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üben in ihnen gewiss nicht zu unterschätzenden
Einfluss; aber er kann naturgemäss nicht gross
und nicht immer ausschlaggebend sein. Alle diese
Umstände verlangen Berücksichtigung, wenn man
der gegenwärtigen Produktion Deutschlands auf
kunstgewerblichem Gebiet gebührend Rechnung
tragen will; und bei Beurteilung der in Düssel-
dorf zutage getretenen Leistungen darf selbstver-
ständlich nicht ausseracht gelassen werden, dass
die Kunstausstellung zwar eine deutsch-
nationale war, sich also wie auch an
die deutschen Brüder in Österreich, so
vornehmlich an alle im Reiche vertretenen
Stämme wandte, so doch schon aus dem
Grunde höchst lückenhaft bleiben musste,
weil man, in nicht ganz unanfechtbarer
Weise, einen Gegensatz zwischen Kunst-
industrie und Kunstgewerbe einerseits
und angewandter Kunst anderseits machen
zu sollen glaubte. Nur der letzteren hat
man Eintritt in die Kunstausstenung ge" Ausstellung in Düsseldorf, Moderne Gläser
währt, den ersteren ihn aber verweigert, von derRl-neinischen Glashüttengesellschaft
S0 ist nur die Gruppe der angewandten Kömialmnmd
Kunst eine deutschnationale gewesen, die
Darstellung der Leistungen industrieller und gewerblicher Erzeugungs-
form ist aber auf den westphälisch-rheinischen Kreis beschränkt geblieben.
Nicht zum Vorteile des Ausstellungsbildes und auch eigentlich ohne innere
Berechtigung. Was wollte man denn mit dieser Scheidung? Doch, wenn
auch vielleicht nicht beabsichtigt, einem Schlagworte dienen, einem
modernen Begriffe, der sich mit der Wirklichkeit nur in den seltensten
Fällen deckt und bei den meisten Objekten der Abteilung „Angewandte
Kunst" sich nicht decken konnte. Man will unter dieser eine der
freien Schöpferkraft des Künstlers entspringende kunstgewerbliche Arbeit
verstehen, die mit gewerblicher und fabriksmässiger Tätigkeit nichts zu tun
hat; eine Arbeit, welche, wenn sie, was eigentlich das Logische wäre, der
entwerfende Künstler schon nicht selbst bis zur letzten Vollendung führt, so
doch persönlich bis in alle Einzelheiten beeinflusst und die, was die Haupt-
sache ist, nicht gewerbs- oder fabriksmässig, also in vielen oder mehreren
Exemplaren, sondern nur in einem einzigen Stücke angefertigt wird, das
seiner ganzen Art und Absicht nach nur einem Einzelnen zu dienen hat.
Wie die Dinge nun einmal liegen und da auch die der angewandten Kunst
obliegenden Künstler es nicht durchwegs mit Mäcenen zu tun haben, die nur
für sich arbeiten lassen, können das doch nur seltene Ausnahmen sein. Was
man meint, ist ja auch etwas ganz anderes: Werke der Kleinkunst oder der
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