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internationale Sammler-Leitung
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Instrumenten, Werkzeugen und Geräten, die alle auf
eine bestimmte Beschäftigung hindeuten.
Diese Art der Symbolisierung ist nun freilich die
handgreiflichste, die am leichtesten verständliche,
daher aber auch die poesieloseste, so zwar, daß sie
eben deshalb nicht selten trocken und platt erscheint.
Es braucht eben keines langen Nachdenkens, um
als Andeutung der Malerei den Pinsel und die Palette,
als Symbol der Bildhauerei den Torso mit Hammer und
Meißel zu erkennen oder die Ingenieurwissenschaften
durch Zahnrad,Nivellierlatte und Dreieck zu bezeichnen.
Künstlerisch günstiger gelingt es, die Musik darzustellen
mit Hilfe der mannigfachste 1 antiken Instrumente, der
Leier und Panilöte, die sich schon leichter in das Orna
ment mit einflechten lassen. Eine große Rolle im heutigen
Kunstgewerbe spielen die Attribute des Turfs, worunter
wir die Jockeykappen, Peitschen, Steigbügel und die
am häufigsten zur Dekoration herangezogenen Huf
eisen verstehen, die an allen möglichen kunstgewerb
lichen Erzeugnissen zu sehen sind.
Hier ist es am Platz, auf den Mißbrauch aufmerksam
zu machen, der in der Skulptur mit allerhand Wild-
pret, Vögeln und Fischen getrieben wird, wie wir dies
so oft in der modernen Kunsttischlerei zu beobachten
Gelegenheit haben. Meist wird bei Herstellung solcher
Gegenstände darin gefehlt, daß sie zu naturalistisch
und in einem zu starken Relief ausgeführt werden,
das mit der benachbarten Flächenumrahmung in keinem
Einklänge steht. Viel besser ist es in solchen Fällen,
diese Embleme mit anderen Ornamenten zu verbinden,
so daß eine in sich abgeschlossene ornamentale Kom
position entsteht.
Am meisten liebt der Franzose die Verwendung
solcher lebloser Gegenstände, der für die Art der An
ordnung zu einem Gehänge die Bezeichnung chüte
d’attributs erfunden hat. Leider findet diese Vereinigung
heterogenster Gegenstände zu einem aufgehängten
Bündel, das meistens einen Pilaster zu füllen bestimmt
ist, nicht mit jenem feinen Geschmacke und richtigen
Stilgefühl statt, das ähnliche Werke der altitalienischen
Kunst charakterisiert.
Im 17. und 18. Jahrhundert wendeten sich alle
französischen Dekorateure dieser Art von Kompositionen
mit besonderer Vorliebe zu, und die radierten Blätter
aus jener Zeit in allen Kupferstichsammlungen geben
ein überreiches und oft wirres Bild dieser Ornamenten-
tierung, wobei gar nicht geleugnet werden soll, daß
darunter sich manche reizende Anordnung, manche
geistvolle Durchbildung findet.
Unsere modernen Künstler gehen hierin im all
gemeinen jedenfalls manchmal zu weit, und wie bei
jeder Verwertung von Attributen ist in dem letzter
wähnten Falle ein weises Maßhalten erstes Gesetz, um
die nötige Klarheit der künstlerischen Komposition
nicht zu stören.
Versteigerung der Bibliothek Schüddekopf.
Die schon öfters angekündigte Versteigerung der
Büchersammlung Schüddekopf findet in der Woche
vom 23. bis 28. September bei Martin Breslauer in
Berlin statt.
Die Sammlung spiegelt treu die Hauptinteressen
des zu früh verstorbenen Gelehrten wider. Als lang
jähriger Mitarbeiter am Goethe-Schiller-Archiv hat
er eine lange Reihe größter Seltenheiten der Goethe
literatur zusammengebracht, wie das „Römische Car-
neval“, das Goethe bekanntlich selber nicht besaß,
die Broschüre „Von deutscher Baukunst", die von
Corona Schröter komponierten „Fünfundzwanzig
Lieder“, die Weimarischen Freimaurer-Analekten von
1810 bis 1849 und namentlich eine erstaunliche Fülle
von Einzeldrucken Goethescher Gedichte und Masken
züge.
Als bester Kenner des Gleim-Kreises hat Schüdde
kopf sodann eine einzig dastehende Sammlung der zum
Teil nur in ganz kleiner Auflage hergestellten Gedicht
sammlungen und Einzelgedichte Gleims in achtzig
Nummern vereinigt und ihnen hervorragende Samm
lungen von zeitgenössischen Schriften über Gleims
König Friedrich den Großen sowie von Dichtungen
der Freunde Gleims zur Seite gestellt, namentlich der
Karschin, Ramlers und Heinses. Von Heinses Alters
und Gesinnungsgenossen wiederum, den Stürmern und
Drängern, sind besonders Lenz, Maler Müller und
Hahn glänzend vertreten.
Auch von diesen Lieblingen des Forschers abge
sehen, ergibt die Sammlung ein volles Bild der deut
schen Literatur von Bo dm er, der gleichfalls her
vorragend (mit 32 Nummern) vertreten ist, über
Wieland (50 Nummern, darunter eine fast lücken
lose Reihe der seltenen Jugendwerke) bis zu Brentano
und Hoffmann.
Als Sekretär der Gesellschaft der Bibliophilen und
Mitglied des Leipziger Bibliophilenabends konnte
Schüddekopf Hunderte von Drucken zusammen
bringen, die teils von diesen Gesellschaften heraus
gegeben, teils von ihren Mitgliedern nur für die, Teil
nehmer an Bibliophilenfesten hergcstellt sind. Ferner
besaß er eine reichhaltige Sammlung neuzeitlicher
Vorzugsdrucke in kostbaren Einbänden, die sich
durch den ganzen Katalog verstreut findet.
Als Freund der deutschen Theatergeschichte
besonders des 18. Jahrhunderts hat Schüddekopf mit
großem Glück deren seltene Dokumente gesammelt.
Endlich besaß er, was auch Näherstehenden kaum
bekannt war, als treuer Sohn seiner Heimat Braun
schweig eine umfangreiche Sammlung zur Kultur-,
Familien- und Fürstengeschichte des Braunschweiger
Landes. Aus dieser Neigung erwuchs auch seine Vor
liebe für den seltsamen August Siegfried von Goue,
den Wetzlarer Jugendgenossen Goethes, von dessen
zum Teil nur in einem oder zwei Exemplaren be
kannten Schriften er nicht weniger als zehn vereinigt hatte.