MAK
verkauf. Klinger's „Christus im Olymp'' hat viel 
leicht nirgends so tief gewirkt, als in Wien. Heute 
ist nichts so ungewohnt, dass die Wiener nicht 
wenigstens den ehrlichen Versuch machen sollten, 
es zu begreifen. Früher war dies in Wien blos 
bei musikalischen Leistungen möglich. Dass die 
alte Musikstadt Wien endlich dahin gebracht wor 
den, sich für eine Frage der bildenden Kunst so 
zu erhitzen, ja zu „echauffiren", ist der grösste 
Erfolg der Sezession. Selbst die Aufmischung 
durch Hans Makart, in seinen ersten Jahren, ist 
damit nicht zu vergleichen, schon weil sie einen 
mehr lokalen Charakter hatte. Nur der Kampf 
und Sieg der Wagnerianer, in Wien wie in aller 
Welt, ist eine Erscheinung, die sich mit dem Tri 
umph der Sezessionen in allen Hauptstädten der 
Welt messen kann. 
Unter den engen künstlerischen Verhältnissen 
Wiens war das Unternehmen der Sezession eine 
That des verwegenen, jugendlichen Idealismus. 
Opfermuthig und arbeitsmuthig stürzten sich die 
Neunzehn, aus denen die heutigen Siebzig gewor 
den, in einen Kampf, dessen Ausgang höchst un 
gewiss war. Ein Glück noch, dass sie mehr Künst 
ler als Geschäftsleute sind. Hätten sie z. B. 
geahnt, dass sie die erste Ausstellung in der 
Gartenbaugesellschaft 40000 Gulden kosten werde, 
so wäre ihnen vielleicht der Muth gesunken. Aber 
sie wussten es nicht und das Wiener Publikum 
half. Selbst diese kostspielige Ausstellung erzielte 
einen Reingewinn. Immer günstiger gestaltete sich 
die wirtschaftliche Lage. Gelder, denen so von 
selber der melancholische Charakter des „fonds 
perdu" anhaftete, wurden erstaunten Förderern 
zurückgezahlt, ja selbst ein verhältnissmässig an 
sehnlicher Betriebsfonds sammelte sich an. Nur 
ein Jahr — und das anfangs so schwankende 
Gebilde steht auf festem Boden. Es hat sich 
durchgesetzt, es hat Achtung und Liebe gewon 
nen. Die frohe Zuversicht, mit der man heute 
in die Zukunft blickt, ist zweiseitig; nicht nur 
die Künstler haben sie, sondern auch das Publikum.
	        
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