zuerst dem Kinde die Herrschaft über die handwerksmäßigen Theile der
Kunst verschafft werde. Der Schüler lernt Copiren, die Natur sowohl als
vorgelegte Muster, er besucht daneben eine Schule, wo der Grund zu
seiner geistigen Ausbildung gelegt wird. © © ©
© Als unterste Stufe der Akademie der Kunst wird demzufolge die
Zeichenschule eingerichtet, wo die handwerksmäßige Fertigkeit der Hand
und des Auges erworben wird. Die hier gewonnene Ausbildung ist der
Art, daß sie zu jedem Lebensberufe einen vortheilhaften Zuwachs bildet.
Kein Schüler, der an ihr Theil nimmt, giebt damit die Absicht kund, Künstler
zu werden, so wenig ein Kind, das Klavierunterricht erhält, Virtuose oder
Componist werden will. Nothwendigerweise muß aber dieser Zweig der
Vorbildung in den Händen der Akademie liegen, weil schon hier eine
falsche Methode schädlich und aufhaltend wirken kann, während die
richtige Art zu unterrichten ungemeine Vortheile bietet. Diese Zeichen
schule ist deshalb eine Normalzeichenschule für die Monarchie, und es
werden die besten Lehrer bei ihr angestellt. ©©©
© Die zweite Stufe stellt den jungen Mann seinem Lehrer und den
Lehrgegenständen ganz anders gegenüber. Wer die auf ihr dargebotene
Belehrung annehmen will, muß schon die Absicht haben, eine Thätigkeit
zur Lebensaufgabe zu erwählen, zu welcher die höhere Kunstfertigkeit
im Zeichnen und die geistige Ausbildung, die zugleich mit ihr gegeben
wird, förderlich sind. Der Student arbeitet selbstständig. Will er jetzt
Künstler werden, so ist Alles, was er betreibt, ihm dazu im hohen Grade
dienlich; will er dagegen eine technische Carriere einschlagen, zu der er
einer höheren Ausbildung im Zeichnen und in der Kenntniß der Kunst
geschichte bedarf, so findet er auch hierfür das, was ihn fördert. Von
Oelmalerei, von Componiren, von Künstlerthum ist keine Rede. Es wird
nur Gelegenheit geboten, frei zu lernen, Alles zu lernen, was einem künf
tigen Künstler nur irgendwie zu Statten kommen kann, sowie auf der
Universität der Student in jeder Richtung Belehrung findet, die ihm auf
zusuchen jedoch selbst überlassen bleibt, und die, wenn er einmal ge
wählt hat, freilich seinen zukünftigen Lebensweg bestimmt, allein der
Staat hat ihn nicht dazu verlockt, es ist der freie Wille des Lernenden
gewesen. ©©©
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