Nr. 3
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 21.
schlichten englischen Familie, die es unter der Bedingung erbte,
daß sie das Gemälde untersuchen lasse und daß es, falls es
sich als ein wertvolles Objekt erweise, versteigert werden
müsse. Dies traf nun zu und so gelangte dieses seltene Werk
bei Christie zur Auktion, die vor einem außergewöhnlich inter
nationalem Publikum stattfand. Das heiß umstrittene, seltene
Kunstwerk wurde mit 500 Guineas ausgerufen und erzielte nach
lebhaftem, immer hitziger werdendem Bieten 6300 Guineas.
Ersteher war die National Gallery, die bereits einen Fabritius
besitzt.
(B i 1 d e r d i eb s t a h 1.) In der Ausstellung der Ver
einigung bildender Künstlerinnen Oesterreichs im Hagenbund in
Wien wurde ein Temperabild der Malerin Ella Rothe, dar
stellend „Weiden am Fluß“, im Werte von 17 ä Millionen Kronen,
von unbekannten Tätern entwendet.
NUMISMATIK.
(Auktion in K ö 1 n.) Am 19. Februar und den folgenden
Tagen bringt Matth. Lempertz in Köln vier verschiedene
Münzensammlungen aus rheinischem Besitz zur Versteigerung.
Die Sammlungen enthalten ca 600 Römermünzen aus dem Mittel-
alter und der Neuzeit, Münzen nach Schwalbach (Taler- und
Untertalergröße) und Reichsmünzen.
PHILATELIE.
(Neuheiten.) Mit 1. März tritt die Schillingwährung bei
der österr. Post in Kraft. Aus diesem Anlaß werden neue
Marken erscheinen, die alle nach neuen Entwürfen hergestellt
werden. Hoffentlich sind sie geschmackvoller, als die gegen
wärtig kursierenden Marken. Ungarn meldet ein neues Porto-
provisorium: 500 Kronen rot auf 3 K Schnitter braun; B u 1-
garien ein 7. Provisorium: 10 St. rot auf 1 St. schwarz
der 1907er Emission.
(Fiasko der österr. Wohltätigkeitsmarken.)
Von den österr. Wohltätigkeitsmarken der Emission 1924 ist,
wie wir hören, kaum ein Drittel verkauft worden. Die
Gründe liegen in der zu großen Häufigkeit der Ausgaben und
in dem übermäßig hohen Preis. Der doppelte Preis hätte es
auch getan, man mußte nicht gleich ein Vierfaches be
anspruchen.
(Berühmte Deutsche auf Briefmarken.) Die
Marken mit dem Bildnis des Generalpostmeisters Stephan
sollen, wie man uns aus Berlin meldet, der Anfang zu einer
deutschen Porträts-Ausgabe sein, die die Bildnisse berühmter
deutscher Männer bringen wird. Das wird die erste Ausgabe
dieser Art in Deutschland sein.
(Jokai-Gedenkmarken.) Anläßlich des 100. Ge
burtstages des Dichters Maurus Jokai erscheinen im Februar
in Ungarn Jokai-Gedenkmarken in den Werten von
1000, 1800 und 2500 K, die ohne Aufschlag verkauft werden
sollen.
(Briefmarkenauktionen.) Die zweite Versteiger
ung der Firma Erwin Prehnalek-Hannateim in Brünn findet
vom 1. bis 4. Februar statt. — Vom 19. bis 22. Februar veran
staltet die Firma Rudolf Bergmann in Prag eine Auktion.
Weitere Versteigerungen kündigen an: 6. und 7. Februar Firma
Gustav G e 11 i, Brüssel, 7. Februar Th. Degenhart, Berlin.
Während der Wiener Frühjahrsmesse wird das Briefmarkenhaus
Klemens K1 e n e r t im Dorotheum eine Auktion abhalten.
MUSEEN.
(Neuerwerbungen des Germanischen Museums.)
Das Germanische Museum in Nürnberg hat ein Werk des Würz
burger Bildschnitzers Tilmann Riemenschneider erworben.
Die Lindenholzfigur zeigte eine rote Uebermalung des 19. Jahr
hunderts, nach deren Entfernung dann die diskretere Farben
gebung des Schnitzwerkes zutage trat, die man auf das Ende
etwa des 16. Jahrhunderts zurückführt. Die heilige Frau ist eine
typische Bürgersfrau der Spätgotik in ihrer kleidsamen
Haubentracht und in ihrer sentimentalen Haltung. Etwa um 1504—
1505 muß das Werk in die Entwicklung Riemenschneiders ein-
geghedert werden. Aus der Schnitzkunst des deutschen Hoch
barocks erwarb das Germanische Museum eine Reihe von Fi
guren aus der Kirche von St. Georg in Augsburg. Die monu
mentalen, ausdrucksgewaltigen Gestalten sind Arbeiten des Bild
hauers Ehrgott Bernhard Bendel, In die Frühgotik führen zwei
vom Nürnberger Museum erworbene Madonnenfiguren
zurück. Die eine ist ein Sandsteinwerk aus Straubing, um 1280,
die andere eine Maria aus Graß bei Regensburg, um 1350 ent
standen. Von der Klara-Kirche in Nürnberg stammen die Figuren
aus der Schule des Adam Kraft, des berühmten Schöpfers der
Kreuzwegstationen vor dem Kirchhof von St. Johannes: Christus
und die drei schlafenden Jünger. Die Figuren werden um
1510 datiert. Von der Nürnberger Mohren-Apotheke stammt die
Sandstein-Madonna, eine der lieblichen Schöpfungen der
Frühzeit des 15. Jahrhunderts. Noch am Hause angebracht, blieb
sie fast unbeachtet, bis vor einiger Zeit das eiserne Zepter der
Maria herunterfiel und mehrere Personen verletzte. Jetzt erwies
sich die Erhaltung des Bildwerkes als unbedingt nötig, so daß
man es im Museum in Sicherheit brachte.
VERSCHIEDENES.
(Ausstellung von Fälschungen des 19. Jahr
hunderts.) Wie wir erfahren, bereitet die Oesterreichische
Galerie eine Ausstellung von Fäl s c h u n ge n des 19. Jahr
hund ert s vor.
(Raimund W i c h e r a f.) In Wien ist der akademische
Maler Raimund W i c h e r a im 63. Lebensjahre verschieden, ln
Nordmähren geboren, war Wichera urspriingüeh Offizier, wandte
sich dann aber der Kunst zu und studierte als Schüler Mar-
karts an der Wiener Akademie. Er war eigentlich der letzte
Vertreter dieser Richtung, doch wurde er durch die Ungunst
der Verhältnisse bald gezwungen, sich auf kunstgewerblichem
Gebiete zu betätigen und zwar vornehmlich als Illustrator. Als
solcher hatte er einen internationalen Ruf. Viele englische Zeit
schriften erhielten von ihm laufend Illustrationen. Sehr bekannt
und vielleicht am bekanntesten war er durch die Reproduktion
von Köpfen auf Ansichtskarten, die in der ganzen Welt zu
finden waren. Auch als Porträtist und als Blumenmaler ist
Wichera hervorgetreten.
(Eine „Obersteirische Gesellschaft für
bildende Kunst“) hat sich in Leoben gebildet. Die Ge
sellschaft hat sich zur Aufgabe gemacht, die Kunst ins Volk zu
tragen und die Künstlerschaft zu fördern: Durch Zusammen
arbeit aller schaffenden Künstler Obersteiermarks, durch regel
mäßige Ausstellungen in Leoben, Judenburg, Knittelfeld und
Bruck, durch Studienkurse, Vermittlung von Ratschlägen in
künstlerischen Fragen des Hausbaues, der Wohnungseinricht
ung usw., soll dieses Ziel erreicht werden. Bürgermeister Max
E n s e r e r von Leoben hat die Präsidentschaft dieser jungen
Vereinigung übernommen, um deren Zustandekommen sich vor
allem Architekt M e n e g h e 1 und Dr. Kadletz verdient ge
macht haben.
(Deutsche Buchausstellung in Barcelona.)
Aus Barcelona wird berichtet: Die Deutsche Buchausstel
lung, die vom Börsenverein der deutschen Buchhändler Leipzig
veranstaltet wird und über 6000 Bücher umfaßt, wurde im
historischen Palciode la Generalidad durch den Gouver
neur von Barcelona, General Milans del Bosch, eröffnet.
Bei dem Rundgang durch die Ausstellung in den prachtvollen
Sälen des Palastes fand der Reichtum der Ausstellung und die
Qualität der Bücher allgemein Bewunderung.
VOM KUNSTMARKT.
(Versteigerung wertvoller Antiquitäten.)
In Rudolph L e p k e’s Kunst-Auktionshaus Berlin W. 35 findet
vom 24. bis 26. Februar eine Versteigerung wertvoller An
ti q u i t ä t e n statt. Es sind der Mehrzahl nach Arbeiten der
Empire- und Biedermeierzeit, ferner sehr viel für den Orient
bestimmte russische, die in in ihrer eigenartigen Form und dem
typischen, von Persien abgeleiteten Dekor ihre Bestimmung
deutlich zur Seitab tragen. Hieran schließt sich eine Samm
lung von reizvollen Arbeiten der Kleinkunst an: Emai ldosen,
Necessaires (Dresden, Buttersea), Silber-, Bronze- und
Stobwasserdosen und eine lange Reihe von Oel-, Elfenbein-
und Aquarell-Miniaturen, zum Teil bezeichneten
Arbeiten namhafter Künstler. Von grosser Schönheit sind drei
französische Fächer des 18. Jahrhunderts. In der Gruppe des
orientalischen Kunstgewerbes (Metallarbeiten, Keramik u. a.)
sind einige chinesische Jadearbeiten vorzüglicher Quali
tät zu nennen. — Ein Brüsseler P f e i 1 e r - G o b e 1 i n (mit
Stadt- und Meistermarke) sowie mannigfaltigste Erzeugnisse
europäischer Keramik und M e t a 11 k u n s t, ferner einige
Holzschnitzereien runden das Bild des auszubietenden
Materials ab. Der mit 12 Abbildungslafeln ausgestattete Katalog
1929 ist zum Preise von Mark 3.— durch Rudolph L e p k e’s
Kunst-Auktionshaus zu beziehen. Die Ausstellung ist geöffnet
am Sonntag den 22. und Montag den 23. Februar von 10 bis 2
Uhr.
(Vom Kölner Kunstmarkt.) Die letzte Versteiger
ung, die das Kölner Kunstauktionshaus Math. Lempertz in
der Herbstsaison veranstaltete, bot in der Hauptsache Bilder
neuzeitlicher Meister der Münchener und Düsseldorfer Maler
schule zum Angebot. Die Auktion, die unter sehr lebhafter
Beteiligung vor sich ging, brachte im Grossen und Ganzen recht