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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 195)

alle Augen entzückten. Die Zsolnay-Fayencen aus Flinfkirchen mit ihrem 
pastosen Email-Lustre überragten Alles, was in der Fayence-Decoration 
bisher geleistet worden ist. Freilich ist viel der reichen Vergoldung zuzu- 
schreiben, jedoch ist diese absolut am Platz, wo nicht alltägliche Gebrauchs- 
geschirre, sondern leuchtende Decorationsstiicke zu scharfen sind. Mit 
großer Feinheit ist die störende, gleißende Vergoldung durch einen ge-_ 
rauhten Fond verbessert. Diese Art nBrocatgoldu erinnert an Goldgewebe 
und harmonirt vorzüglich mit der persischen Teppichornamentik, die Herr 
Zsolnay mit großer Virtuosität anwendet. Wie wichtig alte Vorbilder der 
Weberei selbst für andere Industriegebiete sind, ist aus dieser so erfolg- 
reichen Uebertragung der Motive der Textilkunst auf die Fayence ersicht- 
lich. Das Museum in Frankfurt a. M. und viele Kunstliebhaber beeilten 
sich, die schönsten Stücke für ihre Sammlungen anzukaufen. Als Kaiser 
Wilhelm die Ausstellung besuchte, wählte er speciell aus diesem Genre 
zwei Vasen aus. 
Minder großartig, aber doch überraschend schön hatten Baka lowits" 
Witwe 8c Sohn in Glas ausgesellt. Der Fortschritt oder vielmehr die 
Eigenart dieses Hauses beruht in dem Bestreben, das Glas so leuchtend 
wie möglich zu machen und es nur hierdurch zu decoriren. Es waren 
zwar auch geätzte, geschliffene und farbig bemalte Gläser und Pocale etc. 
ausgestellt, jedoch überwog an Zahl wie an Schönheit die Collection 
solcher Gläser, die nur durch feine Profilirung und aufgelöthete Glas- 
perlen decorirt waren. Nicht das weiße, sondern das farbige Glas (gelb- 
liches und grünliches) wird für die leuchtenden Reflexe bevorzugt. Für 
die Decorationen der Wohnräume sind solche lichtverstreuende Schau- 
stlicke speciell an trüben Wintertagen von Werth. Das Licht concentrirt 
sich in einzelnen Punkten und schießt leuchtende Strahlen, so dass das 
fehlende Sonnenlicht einigermaßen ersetzt ist. Auch diese selbst für den 
mittleren Bürgerstand passenden und erschwinglichen Kunstwaaren, z. B. 
Römer, Wein- und Wasserflaschen, erzielten großen Absatz. 
Den Gegensatz zu den sehr gebrechlichen Glassachen boten Milde's 
Eisenerzeugnisse. Die Geschicklichkeit, die sonst nur den Edelmetallen sich 
zuwendet, hat gezeigt, was sich aus dem spröden Eisen machen lässt. Für 
Frankfurt und seine Umgebung, wo ja die Metalltechnik blüht, war diese 
großartige Ausstellung sehr lehrreich. 
Ich schließe diese kleine Schilderung, ohne die Bedeutung der anderen 
Aussteller, die ich nicht erwähne, unterschätzen zu wollen. Die Prämiirung 
hat ja gezeigt, wie hoch dieselben geschätzt wurden. Herr Hartberger 
war ein ebenso rühriger, wie geschickter und liebenswürdiger Vertreter der 
österreichischen Aussteller. Viele Geschäftsverbindungen sind angeknüpft, 
so dass das Kunstgewerbe Oesterreichs jetzt in Mittelwestdeutschland ein 
gutes Absatzgebiet sich erobert hat. Vor Allem aber war für die Bildung 
des Geschmacks wichtig, dass eine so reiche und gediegene Auswahl
	            		
schöner Gegenstände geschickt wurde, die unsere Umgebung schmücken sollen. Haben auch die Unternehmer der Ausstellung große materielle Ver- luste durch ihr zu kühnes und großartiges Arrangement zu tragen, so bleibt doch für weitere Kreise der bei Weitem höher anzuschlagende ideelle Culturgewinn. Die Anregungen, die das Oesterr. Museum für Kunst und Industrie gegeben hat, dringen auf diesem Wege befruchtend in weitere Kreise. Fr. Fischbach. Lltaraturbaricht. A. Freiherr v. Dumreicher: Ueber die Aufgaben der Unterrichtspolitik im lndustriestaate Oesterreich. Wien, A. Hölder, 1881. 8. Soeben ist unter obigem Titel bei A. Holder in Wien die Brochure des Freiherrn v. Durnreicher erschienen. Sie enthält außer dem Vortrage, weichen der Verfasser am a5. November im n. o. Gewerbeverein gehalten hat, in einem Anhang: eine Reihe von Aclenstucken, welche sich auf Organisation der Staatsprüfungen der Staats-Gewerbe- schuleu beziehen. Die schon ausgestattete Abhandlung ist durch zahlreiche instructive Anmerkungen erweitert und als grundlegend für die BegritTe: Fachschule, Gewerbeschule, Fortbildungsschule zu betrachten; sie setzt in überxeugender Weise auseinander, in wele chen Formen eine Förderung des Gewerbewesens durch die Schule möglich ist. Wir kommen wohl auf das Thema der Brochüre noch öfters und eingehend zurück. wStudien zur Kunst- und Culturgeschichte." l. Hans Sebald Beham, Maler und Kupferstecher, und seine Zeit. - Deutsche Trinkgläser _des 16. und 17. Jahrhunderts, von G. K. Wilhelm Seibt. Frank- furt a. M., Heinrich Keller, 1882. 64 S. 8. Der Mangel eines Prospectes lässt es ungewiss, in welcher Weise die nStudien zur Kunst- und Culturgeschichte- erscheinen sollen, ob nach Art einer Zeitschrift in regel- mäßigen Zwischenräumen, oder nur gelegentlich in zwangloser Folge, ahnlich Seemann's Beitragen zur Kunstgeschichte, welche leider so spärlich geliefert werden. Wir erklären uns übrigens mit jeder Form zufrieden, wenn die Abhandlungen den beiden oben genannten von W.Seibt an Werth gleichlrommen. An dem ersten Aufsatze, über H. S. Beham, haben wir nichts auszusetzen, als den etwas protzigen Titel. Die Schilderung der Zeitstrümung beschränkt sich hier auf die reformalorische Bestrebung in Nürnberg und auf den bekannten Process der drei gottlosen Maler, Barrel, H. S. Beham und G. Pencz vor dem Rathe im Jahre 1525. Bezüglich H. S. Behanfs Aufenthalt in Frankfurt bis zum Lebens- ende 1550 verwerthet der Verfasser die archivalischen [Forschungen des verstorbenen Dr. Kriegk, um den Künstler "gegen die althergebrachte und von Rosenberg leichtfertig festgehaltene Marc zu vertheidigen, dass er einen Wcinschank in Verbindung mit einem andern entehrenden Geschäfte betrieben habe Die Geschichte ergibt sich als eine simple Verwechslung mit dem übelbeleumundeten Büchsenschäfter Hans Beham von Soundtraw, welcher im Jahre t57g eine Concession für Herberge, Bier- und Weinschank vom Frank- furter Rath erlangte. Der Charakterisirung von H. S. Beham's Verhältnis: zu Dürer, seines Stiles und der Erklärung einiger Stiche lasst Seibt einen Nachtrag zu Bartsch, _ Passavant und Rosenberg folgen. Die zweite Abhandlung, über deutsche 'I'rinltglaser, berichtigt einige minder präcise Bezeichnungen in Dr. llg's Geschichte der Glasindustrie, welche in L. Lobrneyfs interes- santem Buch über die Glasindustrie der Gegenwart, gelegentlich der Wiener Weltaus- stellung 1373, vorangestellt ist. Seibt bringt nun werthvolle Beitrage zur Ge ichte und Erklärung der Namen Römer, Willkomm, Passglas, Stiefel, Ängster, Kutrol , Tummler; ferner biographische Skizzen über den Glasmaler Joh. Schapper und den Erfinder des Rubin- und Smaragdglasea und Phosphors Job. Kunckel und schließlich eine Notiz über die Doppelglaser mit Zwischenvergoldung. - Der Feder J. v. Falke's verdanken wir zwei Werke, welche gegenwärtig vollendet vorliegen, und zwar die nCostümgeschichte der Culturvolker- und i-Die Kunst im Hause-u Letzteres Werk ist bei Gerold (Wien) in vierter, nun illustrirter Ausgabe erschienen,
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