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Sowohl für den Tagesunterricht als auch für den Abendunterrieht
wird Schulgeld bezahlt; es gibt keinen unentgeltlichen Unterricht. Der
Schüler zahlt Fir den Tagesunterricht eine Einsehreibgebühr von
5 Fres. 50 Cent, für den Abendunterrieht 25 Cent.
Der Tagesunterrieht dauert mit Unterbrechung einer Stunde
zur Mittagszeit von 7'], Uhr früh im Sommer, von 8'], Uhr früh im
Winter bis Nachmittags 4 Uhr. Der Abendunterricht für Erwachsene
im Zeichnen dauert von '[,8--9 oder" 10 Uhr; iiir diejenigen, welche
Abends nach der Natur arbeiten oder modelliren wollen, wird der Unter-
richt regelmässig um 'l,8 Uhr eröffnet und dauert bis 9 oder 10 Uhr.
Bei aufmerksamer Beobachtung wird man finden, dass sich diese
Organisation wesentlich von der unserer Schulen unterscheidet, dass die
Vorbedingungen zum Eintritt in diese Schulen auf ein Minimum redueirt
sind, dass Niemand danach üägt, welchen Religionsunterricht, welchen
Geschichtsunterricht der Eintretende empfangen, in welcher Normal- oder
Speeialschule er lesen und schreiben gelernt hat. In diesen Schulen legen
die Franzosen nicht das geringste Gewicht auf sogenannte allgemeine
menschliche Bildung, sondern sie haben ausschliesslich im Auge specielle
Bildung im Zeichnen, Modelliren und in jenen Zweigen der mathema-
tischen Wissenschaft, welche für das Zeichnen und Modelliren nöthig sind-
Mit der Schule, welche sich in der Rue de Pecole de Medicine 5
findet, ist auch eine Schule für Xylographie verbunden; in dieser
Schule müssen sich die Zöglinge verpdiehten, drei Jahre zu bleiben; sie
werden zugelassen im Alter zwischen 12 und 20 Jahren und erhalten
Werkzeuge sowie alles auf diesen Kunstzweig Bezügliche von der
Schule selbst.
Die Vorlagen, welche sich zum Zeichnen- oder Modellirunterricht
in allen diesen Schulen befinden, unterscheiden sich in gar nichts von
jenen Vorlagen, welche in höheren Kunstschulen vorkommen.
Diejenigen, welche in die ersten Elemente des Zeichnenunterricbtes
eingeweiht werden müssen, erhalten einfache Vorlegeblätter, meist litho-
graphirte. Man geht so schnell als möglich über zum Zeichnen nach dem
Runden, nach Gipsgüssen und nach der Natur. Die Antike und die Natur
bilden die Hauptgrundlage der Vorbilder 'des Zeichnenunterrichtes. Aus
diesen Schulen gehen die Massen von gebildeten und gründlich geschulten.
Zeichnern und Modclleuren in die verschiedenen Handwerke Frank-
reichs über.
Das Reglement dieser Schulen ist ein ausserordentlich strenges und
es wird mit grosser Sorgfalt darauf gesehen, dass die Ruhe in der Schule
aufrecht gehalten wird und dass der Schüler ununterbrochen mit Zeichnen,
Modelliren oder seinen verschiedenen Studien beschäftigt ist.
Als Zeichnenmaterial ist einzig und allein crayon noire (schwarze
Kreide) gestattet.