Jahre 1862 weist der
Verfasser in demselben Schützenstand nach, die aus.
Anlaß der silbernen Hochzeitsfeier des Dr. Grießbauer
und seiner Frau gestiftet worden ist. Dabei sind die
Kreise in ganz origineller Weise aus verschieden
farbigen aneinandergereihten Vignetten gebildet:
Ein andere Scheibe die. der gleiche Schützenstand
birgt, ist eine Dankscheibe,die an die Vermählung
Kaiser Franz Josephs von Österreich mit Elisabeth,
Herzogin in Bayern, am 24. April 1854 erinnert. Zur
Erinnerung an seinen Vermählungstag reiht sich die
Erinnerungsscheibe des Kronprinzen Rudolf von
Österreich-Ungarn vom 10. Mai 1881.
Als bedeutendste Gedenkscheibe des Herrscher
hauses von Österreich; führt Blinker noch die „Kaiser
scheibe“ an, welche ebenfalls im Besitz der Tamsweger
Schützengesellschaft ist und im Jahre 1860 gestiftet
worden ist. Solche Kaiserscheiben, die entweder mit
dem Doppeladler oder den Krönungsinsignien ge
schmückt sind und auf die am Geburtstage des Kaisers
Franz Joseph geschossen wurde, finden sich aus dem
Jahre 1860 eine ganze Anzahl vor.
Weiter birgt noch das Tamsweger Schützenhaüs
gemalte Schußscheiben, die in eine Klasse für sich
eingeteilt werden, müssen, denn sie sind den Gemälden
nach zu schließen, aus Anlaß des Scherzes und des
Spottes oder sonst komisch wirkender Ereignisse
unter den Schützenbrüdern entstanden. Eine äußerst
originelle Scheibe aus dem Jahre 1835 mit Mer - In
schrift: „Die Ochsen haben den Herrn getrieben, und
der Wagen ist hinten stehen geblieben. 26. Juli 1835.“
besitzt die Tamsweger Schützengesellschaft. Auf dem
Bilde sicht man das Rathaus von Tamsweg, vor dem
ein mit Heu beladener Wagen steht, dem die, Deichsel
fehlt. Mehrere Schritte vor. dem Wagen steht ein
Ochsenpaar im Joch mit der nachschleifenden Deichsel.
Vor den Ochsen schreitet ihr Herr. Aus der ganzen
Abbildung ist zu entnehmen, daß ein Spaßvogel den
die Deichsel festhaltenden Nagel entfernt, hat, daß also
der Lenker des Wagens den Spott davon hat, daß er
denselben vor dem Rathause stehen, lassen mußte.
Eine andere Scheibe stellt eine Szene dar, die im
Jahre 1838 im Wirtshaus zu Tamsweg passiert ist und
den Wirt von dem überfallenden; Raubsgesindel be
freien soll.
.Wiederum eine Scheibe aus dem Jahre 1:860 stellt
eine-Sennhütte dar, Vor der ein'Schütze steht’ und das
Gewehr in Anschlag hält. Hinter ihm ist ein Mann sicht
bar, der zur selben Zeit eine Pistole abfeuert. Als Zeugen
dieser Begebenheit sind noch drei weitere Männer auf
dem Bilde dargestellt. Der Inschrift nach zu urteilen,
stellt die ganze Szene ein Zusammentreffen eines
Schützen mit einem Wilddieb dar. Der Schütze hat
vor Angst die Handhabung des Gewehrs vergessen,
was als große Schande 1 ausgelegt wird, die einem
geübten Jägersmann passiert.
Neuere Schießscheiben aus dem Ende der siebziger
bis neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts besitzt
ebenfalls die. Tamsweger Schützengesellschaft, die von
Büftker nachgewiesen sind.-Durchweg sind es solche
Scheiben , die-sich alle auf Begebenheiten beziehen , die
sich im Kreise "der Tamsweger Schützenbrüder ereignet
-haben. Zur Erklärung und Entstehung, der Scheibe
spricht das aufgeschriebene Gedicht ..oder das Bild
selbst. Wir sehen da Erinnerungsscheiben an -^ge
haltene Schießen, in Nachbarorten,.. Juxscheiben,
Wasserscheiben und Lichteischeiben.
' Den Urspi'üng der Wasserscheiben erklärt Bünker
wie folgt: Seit-altersher bestand im Lungau die Sitte,
von Jahr Zu Jähr ein großes Scheibenschießen zu ver
anstalten, das in herrlicher Berglandschaft am Presbsr-
' seC abgchalten wird. Auf dem einen Ufer , des Sees-wird
der Schießstand errichtet, auf dem gegenüberliegenden
Ufer werden jedesmal drei Scheiben aufgestellt. Eine
davon ist die sogenannte Wasserscheibe, auf deren
Spiegelbild in den See geschossen wird. Die dazu
verwandte Rundkugel prellt von der Oberfläche des
Wassers ab und trifft dann die Scheibe. Diese Art des
Schießens dürfte schon als Spezialität der Lungauer
Schützen gelten, die anderwärts nicht anzutreffen ist.
Die Lichteischeiben entstanden aus Anlaß des
Lichteischießens, das in Oberkärnten in der Gegend
von Gmünd eifrig ausgeübt worden ist. Das Schießen
vollzog sich zur Nachtzeit, wobei die Scheibe durch
Kerzen beleuchtet wurde und der Schütze aut die
Flamme zielen mußte. Die Malereien auf diesen Scheiben
beziehen sich entweder aut die Handhabung und Aus
übung des Schießens selbst, oder es sind Einladungs
scheiben dazu.
Mautner*) weist uns nach, daß am Grundlsee
im ersten Hause der Ortschaft Gössl im Wirtshaus
„Zum Lackner“ einst nach Scheiben geschossen wurde.
Dieses beurkundet ein bemaltes Bild, auf dem die
Aufschrift besagt, daß am 22. August 1819-'S-, k. k.
Hochhedt (so die Aufschrift) den Ort mit seiner An-*
Wesenheit beglückt und Scheiben geschossen hat.
In dem neuerbauten Ladner-Spmmerhaüs hängen zahl
reiche alte. Scheiben. Natürlich hat an ihnen auch der
Zahn der Zeit genagt, denn sie sind zum Zeil in ihrer
Malerei sehr verblaßt. und die Unterschriften sind
unleserlich. Hier finden wir wieder neben sogenannten
Juxscheiben Ehrengedenk- und Erinnerungsscheiben.
Eine der ältesten Scheiben stammt aus dem Jahr
1832. Das gemalte Bild stellt einen durch den See
schwimmenden Hirsch dar, der von bewaffneten Jägern
verfolgt wird. Ein Vers am Kopf und am Fußende
angebracht, besagt, daß der Hirsch, um sein Leben zu
retten, in seiner bitteren Todesangst den Grundlsee
zur Rettung aufgenommen hat. Weil aber des Jägers
mannes schlechtes Gewehr ihn nicht erschießen
konnte, so erwürgen ihn dieselben mit Stricken und
Ketten.
Aus dem. Jahr 1836 stammt .eine Scheibe, die den
Ziele-r.in -Harlekinstracht zeigt und auf dem Zentrum
*) Zeitschrift 1 für österreichischer Volkskunde, Bei. 17,
M 19.