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bungen das historische, ltunsthistorische und stilistische Forschungsgebiet betreten hatte;
er wäre dann gewiss zur vollen Ueberzeugung gekommen, welch' immenser Schatz in
seinen alten Waffen noch steckt. Er mag uns die Bemerkung zu gute halten, wenn wir
erklaren, dass die kostbare Sammlung nun zwar beschrieben, bekannt gemacht, aber durch-
aus nicht nach ihrem wahren Werthe gewürdigt ist. Dem Kunstforscher fehlen in dem
Werke noch viele Handhaben zur vollen Schätzung derselben. und es ist ein Zufall, dass
aus gewissen Details in der Zeichnung sich mit vieler Sicherheit der Künstler des herr-
lichen Rundschildes auf Tafel XLVll entnehmen lasst. Es ist der Venezianer Waffen-
schmied Damianus de Neron. Bei allen übrigen Tafeln sind für eine Bestimmung des
Meisters die Darstellungen zu sltizzenhaft.
Mit diesem allerdings empfindlichen Entgange wollen wir aber den Werth des uns
in dem Werke nach anderen Richtungen hin thatslchlich Gebotenen nicht im geringsten
schmälern. Das, wie erwahnt, überaus schon ausgestattete Werk kostet fünf Guineen.
Wendelin Boeheim.
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Vaticanische Miniaturen. Herausg. u. erläutert von Stephan Beissel, S. J.
Mit 30 Taf. in Lichtdruck. Freiburg i. B., Herder, 1893. Fol. M. 20
Die Miniaturen in den alten Handschriften (und für die erste Renaissance auch in
den Prachtauagaben) sind für die Geschichte der Malerei nicht allein überhaupt Quellen
ersten Ranges, sondern auch für manche Zeiträume fast die einzigen Erzeugnisse dieser
Kunst, die in einem oft gar wundervoll guten Zustande sich bis in unsere Tage erhalten
haben. Wenn nun P. Beissel, secundirt von der immer tüchtiger werdenden photogra-
phischen und photorypischen Anstalt Danesi in Rom, unter Mitwirkung der Verlagshand-
lung l-lcrder eine Auswahl besonders schöner oder wichtiger Miniaturen aus der Vati-
canischen Bibliothek als i-Quellen zur Geschichte der Malereiu uns bietet, und zwar zu
einem nicht zu hohen Preise, so verdienen diese Männer die Anerkennung von Seite
der Fachkreise. P. Beissel gruppirt die Bilder im Ganzen chronologisch: er beginnt mit
den Miniaturen aus classischer Zeit (darunter sind auch Miniaturen späteren Ursprungs,
welche aber sicher als Abbilder antiker Vorlagen zu betrachten sind), dann geht er zu
den westlandischen Miniaturen vorn 7. bis zum tt., vom u. bis t4., vom tg. und t6.
Jahrhundert, und mitten hinein schiebt er eine Abtheilung griechischer Miniaturen vom
to., tt., tz. Jahrhundert. Freilich eignete sich mancher Codex. wegen wenig günstiger
Erhaltung, nicht zur Herstellung guter Abbilder. Unter diesen Umstlnden wird es schwer,
bei den alteren und wichtigeren Handschriften dem Herausgeber gegenüber Wünsche
auszusprechen, vielmehr muss Ref. die Auswahl als eine gelungene bezeichnen. lnstructive
Einleitungen, gute Beschreibungen der Bilder (auch deren Farben werden genau be-
zeichnet), Aufzählungen der sonsligen Bilder, welche die von Beissel verwendeten Codices
enthalten, und brauchbare Indices machen das Werk zu dem, was es sein will, zu einem
Nachschlage- und Quellenwerlte, nützlich insbesondere durch die Liste der vaticanischen
Miniaturen-Handschriften, S. 53. Dass die schon vorhandenen Abbildungswerke, über-
haupt die einschlägige Litteratur mit sorgsamem Fleiße verwertbet und in den Noten
angeführt ist, "versteht sich bei einem i-Quellenwerke- von selbst. Daher nimmt es den
Ref. wunder, dass i-Frantz, Geschichte der christlichen Malerei l., Freiburg, Herden,
auch dort, wo dieser abweichende Anschauungen hat. wie z. B. beim Vergil-Codex,
Vat. Cat. 3867 (Frantz, l, 5. 18t), gar nicht erwähnt wird. Auch die berühmten Wiener
Miniaturen des classischen Stiles und der karolingischen Zeit hatten, da es doch nur eine
ganz beschränkte Anzahl dieser Miniaturen gibt, angeführt werden sollen. Es ware ge-
nügend gewesen, dieselben eben nur anzuführen, um eine Beschreibung handelte es sich
bei ihnen nicht. - Auch über die Datirung von ein paar Handschriften wollen wir uns
hier mit P. Beissel nicht auseinandersetzen, sondern nur ihm den Dank aussprechen für
die Arbeit und die gediegene Ausstattung des Werkes durch die Herdefsche Verlags-
handlung rühmend anerkennen. N-an.
i
-- nPortale von Wiener Profanbauten des I7. und tß. Jahrhunderts:
ist der Titel eines Sammelwerke: aus derr. Verlage von Ant. Schroll tSt Co. in Wien,
dessen erste Serie zu so Tafeln soeben erschienen ist. Dasselbe soll in circa 60 Auf-
nahmen künstlerisch durchgeführte Thormotive wiedergeben, beginnend mit dem ersten
Auftreten des Barockstils unter Kaiser Ferdinand lll., dann den Stilwandlungen unter
Leopold l., Karl Vl. u. s. w. folgend bis zum Abschlüsse dieser Epoche mit dem Auf-
treten der classicistischen Richtung. Die Schönheit der Conception, wodurch die meisten
dieser Portale sich auszeichnen, macht dieselben nicht allein zu geeigneten Vorbildern
für unsere Architekten, die stets weiter um sich greifende Umgestaltung Wiens bringt