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Internationale Sammler-Zeitung Nr. IS
holländischen Kunstgelehrten K r o n i g, dem einstigen Di
rektor der Frans-Hals-Galerie in Härlem, als ein Werk Re m-
1> r a n d t s erkannt, lind zwar würde es sich um eine Arbeit
aus den letzten Jahren des Künstlers handeln; um 1660 herum.
Dahin deute der: breite,; plastische Vortrag und das Kolorit,
in dein ein tiefes Rot vorherrscht.
(Ein Altar des Meisters von Frankfurt.) Auf
ganz eigenartige Weise sind in der Nähe von Turnhont,
einem Städtchen nördlich von Antwerpen, die Reste eines
alten Meisterwerkes zum Vorschein gekommen. Ein Bauer
nahm einen aus uralten Brettern gezimmerten Schränk ais
einander, wobei es sich zeigte, daß die Planken von ihnen be
malt wären. Der Mann war klug genüg, seinen Fund bekannt zu
mäl-hfen, und der belgische Kunstgelehrte Hulin de Loo stellte
fest, daß es sich uni Altarflngel des „Meisters voll' Frank
furt" handelt. Allerdings haben die Gemälde stark gelitten.
Von der Darstellung einer Anbetung sind nur noch die
Köpfe der knienden Figuren unbeschädigt. Dagegen scheint
ein ander ;r Flügel bei verständiger Behandlung noch zu retten
zu sein. Die Altarflügel stammen offenbar aus einer Kirche.
HANDSCHRIFTEN.
(A nffinduhg eines Qskar-Wilde-Manu-
skriptes.) Das seit 26 Jahren vermißte Manuskript
„Portrait of. Mr. W. H.“ von Oskar Wilde ist im Besitze des
New Yorker Anwaltes Mitchel Kennerly aufgefunden
worden. Kennerly erklärte, das Manuskript sei seinerzeit von
Wilde einem Freunde übergeben worden, mit dem Aufträge,
es zur Publikation in der Presse zu bearbeiten. Als dann Wilde
verhaftet wurde, habe der Freund sich gescheut, damit an
die Öffentlichkeit zu treten. Bald darauf sei dieser gestorben-
und das Manuskript habe unerkannt in einem Schranke ge
legen, wo es erst im vergangenen Jahre wieder entdeckt wurde.
Durch einen Familienangehörigen sei es Herrn Kennerly zur
Begutachtung zugesandt worden, der darin die Originalhand-
schrift Wildes und seine Signatur erkannt habe.
NUMISMATIK.
(Ein Jahrtausend päpstliche Münzen.) Eine alte
Sammlung von Münzen des Kirchenstaates, reichend von
Nik jläus I. bis auf Pius IX., und über 2000 verschiedene Ge
präge in Gold, Silber und Bronze umfassend, kommt am 12. Jnli
unter Leitung von Leo Hamburger in Frankfurt a. M. zur
Versteigerung. Gelangen griechische, römische, neuere deutsche,
.französische, englische oder schweizerische. Münzen häufig zur
Auktion, so kann das vom päpstlichen Geld nicht gesagt werden.
Her Liebhaber freut sich deshalb der seltenen Gelegenheit, seine
Ruhen komplettieren zu können.
(Kriegshinterbliebenen - Münzen.) Auf
Veranlassung der Ortsgruppe Meißen des Einheitsverbandes
der Kriegsbeschädigten hat die staatliche Porzellarmanufaktur
Meißen, eine* Kriegsopfermünze angefertigt, die einst einen
hohen, Wert für Sammler erhalten dürfte. Die vom Kunstmaler
Börner künstlerisch entworfene Münze, die die Größe eines
S:Iber-Fünfjaarkstückes hat, zeigt auf der Vorderseite eine
Kriegerwitwemit ihrem Kinde. Zu ihren Füßen liegt ein Schwert.
Zum Zeichen der Trauer ist zu beiden Seiten ein Kreuz an
gebracht, während ein Sternenkranz die Hoffnung versinn
bildlichen soll. Auf der Rückseite befindet sich in einem Drei
eck ein Stahlhelm, darunter ist die Wertbezeichnung der
Münze, zehn Mark, angebracht und ringsherum am Rande
die Inschrift „Einheitsverband der Kriegsbeschädigten und
-lr nterbliebencn“.
(Eine J ohann- Strauß-Medaille.) Anläßlich der Ent
hüllung des Tohann Strauß-Denkmals in Wien hat das Denk
malkomitee eine Medaille prägen lassen, die soeben zur Aus 7
gäbe gelangt ist. Die Aversseite zeigt die. Figur des geigenden
Meisters, wie sie von Hellmer in seinem Werke verewigt
worden ist; zu beiden Seiten Gruppen schwebender Gestalten,
gleichfalls den Gestalten des Monuments nachgebildet; die
Reversseite trägt die Widmung „Dem Sorgenloser und Freu-
dertspender Johann Strauß das dankbare Wien“. Das gefällige
Kunstwerk is- von dem Bildhauer H. Zita geschaffen und im
Hauptmünzamte hergestellt worden. Es ist um den verhf 1t-
’öismäßig geringen Preis Von K 250 erhältlich, r.no zwar
nehmen die FirmaO. Maaß’ Söhne (Wien, L, WallfisChgasse 10),
däs- Sekretariat des Denkmalkomitees, I., Bräunerstraße 4,
sowie jede größere Münz- uns MedaLlenhandlung Bestellungen
entgegen.
(Beschlagnahmtes Notgeld.) Vor einigen Tagen
wurde von der Oldenbtirgischen Handelskammer ein Satz, von
sechs Notgelascheinen herausgegeben, die auf der Rückseite
die einzelnen Verse der oldenburgischen Nationalhymne tragen.
Das Lied enthält einen Vers, der den Fürsten und Landesvater
preist. Dieser Vers wurde von der Herausgeberin des Geldes
im Interesse der Vollständigkeit nicht .fortgelassen. Das Not
geld wurde nun von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt.
In derBegründung heißt es, daß die Kammer zur Herausgabe
des Geldes nicht befugt gewesen sei.
PHILATELIE.
(Neuheiten.) Liechtenstein schuf durch den Über
druck zweier Werte der 1020er Ausgabe mit der neuen Frank
währung zwei Provisorien zu 20 und 40 Rappen. In Polen
sind drei Nachportowerte zu 6, 8 und 20 Mark in neuer Zeich
nung erschienen. Die Ausgabe einer neuen Verfassungsaus
gabe von 6 Werten von 2 bis 50 Mark ist in Aussicht genommen.
Rumänien gibt der Spekulation durch eine Ausgabe ge
legentlich des in Klaüsenburg abgehaltenen Joumalistentages
Raum, indem es die derzeitigen Postwertzeichen von 1 Bani
bis 2 Lei mit dem Aufdruck in drei Zeilen gesetzt, „Ziaristi 1920
Ujsagirok" versieht. Die'Niederlande haben Flugpostmarken
erscheinen lassen, die ähnlich den tschechoslowakischen'Heller-
werten in Tauben Zeichnung verfertigt sind und in drei Werten,
nämlich zu 10, 15 und 60 Cent, herauskamen, ln Litauen er
scheint die neue Serie, von der der erste Wert, .zu 50 Sk. mit
dem Bilde eines die Sense schleifenden Bauers, in*iSteindiu<rk
ausgeführt, bereits dem Schalterverkauf übergeben, wurde.
Von Provisorien ausgebenden Staaten ist noch die .Schweiz
zu nennen, die die zwei .Worte zu 2 und 25 Rappen mit,einem
roten Aufdruck zu solche in 5 und 20 Rappen urnwandelte.
(Erinner ungsbriefrharken zu Ehren eines Jour
nalisten.) Die bulgarische Regierung hat beschlossen, zum
Gedächtnis des verstorbenen „Tim es"-Korrespondenten in
Bulgarien, Bourchier, durch Ausgabe einer Reihe von Er
innerungsmarken zd ehren,’ die das Bildnis des 1 etiglisöhbn
Journalisten tragen sollen. Bourchier, der vor einiger Zeit ge
storben und auf Staatskosten im Kloster Rilo beigesetzt worden
ist, war ein warmer Freund Bulgariens und hat seine Feder
ganz in den Dienst dieses Landes gestellt. Die ’ bulgarische
Regierung hat bereits bei der Londoner Firma Bradbüry Wik*
kinson & Co. den Drink von 14 Millionen Bourchier-Erinner-
ungsmarken in Auftrag gegeben. Sie werden in neun ver
schiedenen Wertzeichen von 10 Stotinki bis zu 5 Leva
erhältlich sein. .
(Le Rond als Briefmarkenschieber.) Der
Londoner „Daily Herald“ vom 16. Juni veröffentlicht folgende
niedliche Geschichte über ein neues Feld der Tätigkeit des
französischen Generals LeHon d. Er schreibt: Eine hübsche
Geschichte Wird mir soeben aus Schieferen berichtet. Während
der Herrschaft der Interalliierten Kommission’werden besondere
Haute-Silesie-Briefmarken ’herausgegeben- und am 20. März,
dem Tage der Volksabstimmung, wurde eine besondere Marke
mit dem Datum „20 Mars“ verkauft, wovon aber hur zwei
Stück an jede Person verabfolgt wurden, so daß für Brief-