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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 7 
Skizze Beethovens zum „Erlkönig aus dem 
Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde Interesse. 
Eine völlige Neuentdeckung bildet die Korrespon 
denz des Leipziger Literaten Rochlitz mit dem 
Wiener Komponisten und nachmaligen Direktor der 
Hofbibliothek Ignaz von Mosel. Hier auch das 
Manuskript von Hugo Wolfs „Rattenfänger“. Ober 
halb der Pulte beiderseits schöne Ansichten aus den 
böhmischen Bädern und von den Städten und Stät 
ten, die in Goethes Leben eine Rolle spielten. Auf 
der gegenüberliegenden Seite die Quellen zum 
„Westöstlichen Diwan“, die ja großenteils auf die 
Wiener Orientalistenschule und im besonderen auf 
Hammier-Purg stall zurückgehen. Dort ist 
auch eine Vitrine der aus Linz stammenden Marianne 
von W i 11 e m e r gewidmet, welche Goethe zu den 
herrlichen Suleikaliedern, jenes Gedichtenzyklus in 
spirierte und die selbst zu demselben mehrere der 
schönsten beitrug, die der Dichter unter seinem 
Namen darin aufnahm. 
An zweiter Stelle steht Berlin, wo Prof. Dr. 
Anton Kippenberg, der Besitzer und Leiter des 
Inselverlages in Leipzig, seine großartige Goethe- 
Sammlung ausgestellt hat. Zwölf Säle der Akademie 
füllen die Schätze aus. Der Eingangsraum führt zu 
den Goethe-Städten Frankfurt, Leipzig, Straßburg, 
Zürich, Weimar, Rom, Jena, Karlsbad, Dornburg. Die 
grünlasierte Klauersche Terrakottabüste Goethes, 
der berühmten Klauerschen Goethemaske in Weimar, 
diesem schönsten Goethebildnis, kaum nachstehend 
überragt als Kunstwerk weit die Büsten, die Rauch 
und Tieck geschaffen haben. Der zweite Saal ist dem 
Goethe auf der Höhe seines Schaffens gewidmet. 
Vom „Decret für den Geheimbden Legationsrath D. 
Goethe“, dem frühesten Zeugnis von Goethes An 
wesenheit in Weimar, bis zu den bei Lebzeiten 
Goethes erschienenen Gesamtausgaben, ist in neun 
zehn Vitrinen alles Wichtige zu finden, was auf den 
Entwicklungsgang Goethes .sich bezieht. Ueber man 
ches Manuskript, das da unter Glas liegt, wird das 
Auge mit heiliger Scheu gehen. Die erste Fassung 
des Mondliedes in der Abschrift der Frau v. Stein 
ist da. Eine lateinische Eintragung in das Fremden 
buch des Brockenhauses, die Goethe später mit den 
Versen wiedergegeben hat: 
,,Wär‘ nicht das Auge sonnenhaft, 
die Sonne könnt' es nie erblicken: 
lag' nicht in uns des Gottes eigne Kraft, 
wie könnt' uns Göttliches entzücken?“_ 
Manuskriptseiten, Korrekturblätter aus „Dich 
tung und Wahrheit“ und so viele Dokumente sind 
da, die erweisen, daß Goethes Erkenntnisdrang schier 
unersättlich war. Ein Saal umfaßt das Fürstenhaus 
zu Weimar, ein anderer Goethes Familie und Vater 
stadt, einer der interessantesten den jungen Goethe. 
Einer enthält eine herrliche Silhouettensammlung, 
ein anderer ist dem größten Erlebnis Goethes Italien 
gewidmet. Theater und Musik, Naturwissenschaften, 
Werther und Alt-Weimar schließen sich an. Der 
große Hauptsaal ist ganz dem Faust geweiht, Hier 
kann auch der historisch und literarisch unbelastete 
Bürger wenigstens äußerlich ohne Mühe erkennen, 
wie aus der bescheidenen Volkssage das gewaltige 
Werk erwachte, das Goethe der Welt schenkte. Von 
der 1587 beim Frankfurter Buchdrucker Johann 
Spies erschienenen ersten aller Faustdichtungen 
„Historia von D, Johann Fausten, dem weitbeschrei 
ten Zauberer und Schwarzkünstler“ bis zu den ver 
schiedenen Ausgaben des Goetheseben Faust und 
den Ausgaben der Weltliteratur fehlt kaum ein be 
deutendes Stück. Die bildende Kunst ist mit den 
Faustillustrationen von Delacroix, Peter von Corne 
lius bis herauf zu Barlach, Slevogt und Jaeckel ver 
treten. Und in den Vitrinen liegen zwischen den ver 
schiedenen Ausgaben, Druckproben, Korrekturen, 
Stichen, Kupfern, Briefen, Andenken usw. herrliche 
Manuskripte. Eines der kostbarsten Kleinodien sind 
die Schlußzeilen des Chorus mysticus: „Alles Ver 
gängliche ist nur ein Gleichnis .. .“ Er sollte ursprüng 
lich Chorus in Excelsis heißen, aber Goethe hat die 
Ueberschrift schon im Manuskript geändert. 
In Basel zeigt die Universitätsbibliothek eine 
Goethe-Ausstellung, in der 43 aus Basler Besitz 
stammende Originalbriefe Goethes, sowie 7 Goethe- 
Autogramme, darunter einige Verse aus dem zweiten 
Teil des „Faust” sich befinden. Ueber 150 ebenfalls 
aus Basler Privateigentum zur Verfügung gestellte 
Handschreiben von Personen des Goethe 
kreises mit teilweise bemerkenswerten Erwähnungen 
des Dichters, vielfach durch zeitgenössische Porträt 
stiche ergänzt, machen die weitreichende Ausstrah 
lung seines Lebens sinnfällig; neben Briefen von 
Schiller, Herder, Kleist seien als seltenste Blätter 
erwähnt Schriftstücke von Käthchen Schönkopf, 
Friederike Brion und Karl Wilhelm Jerusalem. Die 
Beziehungen zu den wichtigsten Persönlichkeiten 
sind durch wertvolle Erst- und Frühausgaben Goe 
thescher Werke veranschaulicht. 
Interessante Goethe-Ausstellungen werden wei 
ters aus Bielefeld, Luzern, Amsterdam 
(Universitätsbibliothek), Groningen u. a. Städten 
gemeldet, 
Münzen und Medaillen von Goethe und dem 
Goethe-Kreis. 
Die Münzenhandlung Robert Ball Nachf, in 
Berlin, die schon im April 1930 eine interessante 
Goethe-Sammlung versteigert hat, bringt anläßlich 
des 100. Todestages Goethes am 19. April wieder 
eine ähnliche Sammlung auf den Markt. 
Der Katalog, wie bei dieser Firma immer, sorg 
fältig bearbeitet, gibt im Vorwort, das Dr. Waldemar 
W ruck geschrieben hat, eine Uebersicht über die 
bisher erschienenen Goethe-Medaillen. Darnach ent 
stand die erste Goethe-Medaille um 1780. Sie wurde 
von Boltschauer mit dem jugendlichen Brust 
bild des Dichters nach einem Bilde von Melchior 
geschaffen. Aus den folgenden Jahren kennen wir 
eine große Anzahl Skulpturen, Gemälde und Zeich 
nungen jeder Art: merkwürdigerweise wurden keine 
Medaillen angefertigt. Nur wenig wissen wir auch 
von einer im Jahre 1803 projektierten Medaille. 
Auch Napoleons Plan, durch seinen Hofinedailleur 
Denon um das Jahr 1806 Medaillen auf Goethe 
und Wieland anfertigen zu lassen, wurde nicht aus 
geführt; die damals entworfenen Zeichnungen sind 
bis heute noch nicht aufgefunden. Goethes Gönner 
und Freund, Karl von D a 1 b e r g, hatte in der Ber 
liner Medaillenanstalt von Loos nach einem Gips 
abguß von Kügelgens Medaillon eine Medaille be 
stellt (wohl um 1812), infolge des hohen Preises — 
Loos berechnete 60 Friedrichd'ors — aber ruhigere 
Zeiten abzuwarten geäußert. 
Die erste Goethe-Medaille, die der Katalog ent 
hält, ist die 1809 nach einem Modell von Posch 
in der k. Eisengießerei in Berlin geprägte einseitige 
Eisengußmedaille, Eine weitere Gußmedaille ist die 
berühmte S c h a d o w - M e d a i 1 1 e, die 1815 
zum 66. Geburtstage Goethes erschien. Von Rauchs 
weltbekannter Goethe-Büste wurden die beiden Me 
daillen von B o v y beeinflußt, von denen die erste 
aus dem Jahre 1824 durch den einen Lorbeerkranz 
haltenden Adler Goethes Neigung zur Poesie und 
die zweite aus dem Jahre 1831 seine Neigung zur 
Naturforschung symbolisiert. Anläßlich des 50 jähri-
	        
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