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et hereditatis divitiarum in coelis aeternis halber getan hat: Er verschenkte
ein Drittel seines Besitztums an die Kirche, das zweite an die Armen. Nur
das letzte behielt er selbst, führte ein Gott wohlgefälliges Leben und gelangte
schließlich zur bischöflichen Würde. Seinen Sitz hatte er in Avranches, der
schon zuvor genannten Stadt auf dem Höhenzug, der die Bucht von Cancale
nach Osten hin umschließt. Oft aber weilte er auf dem einsamen Felsen im
Meere, versunken in Meditationen. Zu diesem heiligen Manne nun trat einst,
da er schlief, der Erzengel Michael mit der Aufforderung, ihm zu Ehren auf
der höchsten Spitze des Felsens ein Heiligtum zu errichten. Aubert zauderte
und ging erst ans Werk, als die nämliche Vision sich mehrmals wiederholte.
Abb. n. Der "Mont" von Osten gesehen. Die Befesligungslürme, von rechts nach links gesehen, sind:
Tour du Nord, Zwingerbasrion. Tour Boucle, Tour Basse, Tour de Liherte, Tour de YArcade
So erzählt die Legende. Bekanntlich sind eine große Zahl von sehr frühen
Kirchenstiftungen dem heiligen Michael geweiht, und zwar an Örtlichkeiten,
die schon früher Verehrung genossen. So ist zum Beispiel die herrlich gelegene
Sacra di San Michele in der Nähe von Turin um einen Berggipfel herum
gebaut. Die oberste Endigung, unter dem Altar der christlichen Kirche befind-
lich, soll eine eingemeißelte Inschrift enthalten, wonach sich daselbst in vor-
christlicher Zeit ein jupiter-Altar befand. Ein Wunder wäre es ja nicht, wenn
der hochragende Granitfels, diese isolierte Erscheinung im normannischen
Lande, auch schon früher dem Kultus des Göttlichen gedient hätte. Jupiter-
Tempel gab es auch außerhalb Italiens und römische Ansiedlungen in der
Normandie ein gut Teil. Nun - sei dem wie ihm wolle - mit dem heiligen
Albertus beginnt die lange Baugeschichte des „Mont", der auch in einer
Spitze endigte. Bei ihrer Applanierung standen zwei mächtige Felsklötze der
Arbeit im Wege. Sie von der Stelle zu schaffen, unternahm ein Mann der
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