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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 3, 4 und 5)

uns Donner, den Meister der klassischen Ruhe, hier als echten Barock- 
künstler. Das Portal ist ganz in die Ecke gerückt, so daß es in malerisch 
wirkender Unregelmäßigkeit nur einen starken, schiefgestellten Pfeiler zur 
Rechten aufweist, während die linke Seite der Toröffnung durch die herab- 
hängende Draperie geziert ist. Der Sockel des Pfeilers ist aus rotem Marmor, 
der Pfeiler selbst und sein weit ausladendes Gesimse aus rotem geschliffenem 
Stuck. Über der flachgewölbtenToröffnung bauscht sich, von Putten getragen 
und gerafft, eine blaugraue Stuckdraperie mit goldenen Ornamenten und 
Fransen. Reizend sind die Putten, allerliebst besonders die Gruppe auf dem 
Gesims des Pfeilers: der eine lugt neugierig in die Kapelle, der andere, 
ängstlich besorgt, daß er nicht herabfalle, hält ihn am Arme zurück. Die 
Mitte der Draperie nimmt eine Schrifttafel ein mit folgender Inschrift: 
Nulli Sanctorum 
Sed ipsi Deo Sanctorum 
quamuis in memoriam Sanctorum 
constituimus Altaria 
St. Aug. L 20 code Tausc. Manich. 
Czi. Saeculo IV seu S. Ae. christi 
.. 395 
Das Gitter des Tores füllt nicht die ganze Offnung aus. Der mittlere 
Teil ist aus massiven eisernen Rundstäben, unterbrochen von plattgedrückten 
Bronzekugeln, gebildet. Ein Mittelschild ist ihm aufgesetzt, ausgefüllt mit 
sich rechtwinklig kreuzenden, schiefgestellten, flachen Stäben, an deren 
Kreuzung vierblättrige Blumen angebracht sind. Gekrönt ist er von fächer- 
oder muschelartig zusammengestellten Blättern, wie sie in gleicher Anord- 
nung, aus vergoldeten, zarten Leisten bestehend, die Wölbung der Altar- 
nische und der Tümische im Innern zieren. Zu beiden Seiten des Mittel- 
schildes befindet sich ein kräftiges, im Detail fein ausgeführtes Rankenwerk. 
Ähnlich ist auch das auf beiden Seiten gleiche massive Türschloß gearbeitet. 
Die Oberfläche des Schloßgehäuses ist ebenfalls durch sich kreuzende 
schwache Eisenleisten gegliedert; die dadurch entstehenden rhombischen 
vertieften Felder sind mit den gleichen Blumen, wie sie das Fenster und der 
Mittelschild aufweisen, geziert. Zierliches schmiedeeisernes Rankenwerk, 
verwandt dem über dem Tore und am Gruftfenster, säumt das Schloß ein. 
Wenn die mit Bels Nachricht übereinstimmende Überlieferung, nach 
welcher selbst das kleinste Detail dieser Kapelle von Donner stammt, recht 
hat, dann lernen wir in diesen prächtigen Eisenarbeiten Donner wieder von 
einer neuen Seite kennen. Daß er nicht nur als Plastiker, sondern auch 
als „inventor" für kunstgewerbliche Arbeiten, also auch für Kunstschmiede- 
arbeiten tätig gewesen sein mag, liegt übrigens nicht so fern. Nach Chorherr 
Dr. Wolfgang Paukerf war nicht Giuliani, sondern vielmehr Matthias Steinl 
' Vortrag über Raphael Donner in der "Urania", Wien, 16. Februar rgrö. Pauker wies die Beziehungen 
Donners zu Steinl auf Grund einiger urkundlicher Nachrichten nach und stellte auch an einigen Beispielen die 
Beeinflussung Donners durch Sreinl fest. Eine ausführliche Begründung dieser Hypothese soll demnächst 
von ihm publiziert werden.
	        
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