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in historisch-philosophischen Zeiten, alles Wissen 
und Können, alles Denken und Schaffen auf 
papierenem Boden gestanden. Dieser moderne 
Geist hat mehr als fünfzehn Jahre vor sich. Er 
hat eine neue Kunst angebahnt, die ebenso lange 
dauern und ebenso viele Wandlungen durchmachen 
kann, wie die alte. 
Einstweilen haben wir allen Grund, uns des 
Augenblickes zu freuen. Der durchschlagende 
äussere und innere Erfolg ist ein Beweis, dass die 
Sezession gethan hat, was in dem Augenblicke 
gethan werden musste, worauf der allgemeine Zu 
stand der Geister gebieterisch hindrängte. In die 
sem. Sinne war die Sezession ein N aturereigniss. 
Unter Donner und Blitz und starken Erschütte 
rungen ging die Erfrischung vor sich, die das 
Publikum jetzt in allen seinen Nerven spürt. 
In der That, dieses Publikum ist ganz verjüngt, 
es ist wieder jung in seinen Interessen und Lieb 
habereien, in der Wärme seiner Parteinahme, in 
seiner Aufnahmsfähigkeit und . . . Kauflust. Es 
ist eigentlich zum Staunen, wie rasch es der Se 
zession gelang, dem Publikum die Augen zu öffnen. 
Einem Publikum, welches so ausserhalb Europas 
geblieben war, dass bahnbrechende Künstler der 
Neuzeit ihm nicht weniger unbekannt erschienen, 
als einem Congoneger. Ich übertreibe nicht; als 
einem Neger vom obersten Oberlauf des Congo. 
Die grosse Menge unserer Gebildeten hatte selbst 
die Namen Meunier, Rodin, Charpentier, Dampt, 
Grasset, Van der Velde, J. W. Alexander, Van 
Rysselberghe, Baertsoen u. s. f. niemals vernom 
men. Diese ganze grosse neue Kunst war den 
Wienern eine vierte Dimension geblieben. An 
fangs versuchten sie nach alter Wiener Art sich 
darüber hinwegzuscherzen. Aber diese Dinge er 
wiesen sich zu unabweislich. Es ist in ihnen 
um ein Bismarck'sches Lieblingswort zu gebrau 
chen — eine „werbende’’ Kraft, der auch Wien 
nicht widerstand. Anfangs schien Alles zu n £U t 
jetzt wird bald nichts mehr neu genug sein. An 
fangs vertrug man einen Besnard oder Zorn 
schwer, ja gar nicht; wenn die Zorn-Ausstellung 
erst heute käme, fände sie wohl mehr Verständ- 
niss. Das Publikum ist bereits so weit erzogen, 
dass Theo Van Rysselberghe, der mit seiner 
Punktirkunst ein Jahr früher in der Gartenbau 
gesellschaft ohne Zweifel verhöhnt worden wäre, 
kaum noch einigen Widerspruch erregte. Bewun 
dert wurde er und erzielte einen förmlichen Aus- 
FRANZ STUCK 
MÜNCHEN C M 
= TÄNZERIN = 
BRONZE
	        
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