Wir sind mit unserer Übersicht zu Ende. Vielleicht können wir aus all dem
Gesagten folgern, daß der zweidimensionale, zum Teil sogar eindimensionale
Charakter, welcher die moderne Kunst aus verschiedenen Gründen, nicht zu-
letzt durch die japanische Invasion, ergriffen hat, der Intarsia auch weiterhin
zu gute kommen wird. Dort paßt er hin, obwohl gerade manches Stück Intar-
sia die Darstellung besser „auseinandergehen" läßt, als es so manche Gemälde
von heute tun. Daß dabei die kitschige Art sentimentaler und mystischer
Frauenköpfe und dergleichen mit in Kauf genommen werden muß, betrachten
wir als eine unvermeidliche Menschlichkeit. Wie gut die Intarsia aus dem
Bome heimischer Stimmungen schöpfen kann, haben wir gesehen.
Daß unsere modernen Beispiele fast lediglich die weltliche Kunst
betreffen, ist vielleicht nur Zufall, wahrscheinlicher aber doch ein Zeichen,
daß das reiche Interesse von heute für angewandte Kunst doch noch lange
nicht so in die Kirche eingedrungen ist, wie es in Erinnerung an jene uns
kundgewordenen früheren Blütezeiten der Fall sein könnte.
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IE Feierlichkeiten und Feste anläßlich des Regierungs-
jubiläums des Kaisers und Königs Franz Joseph I.
haben auch das Staatssymbol des Reiches, den
sogenannten „kaiserlichen Adler" in die engere
Interessensphäre unseres Kunstgewerbes gerückt
und es dürfte deshalb vielleicht ein kurzer Rück-
blick auf die historische, politische und auch
künstlerische Entwicklung dieser für uns Öster-
reicher bedeutsamen Figur nicht so ganz ohne
Wert sein. Der Adler war von jeher und fast bei
allen Völkern ein Symbol der Macht, des Scharf-
blicks und der Fernsicht. Er wurde, wie der griechische Geschichtsschreiber
Xenophon (ca. 434 bis 355 v. Chr.) in seiner „Cyropädie" erzählt, bereits von
dem Gründer des altpersischen Reiches, Cyrus dem Älteren (gest. 52g v. Chr.),
als Zeichen der königlichen Macht geführt. Auch die Lagiden oder ptole-
mäischen Könige von Ägypten benutzten seit Ptolemäos I. Soter (323 v. Chr.)
ebenfalls den Adler als ein Symbol ihrer Herrschaft.
Den Griechen und Römern war der Adler als ein Begleittier ihrer
obersten Gottheiten Zeus und Jupiter, wie allbekannt, eine geheiligte Figur
und wurde er von den Römern schon in ihrer ersten Zeit neben den Figuren
des Wolfes, des Ebers und so weiter als I-Ieerzeichen verwendet. Unter
dem römischen Konsul Marus Gajus, während seines Kriegszuges gegen
die Cimbern und Teutonen (113 bis IOI v. Chr.) errang in dieser Stellung der
Adler die Alleinherrschaft und blieb von da an das Signum des römischen