MAK
Nr. 19 
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 203 
Fig. 7. Johannes der Täufer, Florenz, um 1500 (Meister der 
Johannesstatuetten). 
(Sammlung Emil Weinberger.) 
Die Bewegung der arbeitenden Frauen, höchst mar 
kant gestaltet, schafft jene besondere Stimmung 
schwülen Sommertages. Konturhaft breitet sich der 
breite Himmel, Paul S i n k w i t z packt am stärk 
sten mit den ,,Schlafenden Kindern“. Der „Spuler“ 
und der „Dudelsackpfeifer“ sind in ihrer Grund 
stimmung düster und voll Melancholie. Sinkwitz 
wahrt in seinen Arbeiten die gute Mitte. Daß Hans 
Grundig durch Dix sehr beeinflußt ist, spürt man 
auf den ersten Blick. Seine Menschen lassen mit 
leiden durch ihre Zerrissenheit. Karg in den Mitteln, 
bleibt dennoch ein kräftiger Eindruck. Berger- 
Bergners „Landpartie“ mutet an wie eine Fili 
granarbeit; in ihr blüht ein großer Horizont und 
große Heiterkeit, wogegen die Dürftigkeit des wan 
delnden Ehepaares erheblich absticht. Oestliche 
Motive bringt Jakob Steinhardt, der über gran 
diose Mittel der Gestaltung verfügt. Das „Dorf im 
Winter“ und „Begräbnis“, beide mit gleichnishaften 
Hintergründen, brennen geradezu in der Ekstase der 
jüdischen Männer und Frauen. Der Schnitt „Vor 
der Synagoge“ wuchtet mit gespensterhaften Men 
schen und Schatten. Die satirischen Blätter von 
Prof, Rössing „Mein Vorurteil gegen diese Zeit“ 
erinnern durchwegs an den großen Vorgänger 
Daumier. Es sind einfach entzückende Sachen. 
„Ballgeflüster“ zeigt die ganze Hohlheit der Bildungs 
philister, wie sie kein Geringerer als Nietzsche ge 
geißelt hat. Den bittersten Beigeschmack hinterläßt 
das Schmockgesicht des „Winkelredakteurs". Hier 
kämpft die moralische Verlogenheit unseres Zeit 
alters ihren Strauß gegen die Apostel selbstloser 
Gerechtigkeit. Rössing ziemt unbedingt größte Be 
achtung für die Zukunft. 
Die neuesten Arbeiten Franz Masereels 
bilden wieder den Höhepunkt dieser Sammlung mo 
derner Holzschnitte. Die harte Fläche beseelt ein 
ungeheurer Schöpfungswille. Drei Schnitte blenden 
Herz und Auge: „Schwere Gedanken“ „Die Beute" 
und „Die Terrasse“, „Schwere Gedanken“ ist für 
mich das schönste Bild. Sinnendes Mädchen, prall 
vorgedrängt, mit endloser Perspektive. Im Schnitt 
„Die Beute' kommt der soziale Ankläger zu kühn 
ster Geltung. Ein Erlebnis! 
Alles in allem: Für dieses geschickte Arrange 
ment moderner Holzschnitte gebührt dem Veran 
stalter J, S a n d e 1 die größte Anerkennung. 
398. JCunstauktion des Dorotheums. 
Das Dorotheum in Wien leitet seine Herbstsaison 
am 10. Oktober mit einer für drei Tage berechneten Verstei 
gerung ein, deren Material sich vorwiegend aus der Sammlung 
eines Brunner Großindustriellen und dem Nachlaß Ernst 
Herzfelder zusammensetzt. 
Der Schwerpunkt liegt in den Gold- und Silbergegen 
ständen, unter denen Objekte von großem Kunstwert vorhan 
den sind. So finden wir da ein Paar gedeckter Terrinen mit 
dazugehörigem Plateau, die die geschätzte Marke John 
Römer, London, tragen und 1768 erzeugt wurden. Die Ter 
rinen, die unsere Abbildung (Fig. 8) zeigen, ruhen auf vier 
Volutenfüßen, die in Hermenköpfen auslaufen. Sie haben 
Rocaillenhenkel und sind ringsum reich graviert. Im Me 
daillon weisen sie einerseits das Königswappen, anderseits 
das Wappen der Grafen Palffy auf. Im Innern befindet sich 
ein gehämmerter Einsatz, als Krönung des Deckels erscheint 
eine sehr weiche, sorgfältigst ziselierte Gruppe von Arti 
schocken, Schwämmen, Blattwerk etc. Das Silbergewicht der 
Terrinen beträgt 12.400 Gramm, ihr Schätzwert ist 48,000 
Schilling. 
Derselben Provenienz sind auch ein Paar großer Plateaus 
mit Rocaillenfüßen (Marke Nie. Sprimont) und ein Fruchtkorb 
mit dem Spiegelmonogramm eines Grafen Palffy. Schätzungs 
preis jeder der beiden Nummern 16,000 Schilling. Eine inter 
essante Arbeit ist ein aus dem Jahre 1562 stammendes goti 
sches Ziborium aus vergoldetem Silber, das von einer mit 
Eichenlaub verzierten Dülle zur Aufnahme des Kruzifixes ge 
krönt ist. Ein sehr reichhaltiges Reisenecessaire lobt seinen 
Meister Christian Drentwett den Jüngeren, der von 1754 
bis 1801 in Augsburg gewirkt hat. 
Porzellan und Glas sind sehr gut vertreten. Beim Por 
zellan dominiert die Wiener Blaumarke, die bis auf Du 
Pacquier zurückreicht.. Ein Prunkstück ist eine bauschige 
Flasche von flachgedrückter Form, bemalt in bunten Farben 
mit Chinoiserien zwischen bunten, blühenden Stauden. Fuß 
und Mündung mit Schraubverschluß in vergoldeter, reich 
profilierter Augsburger Silbermontierung. (Schätzwert 14.000 
Schilling.) 
Unter den Gemälden älterer Meister ragen das Bildnis 
des Ratsherrn Hieronymus Grimani von Tintoretto, der 
„Schloßteich" von David Teniers und der „Viehmarkt" von 
Benjamin Cuyp hervor. Daneben finden wir ausgezeichnete 
Arbeiten von Carl S c r e t a (ein Heiliger hält das Christus 
kind im Arm), Palma Giovine (Urteil Salomos), Franz 
Werner Tamm (Jagdstilleben) u. a. Unter den modernen 
Gemälden begegnen wir Namen wie Rudolf v. A 11 (Salon und 
Arbeitszimmer des Dr. Johann Baptist Engerth in Wien), 
Egger -Lienz (der Sensendengler), Klimt (Antike 
Szene), Hugo Kauffmann (Bauernmädchen), L e n b a c h 
(Bildnis einer Frau in schwarzer Mantille), Max Lieber-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.