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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 6)

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Schimmer früherer Kunstweise belebend. Das bedeutendste Stück dieser 
Art ist ein großer, achtseitiger Deckelpocal (Nr. 396, Dr. Johann Graf 
von Meran) mit Facetten, Augenschliffen und strahlenförmigen Zier- 
schliifen, der an der Vorderseite das eingravirte Brustbild des Erzherzogs 
Johann von Oesterreich trägt. Die Arbeit ist mit uA. Böhmu bezeichnet. 
Als technisches Bravourstück besonders bemerkenswerth ist ferner das 
Trinkglas (Nr. 1375) mit dem vertieft geschnittenen Porträt Kaiser Franz l. 
Gleichzeitig mit dem geschnittenen und geschliHenen Kristallglas 
gelangten die diamantirten Glasarbeiten zu besonderer Beliebt- 
heit. Schon in der vorangegangenen Epoche in bescheidener Weise geübt, 
nimmt diese Decorationsweise nun einen außerordentlichen Aufschwung. 
- in der Regel sind nur einzelne verschieden geformte Felder mit 
diesen Halb-Oktaödern von geringeren oder größeren Dimensionen ver- 
sehen, seltener ist das ganze Gefäß gleichmäßig damit überzogen. Aeltere 
Gläser zeigen häufig den im 18. Jahrhundert bei feineren Arbeiten sehr 
beliebten Goldrand, später jedoch ist er nicht mehr üblich. 
Vorzügliche Wirkung erzielen die diamantirten Hohlgläser in Ver- 
bindung mit Metall. lh Silben, Vermeil- oder vergoldeter Bronzefassung 
liebt die Empire-Zeit, umsomehr ihr besten Glasarbeiten zu präsentiren 
als sie sich nur in solcher Form dem allgemeinen Geschmack: der Zeit 
anbequemen. Ein höchst charakteristisches Beispiel hierfür ist der Hänge- 
leuchter aus Bronze mit der grossen diamantirten Glasschale im Arbeits- 
zimmer des Kaisers Franz. Eine andere, ganz ausgezeichnete Arbeit ist 
eine Compotiere (Nr. 133, Graf Franz von Thun und Hohenstein), aus 
vier Theilen zusammengesetzt und in theilweise vergoldete Bronze ge- 
fasst, mit zierlichen Thierf-iguren als Deckelgriffe und einem Putto als 
oberen Abschluss. Ferner gehören hierher zwei prächtige Vasen (Nr. 128) 
Fürst Reuss ä. L., Greiz), eine Zuckerdose des Kunstgewerbemuseums 
in Prag (Nr. 131), ein zierliches Trinkglas aus dem Berliner Kunst- 
gewerbemuseum (Nr. 136), eine große Jardiniere (Nr. 1390), und vor 
Allein eine höchst elegante Tasse mit Untersatz. Die Ränder derselben 
sind in vergoldetes Silber gefasst und der schön ciselirte Henkel endigt in 
einen Schwan. Auf der Vorderseite der Tasse liest man in ausgespartem 
Felde: nyu" anniversaire E. N. 3 juin 181311, darüber befindet sich eine 
Krone, alles Uebrige ist in feinster Weise diamantirt (Nr. 138g, Dr. Max 
Strauss). Auch bei diesen Arbeiten werden manchmal durch farbigen 
Ueberfang reichere Wirkungen erzielt. 
Die Vorzüge der alten Decorirungstechnik des Gravirens, verbunden 
mit virtuos ausgefübrtem Zierschliü", hat eine: der delicatesten Stücke 
der Ausstellung aufzuweisen, ein Trinkglas mit concav geschliifenem, 
ovalem Medaillon, das die verschlungenen Buchstaben F J A von einer 
Perlenreihe und einem Kranze herausgeschliffener Halb-Oktaeder umgeben 
zeigt. Eine technische Meisterleistung ersten Ranges. Genien, die das
	        
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