auch der sorgfaltigsten Ausarbeitung des Negativs wandte der Klub sein Augenmerk zu.
In allen diesen Hinsichten sind die Blätter von Pichier und Prokop ganz hervorragend.
Man sieht da förmliche Böcklin-Bilder (von San Vigilio am Gardasee) mit hineinkompo-
nierter Staifage und ein Klosterhof in Palermo mit seiner Fülle von Vegetation, sowie ein
Motiv: „Sonnenfunken", wo das mächtige Strömen und Rieseln des Sonnenscheins nur dem
geübtesten Maler erreichbar scheint, sind Galastücke moderner Kamerakunst. Unter den
Ausstellern ist auch Erzherzogin Maria Josefa mit ganz vortrefflichen Gummidrucken und
einem Pigmentdruck aus Bosnien und dem Quarnero vertreten. Ihr Obersthofmeister Altgraf
August zu Salm-Reiiferscheid, der an ihren Arbeiten eifrig teilnimmt, stellt zwei schöne
Gummidrucke aus. Neben den bekannten Amateurs von Wien erscheint auch der Pariser
Meister Dumachy mit einem neuen Verfahren von Öldruck, das den duftigsten Eindruck
macht. Eine interessante Besonderheit sind die klaren und scharfen Bilder von Spitz-
bergen vom Klubobmann Ämilius Hacker. Eine wichtige Neuheit der Ausstellung sind die
Autochromaufnahmen von Baron Albert Rothschild und Albert Kühn-Innsbruck. Man sieht
die Originalplatten, deren mühsame Herstellung sieben verschiedene Behandlungen
erfordert, in Transparentbeleuchtung ausgestellt. Die Rothschildschen zeigen die Ergebnisse
mit wissenschaftlicher Schärfe, die Kühnschen schon unter künstlerische Bedingungen
gestellt. Seine Fruchtstücke und Kinderszenen erscheinen in einer wehenden Luftigkeit,
ganz freilichtmäßig verschwommen, als Farbenfiecke und Beziehungen von Farben auf-
einander. Dies kommt einer modernen Bildwirkung nahe und läßt gewiß noch interessante
Weiterungen absehen.
KLEINE NACHRICHTEN Sie
KARL LACHER Am 15. Januar dieses Jahres ist Professor Karl Lacher, der
Direktor des kulturhistorischen und Kunstgewerbemuseums am Joanneum in Graz,
nach langem Leiden im 58.Jahre gestorben. Mit ihm ist einer der tätigstenund erfolgreichsten
Museumsmänner Österreichs, ein energischer, kraftvoller Mann von besonderer Eigenart
dahingeschieden. Vom Haus aus Bildhauer, kam er in jungen Jahren aus seiner Vaterstadt
Nürnberg nach Graz, wo er durch viele Jahre als Professor an der Staatsgewerbeschule
wirkte und auch bald die Führung des Grazer Museums in die Hand nahm. Um die Aus-
gestaltung dieses im Jahre 1896 von der Landesverwaltung Steiermarks übernommenen
und demJoanneumin einem eigens hiefür errichteten Neubau angegliederten steiermärkischen
kulturhistorischen und Kunstgewerbemuseums hat sich Lacher die allergrößten Verdienste
erworben. Er war einer der eifrigsten und findigsten Sammler und verstand es, mitverhältnis-
mäßig geringen Mitteln in kurzer Zeit eine Fülle hervorragenden Kunstguts von bleibendem
Wert zusammen zu tragen. Außer einzelnen Sammlungsabteilungen, wie zum Beispiel die
der Schmiedearbeiten und der Fayencen, hat er besonderes Gewicht auf die Gewinnung
altsteierischer Wohnräume gelegt und hat auf diesem Gebiet, von Glück begünstigt, viele
neidenswerte Erwerbungen gemacht. So den herrlichen Weizener Prunksaal mit Vorraum
aus dem Jahre 1563 aus dem Schlosse Radmannsdorf, die Wirtsstube aus Mösna vorn
Jahre 1577, die Stube aus Geisttal vom Jahre 1596, die Stube des Matthäus Latacher vom
Jahre 1607, die Grazer Rokokostube von 1782, das Grazer Empirezimmer, ferner eine Reihe
prachtvoller obersteierischer I-Iolzportale aus dem XVI. Jahrhundert und anderes. Auch
auf die Aufstellung solcher Räume, die Berücksichtigung ihrer Orientierung und Licht-
verhältnisse legte Lacher das größte Gewicht, wie er denn überhaupt ein Kulturhistoriker
von feiner Empfindung war und die kulturgeschichtlichen Aufgaben der Museen an die
erste Stelle rückte. Der modernen Kunst stand er ziemlich kühl gegenüber und die große
Bewegung des letzten Dezenniums auf diesem Gebiet ist an ihm und dem von ihm geleiteten
Museum ohne besonders tiefen Einlluß vorübergegangen, gleichwohl hatte er, schon als
Künstler, ein inneres Verhältnis zur heimischen Kunstindustrie, nur suchte er sie mehr aus