frisch zugreifende Naturkenntnis der Norweger. Und daneben zeigen feintonige Stilleben
von Filipkiewicz oder polychrome Kircheninterieurs von Kamocki die geschmackvolle
Beherrschung komplizierter Farbenprobleme und eine breite, leichte Pinselführung.
Die deutschen Maler treten der Landschaft, dem Stilleben und Interieur mit größerer
Innigkeit des Empfindens näher. Da sind Stoitzners und Leglers Landschaften und Still-
leben. Stoitzner weiß das reichste zeichnerische Detail in einem ungemein geschlossenen
Ton zusammenzubinden, während Legler den farbigen Natureindruck in einer reichen
Skala von Tönen festhält, die stets fein und wirkungsvoll zusammenklingen.
Harlfingers Interieurs und Stilleben von Hänisch zeigen ein Versenken in die Licht-
probleme des Innenraumes; wie Hänisch aus einem Aktendepot in einem alten Saal eine
ganze Reihe von Bildern herauszuschneiden weiß, demonstriert in hübscher Weise, daß
es stets darauf ankommt, wie man eine Sache malt, nicht was man als Gegenstand vor
sich hat.
Auch für das Porträt gilt dasselbe.
Ob man wie Hammer, von Waldmüller und seiner Zeit verleitet, das intimste Detail
mit Liebe durchführt, oder wie der Italiener A. Stringa und der Deutsche Spiro in einem
einfachen und kräftigen Farbenproblem alle Details auflöst, ist im Prinzip gleichgültig.
Wenn nur das Problem in jedem Falle so gut gelöst ist, daß das Bild überzeugend wirkt
und charakterisiert.
Es gibt tüchtige dekorative, ins Monumentale strebende Leistungen, die einer archi-
tektonischen Wandbehandlung gut einzufügen wären, wie jene von Oswald Roux; dann
wieder Gebirgslandschaften wie jene von Harta, die nicht von der Photographie oder der
Vedute ausgehen, sondern vom malerischen Problem der Farben und Lichterscheinung
und dadurch Größe erhalten. Kurz überall, wohin man in diesen Räumen blickt, waltet
eine künstlerische Tendenz vor, und man würde nur wünschen, daß die Vielen, welche
den gefälligen Interpretationen einer entgegenkommenden Mache willig Beifall spenden,
auch in die ernsteren Bestrebungen jener moderneren und innerlicheren Arbeiten unserer
Generation Einblick erhielten, um zu erkennen, was die Malerei heute schon vermag und
um sich daran zu erfreuen. Gerade weil es sich hier nicht um ganz große Werke handelt,
sondern um ein in weiten Kreisen bereits erreichtes künstlerisches Niveau, wirkt die
Rückständigkeit derjenigen um so auffallender, die auf unsere bedeutenden modernen
Errungenschaften gerne spöttisch herabblicken und sich mit dem Rüstzeug der Vergangen-
heit wappnen, das einst Größeren angepaßt war, in dem ihr Epigonentum nur auffallender
zutage tritt.
AGENBUND. Mit Empfindungen der Teilnahme und des Bedauerns betritt man
die Räume des I-lagenbundes, welche zum letztenmal den Zwecken der Kunst dienen
sollen und aus denen schon so oft wertvolle Anregungen, erfrischende Eindrücke geholt
werden konnten. Die Vereinigung wird durch die Kündigung des Mietvertrages in eine
sehr ungünstige Lage gebracht, welche durch die große Schwierigkeit, in Wien neue Aus-
stellungsmöglichkeiten zu schaHen, erheblich verstärkt wird. Hoffentlich führt die Not des
Augenblicks zu einem Entschluß, der die Zukunft des Ganzen fördert und der Zerfahrenheit
unserer Künstlergruppen, die ja heute nicht mehr von so tiefen Gegensätzen getrennt
werden wie einst, entgegenarbeitet.
Eine größere Einigkeit in den Kreisen der Schaifenden wird auch eine kräftigere
Wirkung auf die Kreise der Anregungsbedürftigen zur Folge haben, die der Sache der
Kunstförderung durch das Publikum äußerst wertvoll werden kann.
Aus dem maßvoll und mit ruhigem, berechtigtem Selbstbewußtsein geschriebenen
Vorwort des Kataloges kann die wohltätige Wirksamkeit der Vereinigung von allen jenen
herausgelesen werden, die sie nicht selbst empfanden.
Ihr offenes Eintreten für das Neue und Jugendliche, ihre Freude am Werdenden
betätigt sie auch diesmal, indem sie einer Reihe von Arbeiten Raum gibt, denen wohl nicht