Abgüsse in Bronze oder Blei her, welche wiederum als Unterlagen für die
Treibarbeiten der Goldschmiede dienten.
Konrad Lange hat in seinem Flötner-Werke (Seite 86 f.) mit Recht
festgestellt, daß die zwölf Silberreliefs an dem Krakauer Altar (es sind zehn
Darstellungen aus dem Marienleben und die beiden polnischen Heiligen
Stanislaus und Adalbert) stilistisch bedeutend von Flötners Plaketten ab-
weichen, während die ornamentalen Umrahmungsstreifen wiederum dessen
Art aufweisen.
In Wilhelm Bodes „Geschichte der deutschen Plastik" (1887 erschienen)
wird nun (Seite x89) betont, daß die Silberreliefs, da sie „sich meist
mehr oder weniger stark an Vorbilder von A. Dürer halten, weniger das
originelle Gepräge seiner (Flötners) übrigen Arbeiten tragen". Heute wissen
wir, woher diese Anklänge an Dürer stammen. Professor von Sokolowski,
der leider jetzt verstorbene liebenswürdige und kenntnisreiche Direktor des
Krakauer Czartoryski-Museums, fand nämlich daselbst einen Rechnungs-
vermerk aus dem Jahre 1535, der hier folge: „Item dedi pro tele ulnis 21
super qua delineamentum alies visirungk tabulae Nurembergae argenteae
fabricandae depictum est . . . . . mar. -- gr. 21, den -- Item dedi johanni
Dyrer Pictori Regii pro labore et pictura dicti delineamenti. . . . . mar. 12.
gr. 24, den -."
Also die klare und sichere Nachricht, daß Hans Dürer die Visierung zu
den Reliefs gezeichnet hat, außerdem geht aber nach Beth wohl daraus her-
vor, daß Hans Dürer auch die Malereient der Außenseiten des Klappaltars,
welche Szenen aus der Passion enthalten, ausgeführt hat.
Die durch Neudörfer bezeugte Mitarbeiterschaft Flötners an dem Altar
auf die ornamentale Umrahmung allein zu beschränken, wie dies Lange und
Beth möchten, ist, wie ich glaube, zu weit gegangen, denn es scheint mir
absolut kein Grund vorhanden zu sein, den Worten Neudörfers zu mißtrauen.
Gerade aus der Fassung seiner Nachricht geht deutlich hervor, daß Flötner
die „Patronen" zu den Reliefs geschnitten hat, eine Arbeit, die Labenwolf
nicht ausführen konnte und zu der auch der Goldschmied Bayr nicht im-
stande war. Und da in diesem Falle die Visierung Hans Dürers vorlag, hat
er eben nach letzterer die I-Iolzmodelle geschnitten. Für einen Kunsthand-
werker der Renaissance, selbst wenn er so groß war wie Flötner, lag absolut
nichts Entwürdigendes darin, eine Komposition eines andern, die „Visierung"
eines Malers, in das Relief zu übertragen, eine Arbeit, zu der viel künst-
lerischer Takt erforderlich war und die er auch meisterhaft durchgeführt hat.
Die Reliefs stehen übrigens in viel engerem und direkterem Zusammen-
hange mit graphischen Arbeiten Albrecht Dürers als die Passionsgemälde
der Außenseite, die sich wohl, wie Beth mit Recht bemerkt, an analoge
Kompositionen Albrecht Dürers anlehnen, aber in „keinem einzigen Fall ist
die Übereinstimmung eine wörtliche zu nennen".
' Ignaz Beth hat sie im „Jahrbuch der königlich preußischen Kunstsammlungen" lgxo, S. 79 E,
besprochen und abgebildet.