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internationale Sammler-Zeitung,
Nr. 3
729 Desgl. Hanau, um 1750 36
730 Enghalskrug. Hanau, Anf. 18. J. 80
733 Zwei gleiche Teller. Hanau, 1. H. 18. J. 30
734 1 Paar gleiche Platten. Blaudekor. Hanau, Anf. 18. J. 52
735 Platte mit gezahntem Rand. Hanau, 18. J. 62
737 Neunbuckelplatte. Blaudekor. Hanau, Anf. 18. J. 48
739 Achtbuckelplatte. Blaudekor. Hanau, um 1700 48
740 Zwei verschiedene Teller mit gefächerten Rändern.
Hanau, Mitte 18. J. 60
742 Flache Fäc.herplatte. Blaudekor. Hanau, Anf. 18. J. 74
,744 Runde Platte mit tiefer Blaudehor. Hanau, Anf. 18. J. 56
747 Flache Piatte. Blaudekor. Hanau, Anf. 18. J. 62
756 Kleine Neunbuckelplatte. Hanau, 18. J. 18
760 Achtbuckelplatte. Frankfurt, um 1700 32
765 Getiefte Schale auf drei Kugelfüßchen. Frankfurt,
1. H. 18. J. '22
770 Paar kleine Fächerplatten. Blaudekor. Frankfurt,
Anf. 18. J. 59
773 Zwei gleiche Teller. Frankfurt, um 1700 16
774 Walzenkrug. Blaudekor. Frankfurt, Anf. 18 J. 14
777 Mittlerer Birnkrug. Tiefblauer Dekor. Ansimcti, 18. J. 14
7S1 Walzenkrug. Blaudekor. Ansbach, 18. J. 39
783 Walzenkrug. Dekor in Scharffeuerfarben. Erfurt. 1747 41
784 Fayenceteller. Dekor in Scharffeuerfarben. Höchst,
Mitte 18. J. 30
785 Kleiner Birnkrug. Künersberg, 18. J. 25
791 Gesichtstasse, in 4 Farben dekoriert. Mosbach, 18. J. 11
795 Schüssel. Manganvioletter Dekor. Proskau, 18. J. 30
797 Wandbrünnchen in Scharffeuerfarben. Rouen, 18. J. 20
810 Urbino-Schale, datiert 1552 85
811 P.esaro-Teller. 17.—18. J. 39
814 Majolikateller. Italien, 18. J. 22
815 Majolikaschale, flach, auf Trichterfuß. Italien, 18. J. 22
819 Majolikaplatte. Amor vor Arkade. 18. J. 24
823 Polychromer Teller. Delft, um 1700 36
826 Zwei gleiche Teller. Blaudekor. Delft, 18. J. 22
832 Ovale Schale, blau dekoriert. Delft, 1. H. 18. J. 30
834 Platte mit Blaudekor. Delft, um 1700 60
837 Paar bimförmige Vasen mit blauem. Blumendekor.
18. Jahrhundert 15
Ton und Steinzeug.
856 Terrakottagruppe. Pieta. Bologna, 16. J. 120
866 Fünf fränkische und römische Tonkrüge 10
871 Westerwälder Walzenkrug, blaugrau. Westerwald,
17. Jahrhundert ‘ 12
873 Westerwälder Palmettenkrug, blaugrau. Westerwald,
Ende 17. .1. 30
876 Zwei kleine Frechener Bartmannskrüge. Ende 16. J. 12
877 Drei Westerwälder Henkelkrüge, graublau, 18.—19. J. 7
879 Fünf verschiedene Kölner und Raerener Steinzeug
krüge. 16. u. 17. J. 20
3liesen6ifderfäfscfmngsprozej3 in fffamßurg.
Aus Hamburg wird uns gemeldet:
Zwei Wochen lang hat hier ein Bilderfälschungsprozeß
gedauert, der größer war als irgendeiner, an dcri sich die
Kenner der europäischen Kriminalgeschichte erinnern können.
Bilderfälschungen hat es immer gegeben, seit es Bildersamm
ler und Museen gibt, aber nie hatten es die Fälscher zu einem
so wohlorganisierten, so frechen und ausgebreiteten Ge
schäftsbetrieb gebracht wie die, denen hier der Prozeß ge
macht wurde. Hamburg ist als Sitz für eine derartige Gesell
schaft sehr gut gelegen: Hierher kommen Menschen aus aller
Welt, Hamburg ist ein herrlicher Absatzmarkt. Hier hatten
die Herren P e i t z und Cordes leichte Arbeit. Die beiden
Männer sind alte Geschäftsfreunde,' sie haben es schon immer
mit Ersatzwaren versucht, zuerst im Jahre 1911, machten sie
sich an die Erzeugung von künstlichem Eiweiß. Die Sache
ging gut, sie wurden reich und hatten eigentlich genug für
ihr Leben.
Aber ein tüchtiger, schaffensfreudiger Mann schafft auch
dann, wenn er es nicht mehr nötig hat. Unsere beiden Freunde
waren wahre Genies des Ersatzes, für sie gab es kein Ermat
ten, kein Rasten. In der Inflationszeit war das Interesse der
Tausende anderen Schieber, die plötzlich reich geworden
waren und nicht wußten, wohin sie ihr vieles Geld und ihre
neuerwachte Begeisterung für die Kunst tun sollten, in hohem
Grade auf Antiquitäten, auf Kunstschätze aller Art gerichtet.
Es war mehr Bedarf da als Ware, ganz so wie es früher beim
Eiweiß der Fall gewesen war. Peitz und Cordes erfaßten die
neue Konjunktur, sie entschlossen sich, die knappen Vorräte
zu strecken. Sie besorgten das Geschäft gründlich, kein Maler
wurde bevorzugt, alle kamen daran: Segantini, Liebermann,
Corot, Vlamingk, Defregger, Griitzner, Clarenbach, Monet,
Lairesse, Seeger, Lenbach, Daumier, Sisiey, Cezanne, Zorn,
Menzel, Gebhard, Spitzweg usw. Fünfhundert Bilder fand man
noch bei den Fländlern; 110 waren Gegenstand gerichtlicher
Auseinandersetzungen.
Peitz fing mit echten Bildern an. Er, der gewandte
Schieber, verstand es, sich immer Lebensmittel zu verschaffen,
und das ebnete ihm in den schweren Nachkriegsjahren, als es
noch Brot- und Mehlkarten gab, aber kein Brot und kein
Mehl, viele Wege, öffnete ihm viele Türen. Man erfuhr in
dem Prozeß, daß der Schwindler damals mit berühmten Malern
wie Max Liebermann und Lovis Corinth in Geschäftsver
bindung gestanden ist. Diese Geschäftsverbindung wuchs den
Künstlern, die sich das Flandeln mit einem Mann, wie es Peitz
ist, einfacher vorgestcilt haben, sehr bald über den Kopf.
Er ließ nicht locker, und wenn sie ihn loswerden wollten, so
hängte er ihnen einen langwierigen und peinlichen Zivilprozeß
an, schrieb ihnen grobe Briefe, bis sie wieder ein Bild her
gaben. Es war richtige Erpresserarbeit, die er da leistete.
1920 schrieb er an Liebermann: Malen Sie ein Oel-
bild von mir selbst für 18.000 Mark, wie es Corinth auch getan
hat. Das Geld habe ich für Sie im Safe liegen. Liebermann
schrieb im selben Jahr an den Händler: Die Pakete mit Wurst,
Zucker und Mehl habe ich erhalten. Dafür schicke ich Ihnen
vier Radierungen, die je 400 Mark kosten. Bei nächster Ge
legenheit werde ich Ihnen noch ein kleines Bild schicken. Von
weiteren Lebensmittelsendungen bitte ich jedoch abzusehen.
Im Jahre 1922 war Herr Peitz aber schon viel frecher.
Da schrieb er an den alten Liebermann: Da sind mir Künstler
wie Corinth, der alte Grützner und Geheimrat Preli doch
lieber als Sie. Wenn Sie Luxuspreise verlangen, dann ver
zichte ich.
Und in einem andern Brief heißt es mit noch größerer
Frechheit: Corinth hat mir nicht nur zehn Gemälde, sondern
auch eine Menge Radierungen überlassen. Sie könnten mir
auch mehr Bilder zukommen lassen, aber Undank ist der Welt
Lohn. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, er kann gehen.
Ich bin Kaufmann, so gut wie Sie Künstler sind. Bei Ihrem
hohen Alter besteht die Möglichkeit, daß Sie sterben können,
bitte, regeln Sie doch die Angelegenheit vorher, ich nehme an,
daß Sie ein guter Deutscher sind, ein Mann von Wort, wie
ich es immer gewesen bin.
So erpreßte er von den Malern, die nicht wußten, wie
sie den Kerl loswerden sollten, Bild auf Bild und verdiente
große Summen daran. Das Porträt, das er bei Corinth bestellt
hat, wurde verkauft und später in der Nationalgalerie aus
gestellt. Dort hängt jetzt das Porträt des Bilderfälschers ...
Nachdem er so Uebung im Verkehr mit Künstlern er
worben hatte, traute er sich auch an riskantere Unternehmun
gen heran. Er verlangte von einigen Malern, daß sie Gemälde
alter Meister kopieren und ihre Unterschrift, ihr Künstler
zeichen, nicht auf die Kopie setzen sollten. Einige arme Maler,
die ihre eigenen Bilder nicht los werden konnten, ließen sich
wirklich auf die Sache ein, obwohl es ja ganz klar war, was
mit den unbezeichneten Kopien geschehen sollte. Andere
Maler wieder ließen sich einreden, daß es sich um eine harm
lose Sache handelte, alle waren sie, auch wenn sie Verdacht
schöpften und ihre Verbindung mit dem Händler aufgaben,
nicht energisch genug, um eine Anzeige zu erstatten. Hatte
Peitz aber die Kopien erst einmal — er bekam sie billig, zahlte
den armen Malern Preise, die kaum die Leinwand und die
Farben vergüteten —, so wurden sie präpariert. Zunächst
brauchten sie einmal die Signatur des Meisters. Die stellte
Herr Peitz meistens her. Dann hieß es, den Bildern das Aus
sehen alter Stücke zu geben. Dazu wurden sie geräuchert, so
wie man Schinken räuchert. Wenn diese Prozedur beendet
war, merkte man wirklich nicht mehr, daß erst vor ein paar
Tagen die Farben getrocknet warqn. Dann brauchte man noch
Gutachten über die Echtheit der Bilder. Das machen wir!
sagte sich Herr Peitz. Zum Teil wurden die Gutachten ge
fälscht, zum Teil wurden die Sachverständigen betrogen. Alles
ging wie geschmiert.
Verkauft wurden die Waren durch den Kompagnon
Cordes. Der Herr Cordes verwandelte sich in einen Ritter
gutsbesitzer, der Stücke aus seiner Sammlung verkaufen
wollte. Er inserierte in den Zeitungen und fand in allen
größeren deutschen Städten seine Abnehmer. Vor dem Ver
kauf wurden die Bilder nochmals behandelt, man gab ihnen
mit essigsaurer Tonerde das etwas verwaschene Aussehen
alter Bilder, man klebte auf die Rückseite aufgeweichtes
altes Zeitungspapier, das in schwarzem Kaffee getränkt wor
den war und so einen altertümlichen Eindruck machte. Solche
Bilder kauften jetzt bekannte Sammler, Kunsthandlungen,
lauter Leute, die gewohnt sind, mit Bildern umzugehen und