reicher, verschiedenartiger und machtvoller für den einzelnen Genießenden
geworden, sie haben sich in den Gemütern der Menschen auch außer-
ordentlich verfeinert, und das ist ein Verdienst der Landschaftsmalerei
unserer Tage. Sie ist es, die uns darüber aufgeklärt hat, was ein künstlerisch
gebildetes Auge aus einer Landschaft herauszuholen vermag und welche
Fülle versteckter Schönheiten selbst eine scheinbar reizlose Gegend im
Wechsel des Lichtes, des Wetters und derjahreszeiten in sich birgt. So bleibt
uns heute für den Landschaftsgarten nur mehr ein mitleidiges Lächeln übrig.
Denn das ist nicht die Natur, die wir zu bewundern pflegen.
Wir können einem Landschaftsgarten nur dann künstlerische Werte
zubilligen, wo genügender Raum zu seiner Entwicklung vorhanden ist, das
heißt wo er aufhört, ein Garten zu sein, wo er im älteren Wortsinn ein
Park ist. So würde zum Beispiel der Wiener den Dombacher Park nicht mit
einer Anlage ähnlich wie Versailles vertauschen wollen, wogegen zum
Beispiel unser Maria Josefa-Park seinem Wesen nach kein Park, sondern
ein Garten ist und auch eine dementsprechende Ausgestaltung erfordert hätte.
Aus allem Gesagten ergibt sich, daß die Gartenkunst einen ganz eigen-
artigen Platz innerhalb der bildenden Künste einnimmt. Während der Archi-
tekt, der Maler, der Bildhauer mit totem Material arbeitet, ist das Material
der Gartenkunst lebendige Natur. Dort steht dem Künstler gehorsamer
Stoff zur Verfügung, hier ein Naturprodukt, das dem Willen des Künstlers
eigenen Lebenswillen entgegensetzt. Baum, Strauch und Blume sind nicht
nur bestimmte Farben auf der Palette des Gartenkünstlers, sie sind auch
Individualitäten, in denen nicht nur eine natürliche, sondern auch eine künst-
lerische Schönheit verborgen ist. Diese künstlerische Schönheit, ich meine
damit, diese zu künstlerischen Zwecken verwendbaren Eigenschaften, zu
erkennen, durch entsprechende Pflege zu verstärken und richtig zu ver-
werten, das ist die große Aufgabe des modernen Gärtners. Hierin liegt das
Hauptgeheimnis der modernen Gartenkunst. Der Gärtner muß der Pflanze
gegenüberstehen wie etwa der Bildhauer dem Modell, aus dem er den künst-
lerischen Gehalt erst herausholen muß. Während aber der Bildhauer sein
Modell nur als Vorbild benutzt, ist die Pflanze dem Gärtner Vorbild und
Material zugleich, und es ist obendrein lebendes Material, das eine Umge-
staltung nicht in dem Maße zuläßt wie ein Marmorblock. Die Pflanze erweist
sich widerspenstig und ist nur innerhalb bestimmter, eng gezogener Grenzen
bildsam.
Die Unmöglichkeit, sein Material vollkommen zu bezwingen, ist beim
Gärtner der Umstand, woraus sich seine Sonderstellung unter den Künstlern
ergibt. Sie nötigt ihn, ästhetischen Bildungsgesetzen zu folgen, die von jenen
für die andern Zweige der bildenden Kunst wesentlich abweichen. Aus einem
Konflikt gehen die Vorschriften für die Gartenkunst hervor: aus dem Kon-
flikt des Naturwillens mit dem künstlerischen Willen. Je nachdem der
Kunstwille oder der Naturwille die Oberhand gewonnen hatten, entstanden
im Laufe der Zeiten Gärten von prinzipieller Verschiedenheit. Entweder der