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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1890 / 10)

und nach das Schachbrett, das Dreieck, die Raute und den Mäander auf- 
treten, welche in wunderbarer Mannigfaltigkeit und Gruppirung sowohl 
als Webemuster verwendet, als auch zur Verzierung der Thonwaaren 
übertragen werden. DieB ist die zweite Richtung der Ornamentik. 
Eine sehr schöne Auswahl solcher geometrischer Ornamentirungen 
bringt Julius Naue in seinem Werke über die Hügelgräber, wir finden 
sie aber auch noch früher bei den Pfahlhauten in den Grundprincipien 
schon angewendet und können auch hier die Parallele mit der Orna- 
mentik der Naturvölker ganz direet ziehen. 
Solche Muster, die durch die vervollkommnetere Technik des 
Wehens, des Flechtens und Strickens sich später vielgestaltiger zeigen, 
ohne den ursprünglichen Charakter zu verlieren, sind bei den slavischen 
und orientalischen Völkern noch jetzt anzutreffen, und kann die ganze 
Entwickelungsreihe in ununterbrochener Folge in ihren Mustern dargelegt 
werden. 
Der ganze Kreis dieser Formenwelt der Steinzeit mit ihren weiteren 
Entwickelungen gehört also zu den primären Formen. Diese gehen aber 
auch noch weiter, und zwar in die Metallzeit über, die nicht als eine 
höhere Culturstufe ohne Weiteres zu betrachten ist, und welche auch 
nicht von einem Volk dem andern übertragen werden musste, denn wir 
finden eine Reihe von Naturvölkern, besonders in Afrika, die sich des 
Eisens und des Kupfers bedienen, welches sie in der einfachsten Weise 
aus den Erzen zu gewinnen wissen, ohne mit Culturwerken in Berührung 
gekommen zu sein. 
Die erste Bearbeitung der Metalle geschieht unzweifelhaft durch 
Schmieden und werden Anfangs die Formen der Steinzeit für Aexte, 
Messer, Lanzen u..s. w. nachgeahmt, bald aber wird der ausgehämmerte 
Metalldraht mannigfach zum Schmucke und zum Schutze des Körpers 
verwendet. Die Technik der Metallbearbeitung ist hier wieder die 
Grundlage für alle Formen der Arm- und Beinringe, der Spiralen und 
der später vervollkommneten Stich- und Hiebwatfen, so dass ohne Ueber- 
tragung der Erfindung oder der Form eine vollkommene Gleichförmigkeit 
entsteht. 
ln Europa, wo, wie es scheint, die Bronze zuerst von allen Metallen 
zur allgemeinen Anwendung kam, liegt die Sache allerdings etwas com- 
plicirter, denn die Bronze ist eine Legirung aus Kupfer und Zinn und 
setzt schon durch den Bezug des Zinns, welches nur an wenigen Stellen 
auf der Erde vorkommt, sowie durch die Mischung der Metalle und durch 
ihren sehr früh bekannten Guss, wie man glauben sollte, einen gewissen 
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