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Kunstindustrie Eng-
lands so sehr zu
schätzen wissen, be-
dauern, in Turin
ausser den Arbeiten
Alexander Fishers,
den Reliefs Anning
Bells, den Metall-
arbeiten der Guild of
Handicraft und den
gedruckten Samten
und Cretonnes der
Mrs. Lewis Day nicht
vielBemerkenswertes
und Neues zu finden.
Die vielfach so glück-
liche Gepflogenheit
der englischen Re-
gierung, zahlreiche in
andern Ländern vom
Staate in die Hand
genommene Ange-
legenheiten der pri-
vaten Initiative zu
überlassen, zeigt sich hier von der Kehrseite: ohne staatliche Hülfe, wenn
schon nicht staatliche Leitung, ist es ein Ding der Unmöglichkeit, ein Land
auf einer Ausstellung würdig und annähernd erschöpfend zu repräsentieren.
So gedenken denn auch massgebende englische Fachmänner gerade auf Grund
der in Turin gemachten Erfahrungen und unter speziellem Hinweis auf die
staatlicherseits rege geförderte deutsche Abteilung und die vom Staate
organisierte österreichische Sektion, in ihrem Lande in dieser Hinsieht eine
prinzipielle Wandlung anzuregen.
Genau dasselbe gilt von Frankreich; die cliquenmässigen Spaltungen in
den in Betracht kommenden Kreisen, die grundsätzliche Unbekümmertheit
der Regierung, die doch in der Lage gewesen wäre, manche Gegensätze aus-
zugleichen, haben zur Folge, dass die französische Sektion zu den aller-
schwächsten der ganzen Ausstellung zählt. Freilich sind unter dem Wenigen,
was uns das französische Kunsthandwerk von seinen Leistungen zeigt, Schätze
ersten Ranges; insbesondere eine schöne Kollektion Laliqudschen Schmuckes.
Wenn man auch fast alles von der Pariser Weltausstellung her kennt, so
bietet es doch einen ganz ausserordentlichen Genuss, die wunderbaren
Sachen, die sich tief in die Erinnerung eingeprägt hatten, wieder körperhaft
auf sich einwirken zu lassen. Diese Freude am Wiedersehen ist ein sehr
beachtenswertes Kriterium für Lalique; es gibt nicht viele moderne kunst-
Ausstellung in Turin, Glasmosaik von L. Tiffany, New-York