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Handschriften derselben in Kärnten, die der ursprünglichen Bearbeitung ziemlich nahe
gestanden, so sind dies deutliche Belege für die rege Theilnahme Kärntens an der deutschen
Dichtung zu einer Zeit, da sie in den übrigen deutschen Landen fast keine oder nur sehr
karge Pflege fand.
Den Reigen der geistlichen Dichtungen schließt ein Hymnus an den heiligen Geist.
Abermals ist es das Millstätter Kloster, dem wir diesen Hymnus, freilich nur in einer
Abschrift, verdanken. Wie anderwärts wunderte die Dichtung auch in Kärnten aus dem
Miniatur und Text aus der sogenannten „Millstätter Handschrift".
Kloster an den Fürstenhof. Wie der Babenberger Hof in Wien, so bildete der Hof der
Sponheimer zu St. Veit namentlich unter dem kunstsinnigen Beruhend den Mittelpunkt
geistigen Lebens in Kärnten. Die Herzogsburg daselbst wurde bald der Sammelplatz
heimischer und nachbarlicher Sänger. Herr Walther von der Vogelweide weilte al§ gern
gesehener Gast längere Zeit am Hofe Bernhards und wurde mit mancher werthvollen
Gabe beschenkt. Scheelsucht und Neid jedoch, die unzertrennlichen Gefährten des Talentes
und Verdienstes, hefteten sich auch an seine Sohlen und „verkehrten ihm seinen Gesang .
Dem Schlenzen und Scherwenzen von Herzen gram, wandte er sich grollend ab vom Hofe
eines Fürsten, den er „ein kluger Gärtner" vergeblich im Liede gemahnt, day er „daz boese
unkrnt besnnder nzbreche", damit es nicht die edlen Kräuter überwuchere und ersticke.