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Ausstellung alter Goldschmiedearbeiien
im k. k. Österreichischen Museum. Krug
von NL]. C. G" französisch, XIX. jahr-
hundert, Anfang (Kai. Nr. 755)
führt die Buchstaben P O D W.
Postdirektor Eßlinger in Leer,
der sich mit zahlreichen Klein-
geräten aller Art in Silber an der
Ausstellung beteiligt hat, brachte
Dosen, Vasen, Körbchen und
anderes meist in Rokoko aus den
verschiedensten holländischen
Kunststätten.
Über englisches Silber hat
Graf Vinzenz Latour im I. Jahr-
gang (1898, Heft ro) dieser Zeitschrift
berichtet und auf den Reichtum an Silber-
geschirr in allen Schichten der englischen
Gesellschaft des XVI. Jahrhunderts ver-
wiesen; selbst der Landpächter habe
wenigstens ein Salzfaß, einen Weinkrug
und ein Dutzend Löffel in Silber besessen.
Aus der Epoche der Tudors und ersten
Stuarts ist nur wenig erhalten, die Re-
volution hat ungeheure Massen von Sil-
bergerät vernichtet, erst mitWilhelm III.
beginnt Wohlstand und höheres Kultur-
bedürfnis wieder zu wachsen und damit
die alte Vorliebe aller Kreise für gut
geformtes Silbergeschirr. Unterscheidet
sich die englische Edelschmiedearbeit
trotz aller Stilverwandtschaft schon in
den früheren Iahrhunderten von der
kontinentalen, da die Sitten und Lebens-
gewohnheiten der Engländer sich von jeher
in der eigenartigen, nationalen Gestaltung des
I-Iausrats wirksam zeigten, so vollzieht sich
diese spezifisch englische Umwertung der
Zeitkunst vor allem im XVIII. Jahrhundert.
Der Gegensatz zwischen englischem Barock
und Klassizismus zum deutschen oder franzö-
sischen ist viel größer, als der zwischen diesen
beiden kontinentalen Völkern, und dieses
Walten des nationalen Volksgeistes ist um so
auffälliger, als es ja zum größten Teil französische Silberschmiede waren,
welche vom Ende des XVII. bis zur Hälfte des XVIII. Jahrhunderts die
englische Kunst aufs stärkste beeinflußt, ja eigentlich in Händen gehabt
haben. Wir finden in den langen, von Chaffers und Cripps veröffentlichten