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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 19 
in Düsseldorf hat selber ausgesagl, daß er van Goghs für seinen 
Bruder restauriert habe, und die polizeiliche Untersu 
chung fand auch van Goghs in diesem Atelier. Nun ist dringend 
die Frage zu stellen: sind diese van Goghs beschlagnahmt wor 
den und wurden sie untersucht? Oder sind diese van Goghs 
inzwischen beiseite gebracht worden? Hier liegt ein sehr 
wichtiger Punkt der Untersuchung! 
(Benediktinische Kunst.) Während der Hildegardis-Woche 
ist in Bingen eine Ausstellung von Werken der Beuroner 
und Maria Laacher Kunst zu sehen. Von der Beuroner 
Schule sind da u. a. die Kartons zum Kreuzweg der Stuttgarter 
Marienkirche, zum Marienleben in Emaus-Prag, sowie Natur 
studien des Begründers der Schule, P. Desiderius Lenz. Von 
Maria Laach die Entwürfe zu den Fresken der Pfarrkirche in 
Düdelingen (Luxemburg), eine prächtige Paulus-Büste, die 
künstlerisch ausgestatteten Bände der Ecclesia orans u. a. Die 
Chorfrauen der Abtei St. Hildegard in Ei'bingen haben auch 
ihr Teil beigesleuert: köstlich gestickte und entworfene Kir 
chengewänder, kleinere kirchliche Gebrauchsgegenstände, feine 
Aquarelle und Zeichnungen. Besonders fesselnd ist eine in 
Eibingen hergestellte genaue Kopie des Wiesbadener H i 1 - 
degardis-Kodex. Dem Gedächtnis der Seherin von Bin 
gen ist auch die historische Ausstellung gewidmet. Zuerst Dar 
stellungen der Burg Böckelheim im Nahetal unweit Kreuznach, 
wo St. Hildegard 1098 zur Welt kam, dann Bilder, Stiche und 
Steintrümmer vom Kloster Disibodenberg, wo Hildegard jung 
war; dann das von ihr gegründete Kloster St. Rupertusberg 
während der Zeit seines Bestehens bis zum melancholischen 
Abbild seiner Ruinen. Gemälde von Hildegards ärztlicher 
Tätigkeit; Hier heilt sie Blinde, treibt dort den Teufel aus einem 
Besessenen, reicht da mit gütigem Lächeln einem kranken 
Bettler eine Verordnung. „Sanct Hildegard, Patronin der 
Aerzte" — steht unter letzterer Malerei. — Kloster Elbingen, 
Hildegards letzte Stätte, macht in seiner alten und neuen Ge 
stalt den Beschluß. 
(Die Carnegie-Ausstellung 1929.) Die 28. internationale 
Ausstellung des Carnegie-Instituts in Pittsburg findet vom 
17. Oktober bis 8, Dezember statt. Homer S a i n t-G a u d e n s. 
der Direktor der Abteilung der schönen Künste, ist im Juni 
aus Europa zurückgekehrt, wo er Künstler in England und 
Frankreich, Holland und Belgien, Deutschland, Oesterreich und 
der Schweiz, Skandinavien, Spanien und Italien, Polen, der 
Tschechoslowakei und Rußland besucht hat; alle diese Länder 
werden auf der Ausstellung vertreten sein. Die europäischen 
Mitglieder der Jury sind diesmal Andre Dunoyer de Segonzac, 
Vivian Forbes und Wladyslaw Jarocki; dazu kommen drei 
amerikanische Juroren. In diesem Jahr tritt zum erstenmal 
die Preisstiftung Albert C. Lehman in Wirksamkeit, nach 
der das beste Bild der Ausstellung mit 2000 Dollars ausge 
zeichnet und zu dem festgesetzten Preis bis zur Höhe von 
10.000 Dollars angekauft wird. 
(Diebstahl in einer Kunstausstellung.) In der Ausstellung 
des sächsischen Kunstvereines in Dresden ist die 20 cm 
hohe Bronzefigur „Pfeifender Junge" von Ernst Gräm er 
(Dresden) aus einer geschlossenen Glasvitrine gestohlen 
worden. 
(Italienische Kunst in London.) Die ursprünglich für 1931 
geplante große Ausstellung italienischer Kunst in 
London wird bereits von Jänner bis März nächsten Jahres 
stattfinden. Auf der Ausstellung werden Museen und Privat 
sammler aus allen Ländern Europas vertreten sein; aus Eng 
land haben König Georg, Viscount Lase eiles, Lord 
Crawford und Ballarres, der Herzog von Northum- 
berland, Lord A 11 e n d a 1 e, Lord M e 1 c h e 11, die Na 
tionalgalerien von Schottland und Irland ihre Beteiligung in 
Aussicht gestellt. Sir Joseph Duveen hat es übernommen, 
Leihgaben aus dem amerikanischen Privatbesitz zu vermitteln. 
MUSEEN. 
(Neuerwerbungen der Berliner Nationalgalerie.) Für die 
Bildsammlung der Berliner Nationalgalerie, Abteilung Kron- 
prinzen-Palais, sind in der letzten Zeit eine größere Anzahl 
Neuerwerbungen aus der modernen Kunst getätigt worden, 
u. a. ein Polyptychon von Emil N o 1 d e „Die Kreuzigung" 
ein Bildnis des Clown Grock von Erich Haeckel aus dem 
Jahre 1927, ein Viermännerporlrät von Ludwig Kirchner; 
Otto Müller, Kirchner selbst, Haeckel und Schmidt-Rottluff, 
ein Selbstbildnis von Max Beckmann aus dem Jahre 1927, 
von Karl Hofer (1928) und von Slevogt aus seiner 
Münchener Frühzeit. Das bekannte Großbild von Theodor 
Däublers von Otto D i x (1927) ist ebenfalls erworben wor 
den. Von Plastiken sind zu nennen „Die Kauernde" von Edwin 
S c h a r f f und ein Bronzekopf Slevogts von Georg Kolbe. 
(Rückgang der Besucherzahl in den Berliner Museen.) 
Der Berliner „Vorwärts" schreibt; Eine Aufstellung der Be 
sucherzahl der Staatlichen Museen in Berlin für das erste 
Halbjahr zeigt gegenüber dem Vorjahre bemerkenswerte Ver 
änderungen. Durchschnittlich ist ein Rückgang von 10 bis 
15 Prozent zu verzeichnen, für einige Sondersammlungen, wie 
das Zeughaus, sogar bis zu 30 Prozent. Bezeichnenderweise 
ist gegenüber der Vergleichszeit des Vorjahres der Besuch 
sowohl im Alten und Neuen Museum wie im Kaiser-Friedrich- 
Museum nicht unwesentlich zurückgegangen. Was die Ver 
schiebungen innerhalb der einzelnen Monate anlangt, so ist 
besonders kennzeichnend der Rückgang in den Monaten Mai 
und Juni, also zur Zeit der Festspielwochen, was nicht ge 
rade eine Empfehlung der Festspiel-Sektio ndarslellen kann. 
Auch die Besucherzahl im Schloß-Museum wie im Zeughaus 
ist recht erheblich gesunken, mit Ausnahme des Monates 
Juni. Einen Rückgang hat auch das Museum für Völkerkunde 
durchweg zu verzeichnen. In der Statistik ist noch die Samm 
lung für deutsche Volkskunde und Kunstbibliothek aufgeführt, 
wovon insbesondere die letztere sich eines bemerkenswerten 
hohen Besuches in den Wintermonaten des Jahres erfreuen 
konnte. Insgesamt haben die statistisch erfaßten Museen im 
Monat Jänner 56.980, im Februar 53.172, im März 72.618, im 
April 78.706, im Mai 55,687 und im Juni 61.815 Personen be 
sucht. 
Abgesehen von den besonderen Ursachen, die wechseln 
der Art sind, sprechen auch allgemeine Faktoren mit. Die 
Museen in der bisherigen Form sind über 
lebt, die Glorie, die sie in dem Zeitalter der bürgerlichen 
Kunstbildung umgab, ist endgültig verstorben. Es gilt nun 
Museen zu schaffen, die Volksbedürfnissen ent 
sprechen. Dafür sind zurzeit aber weder Verständnis 
noch Neigung an den maßgebenden Stellen zu spüren. Und an 
Mitteln dafür dürfte es auch fehlen. 
(Diebstahl Im Wiener Naturhistorischen Museum.) Aus 
dem Schausaal XI des Naturhistorischen Museums in Wien 
wurde ein Mondidol aus gebranntem Ton gestohlen. Das 
Idol hat hohen wissenschaftlichen Wert und stammt von den 
Ausgrabungen des Wirtschaftsrates Serascin in Au an der 
Leitha. Es gehört der Zeit von 500 bis 600 vor Christi an 
und war in einem offenen aufgebauten Grab angebracht. 
(Ein Bellini-Museum in Catania.) In dem Geburtshaus 
des italienischen Komponisten Bellini in der Stadt Ca 
tania wurde ein Bellini-Museum eröffnet. Es enthält eine 
geschlossene Sammlung der Musik - Manuskripte des Kompo 
nisten sowie eine stattliche Anzahl von Bildnissen Bellinis. 
VOM KUNSTMARKT. 
(Versteigerung bei Lepke in Berlin.) Vom 15. bis 17. Ok 
tober findet in Rud. Lepkes Kunst-Auctions-Haus in Berlin 
eine Versteigerung von Antiquitäten statt, deren Be 
stände sich aus der Sammlung L. M. (Berlin), der Porzellan 
sammlung A. B. (Berlin), der Sammlung japanischer Farben 
holzschnitte Albert W i 1 1 n e r (Berlin), und anderen Beiträ 
gen zusammensetzt. An Möbeln kommen zahlreiche Arbei 
ten der Renaissance zum Ausgebot, namentlich Florentiner 
Kredenzen und gute Sitzmöbel. Einen besonderen Hinweis ver 
dienen zehn prachtvolle Louis-XVI.-Sessel mit reich gestickten 
Gobelinbezügen bezw. alten geprägten Lederbezügen, ferner 
zwei venezianische Renaissancesessel, die aus der Versteige 
rung der Sammlung Mühsam stammen und seinerzeit beson 
ders hoch bewertet worden sind. Unter den Textilien sind 
erwähnenswert: Ein alter Uaschakteppich mit zwei Reihen von 
Gebetnischen, eine große französische Pointstickerei und einige 
gotische Samte. 
Die Porzellansammlung enthält plastische Arbei 
ten und Gefäße aller deutschen Manufakturen und einige fran 
zösische Stücke. Wir erwähnen ein paar vorzügliche Fuldaer 
Figuren, die sich ja bekanntlich eines besonders starken Inter 
esses der Sammler erfreuen, eine vorzügliche Ludwigsburger 
Gruppe mit einer allegorischen Figur unter einem hohen Baum 
und verschiedene besonders qualitätsvolle Stücke von Meissen 
und Höchst. Unter den Geschirren ist Nymphenburg gut ver 
treten, desgleichen die Frühzeit Meissens mit Höroldarbeiten. 
Es gibt auch interessante Stücke mit Hausmalereien. 
Die ausgezeichnete Sammlung japanischer Farbenholz 
schnitte Albert W i 11 n e r (Berlin), wird voraussichtlich gro 
ßem Interesse begegnen. Sie bietet hervorragende Gelegenheit, 
sich das gerade Fehlende anzuschaffen, da alle Zeiten, Gat 
tungen und Techniken mit guten Blättern vertreten sind. Be 
sonders hinzuweisen wäre auf eine ungewöhnlich große An 
zahl primitiver Blätter, auch der hervorragend schönen Uta- 
maro-iSammlung, darunter ein schönes Blatt mit Gold gehöht 
auf Mira-Grund und einige recht interessante und seltene 
Hashirakakushi (Pfostenbilder). Von großem Spezialinieresse 
ist auch die mit außerordentlicher Sachkenntnis gesammelte
	        
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