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und in der wider Erwarten guten Charakterisierung des Gesichts sich ihm
gegenüberstellen läßt, wobei der Fortschritt in dem spätem Werk unverkenn-
bar ist. Die Kunst des Nabburger Bezirkes ist überwiegend von Regensburg
abhängig. Zieht man in Erwägung, daß Dietrich I-Iofer von Sünching
Erbmarschalk des Bistums Regensburg war, so hat wohl die Annahme
Berechtigung, daß beide Werke als
Regensburger Ausfuhr anzusehen
sind.
Eine fast unüberbrückbare Kluft
trennt die eben behandelten Steine
und die Grabplatte des 1423 verstor-
benen Abtes Johannes Vogel an der
Friedhofmauer von Oberaltaichi:
(Abb. 13). Es ist das jener Abt, der
im Jahre 1418 das Hochgrab für die
beiden Stifter des Klosters hatte er-
richten lassen. Für sein eigenes
Grabmal wandte sich der Abt an
einen ungleich bedeutenderen und
fortschrittlicheren Künstler; denn
daß dieses. Werk noch vor dem
Tode des Abtes entstand, beweisen
die Korrekturen an dem Todes-
datum und die ausgesprochene
Porträttüchtigkeit." In keinem der
vorher behandelten Werke keimt
so kräftig das Studium nach dem
Leben und der Natur empor. Weich
Hießen die Falten in wohlverstan-
dener Bedeutung des Körpers für
ihren Fall und ihre Züge zu Boden.
Am überraschendsten aber wirkt
der kahle Kopf mit dem hohen run-
den Schädel, dem vorgeschobenen
spitzen Kinn und der feingeglieder- Abb xo Grabstein des Dietrich Steinberger im Kloster
ten Ohrmuschel. Die müden Augen ' ' obmhmh
lassen im Zweifel, ob sie im Todes-
schlummer geschlossen oder nur niedergeschlagen sind (Abb. 14). Jedenfalls
spricht gegen die Auffassung als Toten die Haltung und Schrittstellung des
Abtes. Das ganze Werk überragt in seiner schlichten Naturabschrift nicht
nur alle übrigen Oberaltaicher Werke, sondern auch alle gleichzeitigen Salz-
burger Arbeiten, wie etwa die Grabplatte des 14:6 verstorbenen Abtes
' Das stilistisch hochbedeutende Werk wurde bisher nicht der geringsten Erwähnung wen geachtet.
"" Ursprünglich scheint das Todesdntum r4r8 geheißen zu haben.
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