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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 8 und 9)

Wir sind mit unserer Übersicht zu Ende. Vielleicht können wir aus all dem 
Gesagten folgern, daß der zweidimensionale, zum Teil sogar eindimensionale 
Charakter, welcher die moderne Kunst aus verschiedenen Gründen, nicht zu- 
letzt durch die japanische Invasion, ergriffen hat, der Intarsia auch weiterhin 
zu gute kommen wird. Dort paßt er hin, obwohl gerade manches Stück Intar- 
sia die Darstellung besser „auseinandergehen" läßt, als es so manche Gemälde 
von heute tun. Daß dabei die kitschige Art sentimentaler und mystischer 
Frauenköpfe und dergleichen mit in Kauf genommen werden muß, betrachten 
wir als eine unvermeidliche Menschlichkeit. Wie gut die Intarsia aus dem 
Bome heimischer Stimmungen schöpfen kann, haben wir gesehen. 
Daß unsere modernen Beispiele fast lediglich die weltliche Kunst 
betreffen, ist vielleicht nur Zufall, wahrscheinlicher aber doch ein Zeichen, 
daß das reiche Interesse von heute für angewandte Kunst doch noch lange 
nicht so in die Kirche eingedrungen ist, wie es in Erinnerung an jene uns 
kundgewordenen früheren Blütezeiten der Fall sein könnte. 
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IE Feierlichkeiten und Feste anläßlich des Regierungs- 
jubiläums des Kaisers und Königs Franz Joseph I. 
haben auch das Staatssymbol des Reiches, den 
sogenannten „kaiserlichen Adler" in die engere 
Interessensphäre unseres Kunstgewerbes gerückt 
und es dürfte deshalb vielleicht ein kurzer Rück- 
blick auf die historische, politische und auch 
künstlerische Entwicklung dieser für uns Öster- 
reicher bedeutsamen Figur nicht so ganz ohne 
Wert sein. Der Adler war von jeher und fast bei 
allen Völkern ein Symbol der Macht, des Scharf- 
blicks und der Fernsicht. Er wurde, wie der griechische Geschichtsschreiber 
Xenophon (ca. 434 bis 355 v. Chr.) in seiner „Cyropädie" erzählt, bereits von 
dem Gründer des altpersischen Reiches, Cyrus dem Älteren (gest. 52g v. Chr.), 
als Zeichen der königlichen Macht geführt. Auch die Lagiden oder ptole- 
mäischen Könige von Ägypten benutzten seit Ptolemäos I. Soter (323 v. Chr.) 
ebenfalls den Adler als ein Symbol ihrer Herrschaft. 
Den Griechen und Römern war der Adler als ein Begleittier ihrer 
obersten Gottheiten Zeus und Jupiter, wie allbekannt, eine geheiligte Figur 
und wurde er von den Römern schon in ihrer ersten Zeit neben den Figuren 
des Wolfes, des Ebers und so weiter als I-Ieerzeichen verwendet. Unter 
dem römischen Konsul Marus Gajus, während seines Kriegszuges gegen 
die Cimbern und Teutonen (113 bis IOI v. Chr.) errang in dieser Stellung der 
Adler die Alleinherrschaft und blieb von da an das Signum des römischen
	        
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