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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Seite 59 
gen Aufenthaltes Goethes in Weimar hatte der Ber 
liner Medailleur Brandt eine Jubiläumsmedaille 
in Auftrag erhalten. Sie wurde in wenigen Exem 
plaren hergestellt und dem Dichter am 7. Novem 
ber 1825 feierlich überreicht, ohne indes bei den Be 
teiligten Anklang zu finden. Nach den Stempeln 
dieser Fassung wurden aber 1925 anläßlich der 100. 
Wiederkehr des Gedenktages 12 Medaillen in Silber 
hergestellt und am Rande mit einer Nummer ver 
sehen. Eine von diesen zwölf (Nr. 6) kommt jetzt 
bei Balls Nachf. zur Versteigerung. Von der eigent 
lichen Jubiläums - Medaille, die in der endgültigen 
Fassung erst am 2. Oktober 1826 fertiggestellt wurde, 
enthält die Sammlung zwei Exemplare. 
Von den zahlreichen Medaillen, die anläßlich 
des 150. Geburtstages Goethes 1899 herausgebracht 
wurden, sei hier nur auf das Bronzemodell der offi 
ziellen Frankfurter Medaille, das aus dem Nachlasse 
des Medailleurs Hugo Kaufmann stammt, hinge 
wiesen, Es folgen dann die Medaillen des Verlages 
Balls Nachf. selbst, von denen der schöne Goethe 
kopf von Tor ff besondere Beachtung verdient. 
Den Beschluß der Goethe - Medaillen bildet eine 
große Anzahl undatierter Medaillen und Plaketten, 
Ein Abschnitt des Kataloges umfaßt S c h i 11 e r- 
Medaillen, von denen besonders die 1809 von Posch 
nach der 1808 entstandenen, jetzt verschollenen 
Wachsbossierung von Gerhard von Kügelgen mo 
dellierte und signierte hervorgehoben sei, In einem 
weiteren Kapitel ist der Weimarer Kreis be 
handelt: Fritsch, Herder, Meyer, Voigt und Wie 
land. Die Entstehung der Medaille mit den hoch 
verdienten Minister von Voigt, der mit Goethe eng 
befreundet war, geht auf den Dichter selbst zurück. 
Es gab zwei Stempel, von denen der zweite überaus 
selten, in der einschlägigen Literatur bisher unbe 
kannt, zuerst im Goethe-Katalog 1930, Nr. 125, er 
wähnt wurde. 
Von den Münzen und Medaillen des Wei 
mar i s c h e n Fürstenhauses stellt die 
Wermuth-Medaille die Kirche dar, in der Goethe ge 
traut wurde. 
Interessante Medaillen sind weiters: Die den 
„Fähigen und Fleißigen" verliehene Medaille mit dem 
„anziehenden" jugendlichen Porträt Karl Augusts 
und die überaus seltene goldene Medaille von 
F a c i u s, die dem Herzog „Protectoris bonarum 
artium" dargebracht wurde. Von den Münzen und 
Medaillen der deutschen Fürsten und Städte, die aut 
Goethe Bezug haben, sei auf die Prämienmedaillen 
der hohen Karlsschule in Stuttgart verwiesen, von 
denen die unter Nr, 259 verzeichnete für Medizin, 
dem jungen Schiller im Beisein Goethes verliehen 
wurde. 
Das letzte Kapitel des Katalogs umfaßt be 
rühmte Persönlichkeiten, welche Bezug auf Goethe 
und Schiller oder ihre Werke haben. Es sind da 
Medaillen auf Alfieri, Arndt, Beethoven, Devrient, 
Dürer, Geliert, Gluck, Grillparzer, Händel, Hegel, 
Humboldt, Kant, Klopstock, Theodor Körner, Leib 
nitz, Lessing, Linne, Mendelssohn, Metternich, Mo 
zart, Pestalozzi, Rousseau, Schopenhauer, Shake 
speare, Thorwaldsen, Richard Wagner, Winckei- 
mann, Friedr. August Wolff, Zelter u. a. 
Die Giturgische Bibliothek des JCauses Boürbon~*Parma. 
Ein Ereignis für Bibliophile: Die weltberühmte 
Liturgische Bibliothek des fürstlichen 
Hauses Bourbon-Parma kommt unter den 
Hammer, Ende Mai — den genauen Termin 
werden wir noch bekanntgeben — bringt das Mai 
länder Antiquariat Ulrico H o e p 1 i gemeinsam mit 
L, Giraud-Badin im Hotel Drouot in Paris 
die einzigartige Sammlung zur Versteigerung. 
Die Gründung der liturgischen Bibliothek geht 
auf Karl II. zurück, der im Jahre 1847 der Witwe 
Napoleons I., Maria Louise, in der Regierung Parmas 
folgte. Im März 1849 verzichtete er zugunsten seines 
Sohnes Karls III. auf den Thron und zog sich auf 
sein Schloß Wisdrupp in Sachsen zurück. Hier legte 
er, wohl im Gedanken an die Sammlung herrlicher 
Bücher, die er in -Luc ca besessen und die sich nun 
in der Palatina zu Parma befand, seine liturgische 
Bibliothek an. Nach seinem Tode im April 1883 
ging der interessanteste Teil dieser Bibliothek an 
seinen Enkel, Herzog Robert von Parma, über, der 
nach der Revolution von 1859 sein Schloß Schwarzau 
am Steinfelde in Niederösterreich bezogen hatte. 
Hier installierte er auch seine Bibliothek und wid 
mete einen großen Teil seiner Zeit dem Zwecke, 
sie in Ordnung zu halten und soviel als möglich zu 
komplettieren. 
Während Karl II. mit Vorliebe gedruckte und 
handgeschriebene Stundenbücher sammelte, verlegte 
sich Herzog Robert insbesondere auf Missale, Breves 
und andere kostbare Ausgaben liturgischer Büchei 
des 15. und 16, Jahrhunderts, so daß die einzigartige 
Sammlung entstand, in der viele Bände von außer 
ordentlicher Seltenheit sind. 
Diese Bibliothek enthält 606 liturgische Werke 
aus 112 Diözesen von ganz Europa und von 70 ver 
schiedenen Druckorten, von denen manche nur 
dieses einzige Werk hervorgebracht haben. Der be 
kannte Wiener Bibliograph Dr, B o h a 11 a erklärt 
mehr als hundert dieser liturgischen Ausgaben 
als Unica, die sich nur in d ! er Bibliothek des Her 
zogs von Parma finden und seit mehr als einem Jahr 
hundert nicht mehr auf dem Markte erschienen sind. 
Solche Unica sind die „Heures a l'usage de Langres, 
Troyes, Jean Lecoq 1542, das Missale Lexoviense, 
Caen, Pierre Regnault 1504, das Missale Mogun- 
tinense, Basileae, Michael Wensler 1488, die Heures 
a l'usage du Mans, Paris, Thielman Kerver pour 
Jean Petit et Pierre Codhery 1500, das Breviarium 
Plocense, Venetiis, Johannes Hertzog 1498, die Ex- 
positio hymnorum et expositio sequentiarum se- 
cundum usum Sarum, Londini, Wynandus de Worde 
1517, das Breviarium Argentinense, Straßbourg 
1476 etc. 
Als Unica kann man auch die auf Velinhaut ge 
druckten in kostbaren Einbänden der Zeit befind 
lichen Bände ansprechen. Wo die Originalbände 
in schlechtem Zustande waren, ließen die illustren 
Sammler sie in kostbare Liebhaber-Einbände mijt 
dem Wappen von Parma von Lortic dem Älteren 
oder Cape binden. Diese reichverzierten Maro 
quinbände mit Mosaik und Eisenwerk verleihen der 
Sammlung das Cachet höchster Eleganz. 
Dieser Sammlung schließen sich neunzehn 
sehr schöne Handschriften mit Miniaturen an, die 
ebenfalls aus der Bibliothek Bourbon - Parma 
stammen. 
Der Katalog der liturgischen Bibliothek, der 
reich illustriert sein wird, ist in Vorbereitung. Inter 
essenten wenden sich an das Antiquariat Ulrico 
H o e p 1 i, Galleria de Cristoforis in Mailand oder 
an die Buchhandlung L. G i r a u d - B a d i n, 128 Bd. 
St. Germain in Paris,
	        
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