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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 10)

mit ihren weiblichen Handarbeiten die Fortbildungsschule der Stadt Prag, 
welche auch in der Abteilung der Textilindustrie im I-Iauptpalast ein Interieur 
ausstellt. Im Pavillon für das Schulwesen hat sich auch der k. k. Zentral- 
spitzenkurs mit einer einen ganzen Raum einnehmenden Exposition eingestellt. 
Der Pavillon für das Schulwesen führt uns eine weitverzweigte Institution 
vor, deren Begründung und Ausgestaltung ausschließlich in die Regierungs- 
periode Seiner Majestät fällt. Desgleichen ist die Handels- und Gewerbe- 
kammer selbst, welche bereits im Jahre Igoo die Feier ihres fünfzigjährigen 
Bestehens beging, in dieser Periode ins Leben getreten und allenthalben 
manifestiert sich der großartige Aufschwung auf jenen Gebieten, welche die 
Prager Kammer, dem Programm entsprechend, in ihrer Jubiläumsaus- 
stellung Revue passieren ließ. 
KLEINE NACHRICHTEN w 
ÜNCHEN 1908". Vor ein paar Jahren erscholl vom Strande der Spree her das 
„ Wort vorn „Niedergang Münchens als Kunststadt". Der Prophet hat sich in seinen 
Weissagungen geirrt, gründlich geirrt. Mögen auch in Berlin die Umsatzmöglichkeiten des 
Kunstmarkts sich zum Nachteil Münchens sehr gehoben haben, mag die staatliche Kunst- 
pflege mit weit größeren Mitteln, mit sichtlich energischerem Kraftaufwand betrieben 
werden, mögen noch mehr monumentale Schöpfungen wie die Siegesallee, der neue Dom 
und ähnliches entstehen, was die offizielle Kunstpiiege der Reichshauptstadt charakterisiert: 
gar so schnell verarmt eine Stadt, die eine lange künstlerische Tradition besitzt, doch nicht 
an ihrer bodenständigen Kraft. Was die Isarstadt während des Sommers 1908 bot, wies 
auf etwas ganz andres als auf „Niedergang" hin. Mit einem Schlag ist die alte achtung- 
gebietende Stellung wiedergewonnen worden. Lange genug hat's ja gedauert, bis zu diesem 
Schlag ausgeholt, bis er geführt wurde. Aber er hat seine Wirkung getan. Schade, daß die 
Vollendung der Ausstellung Wochen, Monate nach der Eröffnung noch auf sich warten 
ließ und damit den geistreichen Bildern des Sirnplizissimus „Münchner Arbeiter" ein 
ungewollter Kommentar gegeben werden ist. Schade auch, daß Übersichtlichkeit der 
inneren Anordnung nicht durchweg die starke Seite der prächtigen Hallen bildet. Ihr 
hätte da und dort ein etwas schärferes Augenmerk zugewandt werden dürfen. Der Ge- 
samtentwurf entstand selbstredend zu einer Zeit, wo kein Überblick über die Beteiligung 
vorhanden war. Sache der technischen Ausstellungsleitung wäre es gewesen, die großen 
Hallen zweckdienlicher zu teilen, als es vielfach geschehen ist. Es bedarf wirklich eines 
_ scharf ausgebildeten Orientierungssinnes, um in gewissen Partien der weiten Anlage sich 
zurecht zu finden. 
Fürs erste die Ausstellungsbauten selbst. Sie sind, was ihre Erscheinung betrifft, 
vielleicht das wichtigste Ausstellungsobjekt. Konsequenterweise sind - die Bauten des 
Vergnügungsparks ausgenommen - all jene Provisorien in Wegfall gekommen, die, aus 
Brettern, Latten, Gips und so weiter für die Dauer einer Saison errichtet, bei solchen 
Gelegenheiten zumeist nur von der großen Einfallslosigkeit der Architekten sprachen. Die 
letzten Weltausstellungen in Paris und St. Louis erzählten davon genug. Noch toller ist 
dieser Gipskram zum Ausdruck gekommen in den Architekturen der Franco-Britischen 
Ausstellung des Sommers 1908. Das ist eine Gipsorgie, wie sie vielleicht überhaupt noch 
nicht da war. München weist in seinen Ausstellungsbauten nichts von alledem auf. Beton 
und Eisen kamen zur Verwendung. Ihnen entspricht die einfache würdige Haltung 
sämtlicher Gebäude. Nichts mehr von jenem Künstlerfestgschnas, unter dessen gefährlicher
	        
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