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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 2
nhim in Verkehr. Sie trägt auf der Aversseite die Zahl ,,50" in
großer Ausführung und darunterdieWertbezeichnung „Pfennig"
und die Jahreszahl ,,1910“; die Wertzahl wird von den beiden
Worten „Deutsches Reich" umrahmt. Die Reversseite zeigt ein
Ährenbündel, überdessen Mitte der wohlmeinende Spruch „Sich
regen — bringt Segen“ läuft.
Philatelie.
(Neue Marken.) Anläßlich der Erhöhung der Post
gebühren in Österreich hat die Postverwaltung neue Marken
zu 5, 10, 15, 20, 25, 30, 40, 50 und 60 Heller, 1 Krone, 2%, 5 und
7 % Kronen ausgegeben. Die Marken zu 5, 10 Heller und 1 Krone
tragen die Abbildung des Staatswappens der Republik; die
ö Heller-Marken sind grau, die 10 Heller-Marken zinnoberrot,
die zu 1 Krone hellblau. Die Marken zu 15, 25 und 60 Heller
weisen das Posthorn auf; die zu 15 Heller sind ockergelb,
zu 25 Heller violett und zu 60 Heller olivgrün. 30, 40 und
50 Heller-Marken stellen einen ein Bäumchen pflanzenden
Jüngling dar; Farben hellbraun, dunkelrot und blau. Die
Marken zu 2% Kronen (olivenbraun), 5 Kronen (grau) und zu
7% Kronen (purpur) zeigen das Wiener Prrlamentsgebäude.
Die Marken von 5 Heller bis zu 1 Krone sind auf weißem Papier
in Buchdruck, die übrigen auf weißem Papier mit Kupferdruck
hergestellt. -— Auch in der Tschechoslowakei sollen in
Kürze neue Marken herauskommen, die der geplanten Er
höhung des Portos Rechnung tragen. — Aus München wird
uns gemeldet: Die neuen Marken, das Ergebnis der letzten
Konkurrenz, werden alsbald ausgegeben werden. Um die
Spekulation zu unterbinden, werden zunächst die meistver-
langten Werte, die 5, 10, 15 und 20 Pfennig-Marken und später
erst die anderen Marken verkauft. Ganze Sätze werden unter
keinen Umständen abgegeben werden.
Verschiedenes.
(Dr. Max Weinberg.) Die „Internationale Sammler
zeitung“ betrauert den Verlust eines alten, lieben Mitarbeiters:
Dr. Max Weinberg, dessen Aufsätze über die Neuerscheinun
gen auf dem Gebiete der Kleinplastik viel Beachtung fanden,
ist knapp vor Jahresschluß im 64. Lebensjahre gestorben.
Von Haus aus Physiker, lenkte Dr. Weiberg in jungen Jahren
durch eine Reihe naturwissenschaftlicher Broschüren die
Aufmerksamkeit auf sich. Später einem dankbareren Lebens
berufe sich zuwendend — er wurde Beamter der Versicherungs
gesellschaft „Anker“ —■ gehörten die Stunden, die ihm der
anstrengende Dienst ließ, dem Sammeln von Medaillen und
der Kunstschriftstellerei. Ei schrieb für „Über Land und Meer"
und andere Zeitschriften Artikel über die moderne bildende
Kunst, die viel Sachkenntnis zeigten; in der „Internationalen
Sammlerzeitung" führte er das Referat über Medaillenneu-
heiten, gab aber oft sein treffliches Urteil über andere Kunst
fragen ab. Sein letzter Aufsatz in der „Internationalen Sammler
zeitung" behandelte die Wiener Veduten Ernst Graners.
(Die Sammlungen des Großherzogs von Meck
lenburg-Schwerin.) Bei dem Abfindungsvertrage zwischen
dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und dem
Freistaat Mecklenburg-Schwerin ist auch eine Auseinander
setzung über die Kunstschätze des großherzoglichen Hauses er
folgt. Die Kunstwerke im Landesmuseum verbleiben dem Groß
herzog, der Staat kann aber innerhalb eines Jahres die Übergabe
gegen eine Entschädigung von 9 Millionen Mark verlangen.
Diese Museumssammlungen enthalten die gesamte Gemälde
galerie, das Münzkabinett, die kunstgewerblichen und die vor
geschichtlichen Sammlungen. An den Staat fällt die gesamte
Einrichtung des Thronsaales mit dem 1858 von I-epetit-Paris
gestickten Thronwappen und den Kaulbachschen Gemälden,
dazu die historischen Galawagen und Geschirre des Marstalles
und der reiche Inhalt des Waffensaales mit Waffen früherer
Jahrhunderte. Die Meißner Porzellansammlung des Herzogs
Christian II. Ludwig, darunter die kostbaren Geschirre und
Figuren der Herold- und Kändlerzeit, soll aufgeteilt werden.
(Mittelrheinischc Bildteppiche.) ln den „Berichten
aus den preußischen Kunstsammlungen" (1. Heft 1919/20)
macht Herrn. Schmitz Mitteilung über zwei gewirkte mittel
rheinische Bildteppiche, einen Susannenteppich des Kunst
gewerbemuseums und einen Teppich mit der Geschichte des
verlorenen Sohnes im Kaiser Friedrich-Museum in Berlin.
Beide stammen aus der Zeit um 1500. Der erste steht dem Mei
ster der Kreuzigung aus Speyer in Freiburg so nahe, daß er
nach dessen Entwurf gewirkt sein muß, der andere, jüngere
Teppich aber (von 1517), ist von den Nachwirkungen des Haus
buchmeisters beeinflußt.
(Das Entstehungsdatum des Genter Altars.) Die
Flügel des Genter Altars der Brüder van Eyck tragen eine In
schrift, deren Deutung bisher noch nicht recht gelungen war.
Nach einer neuen Erklärung, die Dr. Alfred Hirsch im „Reper
torium für Kunstwissenschaft" veröffentlicht, ist nun in diesen
lateinischen Versen die Angabe des Freitag des 16. Mai 1452 als
Entstehungsdatum des Altars enthalten. Und zwar wäre zu
übersetzen: „Maler Hubert van Eyck, der größte Maler, der zu
finden war, begann das schwere Werk, und Jan, der in der Kunst
geringere (zweite) Bruder, stellte es fertig —- sichs auf des Jo-
docus Vydt Bitte zutrauend. — Mit diesem Verse am 2. Freitag
im Mai. Euch läßt er zusammentreten, das Geleistete zu
schauen."
(Auffindung einer antiken Nekropolis.) Bei Aus
grabungen in Pianella di Jesi (Provinz Ancona) wurde eine
antike Nekropolis aufgefunden, deren Alter in das 5. bis 3. vor
christliche Jahrhundert reicht; Sie gehörte der vorhellenischen
Niederlassung Pleninia an, die, nach den reichen Beigaben
der Gräber zu schließen, zu den reichsten Ortschaften jener
Zeit gehört hat. Außer zahlreichen bemalten Keramiken und
Bronzevasen kamen Fibeln, Toilettegegenständo verschiedener
Art und eine Kylix zum Vorschein, die an Schönheit mit den
besten Exemplaren der Sammlungen in Florenz, Rom und
Neapel wetteifert.
Museen.
(Fontane-Ausstellung im Märkischen Museum.)
Das Märkische Museum hat zur Feier von Fontanes hundert
stem Geburtstag eine besondere Ausstellung veranstaltet. In
einem eigenen Raum sind die Erstdrucke seiner Werke in chrono
logischer Folge ausgelegt, die ein fast lückenloses Bild seines
reichen literarischen Wirkens bieten. Manche Seltenheit findet
sich da, so die drei Auflagen seines kleinen, zuerst 1850 gedruck
ten Epos „Von der schönen Rosamunde", ein Exemplar einer
auch dem besten Kenner unbekannten Schrift Fontanes, die er
1860 zur Enthüllung des Berliner Denkmals für Albrecht Thaer
veröffentlicht hat, ferner ein von ihm zusammengestelltes
Dichteralbum, das zuerst 1852 bei Otto Janke erschien und bis
zum Jahre 1863 fünf Auflagen erlebte. Bemerkenswert ist ferner
ein von Fontang zwar nicht verfaßtes, aber viel benutztes Buch,
ein Exemplar der eigentlichen Ausgabe der von Thomas Percy
gesammelten Volkslieder, das er für seine Übersetzungen zur
Hand hatte und in das er zuweilen improvisierend fertige
Strophen mit Bleistift geschrieben hat. Neben den Drucken
liegen die Manuskripte von vielen Werken des Dichters aus, die
Frau Emilie Fontane nach dem Tode des Gatten dem Märki
schen Museum schenkte.
(Vom Germanischen Museum.) Direktor von Bezold
ist um Enthebung von seiner Stellung eingekommen und wird
im Laufe der nächsten Monate von der Leitung des Germani
schen Museums zurücktreten.
Vom Kunstmarkt.
(Die ersteigerungen _ im Wiener Dorotheum.)
Einer Kundmachung der Zentraklirektion des Dorotheums
entnehmen wir, daß von nun an außer der Hauptanstalt in
der Dorotheergasse auch die Zweiganstalten Gegenstände
zur freiwilligen Versteigerung übernehmen. Auch wurden
die Schätzungsstellen vermehrt. Neben der Hauptanstalt