Nr. 16
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 151
Pierre, Neu-Caledonien und Tahiti. Auch unter dem Alt-
Europamaterial 'befindet sich manch begehrtes Stück, so z. B.
Braunschweig 1863; 1 / 3 Sgr., durchstochen (Ausrufspreis 200 S),
Lombardei 1858/59; 4 kr,, Zeitungsstempelmarke (Ausrufspreis
70 S), sowie 2 Schweizer Kantonalmarken, Waadt 5 C. (Aus
ruf 130 S) und Neuenburg 5 C. (Ausrufspreis 220 S). Diese
Marken gelangen zusammen mit einer großen Anzahl weiterer
Lose in allen Preislagen von 6 S aufwärts in den Briefmarken
auktionen am 6. bezw. 13. September zur Versteigerung.
(Prozeß um die „Weiße Postmeister - Marke“,) Eine der
berühmtesten Briefmarken der Welt, die sogenannte „Weiße
Postmeister-Marke", stand seit Jahren im Mittelpunkt
eines Prozesses, der dieser Tage entschieden wurde. Die um
kämpfte Briefmarke wurde 1845 mit der Hand ausgestellt,
lautet auf IG Cents und trägt die Signatur James Buchanan,
Postmeister von Baltimore. Die Marke wurde vom Postmeister
für den englischen Schauspieler B. Webster, der damals in
Baltimore weilte, ausgestellt. Webster nahm sie nach England
mit und verkaufte sie später an Bischof Troughton von
Lancashire, der Briefmarkensammler war. Nach dem Tod des
Bischofs vererbte sich seine Briefmarkensammlung in der
Familie und kam schließlich an seinen Enkel Albany
T r o u g h t o n in Toronto (Kanada). 1928 fuhr die Schwieger
mutter Troughtons, Frau Erskine, nach New York und nahm
die Briefmarkensammlung mit, die von einem Händler geschätzt
werden sollte. Frau Erskine geriet an den Briefmarken
sammler Murry Bartels, -der 200 Dollar für die Sammlung
bot. Frau Erskine erschien dieser Betrag so hoch, daß sie
dem Händler die Sammlung überließ. Mit Entsetzen erfuhr
der Schwiegersohn vom Verkauf, da er wußte, daß allein die
weiße Marke mehrere tausend Dollar wert war. Der Händler
dachte nicht daran, die Sammlung zurückzugeben, und so kam
es zu einem Prozeß, der in allen Instanzen bi® vor dem
Obersten Gerichtshof des Staates New York ausgefochten
wurde. Hier wurde der Händler dazu verurteilt, außer den
bereits: gezahlten 200 Dollar 9260 Dollar zu leisten, da allein
der Wert der „Weißen Postmeister-Marke“ auf 8800 Dollar
geschätzt wurde. Troughton konnte den Prozeß gewinnen,
da er nachwies, daß er seiner Schwiegermutter keine Er
mächtigung zum Verkauf der Sammlung erteilt hatte.
VERSCHIEDENES.
(Ferdinand Katona f.) Aus Budapest wird uns ge
schrieben; Mit dem Landschafter Ferdinand Katona, der
eben im Alter von 68 Jahren gestorben ist, schied ein Original
dahin, wie es seihst im Lande der Bohemien® nur selten! an
zutreffen ist. Er malte ungemein viel, aber er konnte sich nie
entschließen, ein Bild aus der Hand zu gehen, Zwang iihn die
Not dazu, Geld zu erwerben, so verkaufte er nicht die Origi
nalbilder, sondern Kopien, die er zu diesem Zwecke anfer
tigte. Im Laufe der Jahre häuften sich so in seinem Atelier
-die Bilder, die er wie ein Zerberus bewachte, E® sind denn
mehrere tausende zurückgeblieben, die jetzt wohl auf den
Markt kommen werden, wenn er nicht, was man noch nicht
weiß, testamentarisch anders darüber verfügt hat.
(Die Sammlungen auf Schloß Tetschen.) Der tschechoslo
wakische Staat hat, wie uns aus Prag berichtet wird, nach
längeren Verhandlungen das Schloß Tetschen a. d. Elbe
gekauft, das sich seit Jahrhunderten in dem Besitz der gräf
lichen Familie Thun-Hohenstein befunden hat. Von
der Kaufsumme, die bisher nicht genannt wird, werden etwa
28 Millionen Kc für Steuerschulden des derzeitigen Besitzer®,
Grafen Franz Anton Thun-Hohenstein abgeschrieben.
Der Staat verhandelt auch über den Ankauf der wertvollen
Waffen- und Bildersammlung sowie der großen 65.000 Bände
zählenden Bücherei des Schlosses, für die -das Unterrichts
ministerium Interesse zeigt.
(Die größte Sammlung von Reproduktionen der Welt.)
Der Universität London ist von dem Kunstsammler Sir
Robert Witt eine Sammlung von 400.000 Photographien und
Reproduktionen der europäischen Kunstschulen geschenkt
worden. Die Sammlung, die größte ihrer Art, stellt ein einzig
artiges 'fast vollständiges Repertorium der europäischen
Malerei in Reproduktionen dar, Eine Geldsti'itung ermöglicht
es, jährlich die Sammlung um 20.000 Stück zu bereichern,
(Vereitelter Schmuggel von Kunstgegenständen.) Aus
Kasch au wird uns berichtet; Auf der .Station Losonc
wurde ein mach Budapest bestimmter Waggon angehalten, der
Kunstschätze im Werte von einer Million Kronen
enthielt, Die Schätze stammen aus der Verlassenschlaft nach
dem verstorbenen Präsidenten des ungarischen Abgeordneten
hauses Stephan von iRakofszky, der bei Rosenberg seinen
Besitz hatte. Eine Kommission wurde nach Losonc entsandt,
die den Inhalt des Waggons überprüfte. Unter den Kunst-
schatzen 'beifanden sich .gotische und Barockmalereien, mehrere
wertvolle Altarlbecken, alte Kirehemfahnen, alte Bibeln und
'wertvolle jg'esdbidhtlMahe Dokumente. Auch lüjber Kasch.au
wurde ein Waggon nach Budapest aibgeifertigt, 'der gleichfalls
angehalten wurde. Wie verlautet, werden die Kunstschätze
enteignet und ein Verfahren wegen versuchten 'Schmuggels
eiriigelei'tet werden. '
v
MUSEEN.
(Der Einbruch im Wiener Heeresmuseum.) Die Wiener
Polizei hat die sechsköpfige Bande verhaftet, die seinerzeit
im Heeresministeri'um in Wien eingebrochen und
120 Maria-Theresien-Orden, historische Tapferkeitsmedaillen,
zwei Schlüssel der Stadt Venedig aus der Zeit Radetzkys und
einen vergoldeten Ochsen (das Zunftzeichen der Wiener
Fleischhauer) im Gesamtwerte von 120.000 Schilling gestohlen
hat. Die Verhafteten gaben an, daß sie -die Schlüssel der Stadt
Venedig in der Nähe der Ankerbrotfahrik vergraben hätten;
tatsächlich wurden auf dem bezeächneten Platz die Schlüssel
sowie 60 .Stücke der zerbrochenen Ochsenfigur gefunden.
(Helmholtz - Reliquien.) Dem Deutschen Museum
in München, das 'bereits einen Augenspiegel und ein Tele-
stereoskop aus dem Besitz von Helmholtz zeigen konnte,
wurden von Professor Wachsmuth in Frankfurt ein Augen
modell, ein Stereoskop, Stimmgabeln, Prismen, Linsen und
Brillen überlassen, mit denen Helmholtz arbeitete,
(Ein Glockenmuseum in Laucha.) Am 19. Juni wurde in
dem kleinen Städtchen Laucha, das durch seine Glocken
gießereien weit über die Grenzen des Thüringer Landes hinaus
bekannt und berühmt ist, ein Glockenmuseum eröffnet.
Es ist in einer ehemaligen Gießerei untergebracht, die fast
200 Jahre im Besitz der Familie Ulrich gewesen ist, und
zeigt in anschaulicher Form die Entwicklung des Glocken
gusses. Damit kommt Laucha in den Besitz des ersten
Glockenmuseums der Welt.
(Die spanischen Königsschlösser werden Museen.) Ent
gegen der ursprünglichen Absicht, die Schlösser das enteigne-
ten Königs Alfons von Spanien in Schulen, Kranken
häuser und Gefängnisse umzuwandeln (der Präsident der Auf
sichtsbehörde über die spanischen Kunstschätze bezeichnet®
diesen Plan als „ein Verbrechen, eines Attila würdig“), wurde
beschlossen, das Königs schloß in Madrid und die
Paläste in Aranjuez und El Pardo in Museen um
zuwandeln.
VOM KUNSTMARKT.
(Das Internationale Kunst- und Auktionshaus in Berlin)
eröffnet am 15, August die neue Saison. An diesem Tage
gelangt in der Klopstockstraße 8 (Am Hansaplatz) eine Woh
nungseinrichtung zur Versteigerung, die Gemälde neuer Meister,
wie Werke von Ludwig Hoffmann, Brendel, Mühlig, sowie
komplette Zimmer und einige Antiquitäten enthält,
Ende August bringt das Kunst- und Auktionshaus in
seinen eigenen Räumen Mobiliar, Kunstgewerbe und Gemälde
alter und neuer Meister zum Ausgehot.
Für den 6. September kündigt das Internationale Kunst-
und Auktionshaus die Versteigerung der Villeneinrichtung
Grunewald, Paulsbornerstraße 44, an. Gemälde alter und
neuer Meister, unter diesen ein besonders, schönes Bild von
Zumbusch, eine große allegorische Darstellung aus der
Rubens - Werkstatt, Werke von Schreuer, Kotschenreiter,
Brandes, Krauische, Wuttke, Schräder, Hengeler, Dingler,
Passini, eine Anzahl von Luxusdrucken sowie eine große An
zahl von Perser-Teppichen, ein neuer Steinway - Flügel und
komplette Zimmer gelangen da zum Ausgebot.
(115. Kunstauktion bei Albert Kende.) Bei deT vom
21. bis 23. Juni von Albert Kende in Wien durchgeführten
115. Kunstauiktion (siehe Nr. 14/15 der „Internationalen Siamm-
lerzeiturig") wurden weiters folgende Preise (in Schilling)
erzielt;
Miniaturen und Aquarelle.
278 Louis-Antoine Co.llas, Porträt einer Tochter des
Zaren Paul I. als Regimentsinhaberin 1200
281 Johann End er, Junges Mädchen mit Rosen,
25 : 19 cm 100
284 Französisch, um 1780, Bildnis eine® Abbe 45
285 Französisch, um 1800, Bildnis eines Fürsten Suworow 50
285 a Französisch, um 1820, -Bildnis einer Prinzessin Su
worow 55
290 Peter Kraemer. Zwei Aquarelle; Weintrinker, je
22 : 18 cm 220