nimmt er das königliche Scepter, das in verschiedenen Formen vorkommt,
unter welchen die des Krummstabes und die der Geißel am häufigsten
angetroffen werden. Schmuck und Tracht des Herrschers unterliegen
einem strengen Ceremoniell, eine Schaar von Hofbeamten hat darüber
zu wachen, dass in keiner Weise ein Verstoß dagegen geschieht. Unter
diesen Leuten gibt es wieder eigene Vorsteher und Schreiber, Obermetall-
arbeiter und Oberkünstler, die allesammt der großen Verwaltung des
Schatzhauses untergeordnet sind, dessen Chef auch die Kleider des Königs
zu beaufsichtigen hat w).
Wurde bei Hofe dern Schmuck und der Kleidung eine solche Be-
deutung beigelegt, so kann man leicht ermessen, dass dieses Beispiel in
der gestimmten vornehmen Welt eifrige Nachahmung fand. Das Tragen
von Perrücken auf dem glattrasirten Kopf - eine Sitte, die sich aus
Reinlichkeitsrücksichten schon sehr früh eingebürgert hat - wurde immer
allgemeiner und auf sorgfältige Herstellung künstlicher Haartouren augen-
scheinlich großes Gewicht gelegt, ja bei Hofe bildete die Obsorge für
die Perrücken des Königs ein hohes angesehenes Amt. Nur gemeines
Volk sehen wir noch mit dem eigenen Kopfhaar umhergehen. Die Stoffe
der Kleider sind färbig, oft auch bunt, und manchmal mit Perlstickerei
versehen "'). Gewöhnlicher Perlenschmuck ist so allgemein, dass er als
bequemes Tauschmaterial im gewöhnlichen Marktverkehr angesehen wird").
Alles in Allem genommen haben die drei Jahrhunderte ununter-
brochenen Gedeihens und Fortschreitens unter der IV. und V. Dynastie
mit ihren fünfzehn Pharaonen eine erstaunliche Fülle feinerer Lebens-
gewohnheiten und Bedürfnisse entwickelt, und man hat es trefflich ver-
standen, auf Grund einer hoch ausgebildeten Technik und nicht geringen
künstlerischen Geschicklichkeit die äußere Erscheinung der Menschen
diesen verfeinerten Sitten anzupassen. (Fortsetzung folgt.)
Ein Besuch bei Theophilus.
Von Hlns Mac ht.
(Schluss)
Wie die Nagelkopfrosetten schlägt Theophilufauch zwischen Blei
und vertieft geschnittener Stahlstange Reihenornamente und nennt uns
viele Dinge, zu deren Schmuck er sie empfehlen will'). ln der That
haben von solchen Ziermitteln die Meisterwerke romanischer Kunst
5er trellliche Beispiele aufzuweisen. Diese Kanne, für den Messwein
") Vergl. Ermnn, Aegypten, I, 97.
") Fnu den Sechemh, Louvre A. m2.
") Lepsius, Denkm. lV, Tel. 19x.
') L. c. Clp. LXXlV: De opere quod nigillil imprimitur.