MAK

Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 11 und 12)

westfälischen Bauernhauses. Pankoks Arbeiten ermangeln nicht des 
persönlichen Ausdrucks, verrathen aber noch überall die tastende 
Hand des jungen Anfängers. Ihm laufen bisweilen arge Fehler unter, 
wenn er beispielsweise die Stuhlbeine nach innen einbiegt, an einem 
ganz glatt gehaltenen Schrank nur die Füsse mit Schnitzereien aus- 
stattet, alfo gerade die Stelle, die dem Anstossen und Beschädigen 
am meisten ausgesetzt ist. Auch wirkt der abüchtliche Verzicht auf 
Profilirung an dem Buffet kahl und ärmlich. 
Zwei kleine zierliche Buffets von Martin Dülfer fallen durch eine 
gesuchte Unsymmetrie auf. _ 
Nur die Zweckmässigkeit war der leitende Gesichtspunkt für die 
einfachen und gediegenen Sitzmöbel und Tische, die Riemerschmid 
ausstellt. Er sieht von jeglichem Schmuck ab. Lässt man sich soweit 
die puritanische Strenge noch gefallen, so geht sie bei einem grossen, 
roth polierten Contorschrank doch allzuweit; da verleugnet sie jede 
Verbindung mit künstlerischer Eriindungsgabe. Ein solches Möbel 
hat im Bureau seinen Platz, in einer Ausstellung spielt es die Rolle 
des Lückenbüssers. Wie geschmackvoll ist dagegen ein dreitheiliger 
Mahagoni-Zierschrank von Bruno Paul. Die schöne Farbe und das edle 
Material an einem Bücherschrank von Petrasch zeugen für ein gutes 
Verständnis; wozu aber die Täuschung an den oberen Thürfüllungen 
mit den grobgezeichneten Bronzereliefs, die sich bei näherer Prüfung 
als bronzierte Holzschnitzereien entpuppen? Wir sollen doch froh 
sein, dass wir von der billigen Illusion abgekommen sind, mit geringen 
Surrogaten den Schein eines edleren Materiales erwecken zu wollen. 
An einem grossen Buffet von L. Hohlwein, das sich an schottische 
Modelle anzulehnen scheint, wirkt die dunkelgraue Tönung sym- 
pathisch, wenn auch einförmig. Der Künstler selbst merkte, dass er 
einiger stärkerer Accente bedurfte, um die düstere Erscheinung des 
Möbels etwas zu beleben; leider sind aber die Brandmalereien in den 
Füllungen so bunt gerathen, dass sie aus dem Rahmen des Ganzen 
herausfallen. 
Wirkliche Aristokraten unter diesem derben Geschlecht sind 
zwei Bücherschränke in mattem Nussbaum von Charles Plumet, von 
graziösem Bau und wunderbar zarter Holzbehandlung, wahre Luxus- 
möbel. Die Kostbarkeit der Ausführung steht mit der Einfachheit der 
Erscheinung in merkwürdigem Gegensatz. Besonders interessant ist 
die geistreiche Lösung für die Behandlung von Stützen; um sich näm- 
lich von den hergebrachten architektonischen Formeln frei zu machen, 
ist hier an einer Console ein Mittelding zwischen Ast und Strebe mit 
merkwürdig raffinirter Präcision des Ausdrucks angewandt.
	        
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