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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 204)

Porzellanmuster. Diese Pruductionsweise dauerte durch ein Jahrhundert 
fort, und stehen die derartigen Leistungen in künstlerischer Beziehung 
auf derselben Stufe wie die ähnlichen anderer größerer Fabriken 9). Die 
Decoration hält sich bald mehr bald weniger streng an ihre Vorbilder, 
und auch hier wie in Rouen mischen sich nicht selten traditionelle 
heimische Verzierungsweisen unter die chinesisch-japanischen Motive. - 
Neben diesem Mode-Genre schuf jedoch Nevers noch zwei andere voll- 
kommen originelle Gattungen, das sind die Fayencen im vgioüt persanl, 
welche zu dem Besten gehören was die französische Keramik in der 
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts leistete, und die Arbeiten im franzö- 
sisch-nivernesischen Geschmack, welche neben jenen im chinesisch- 
japanischen bis zur Auflösung der Fabriken 1789 fortgesetzt wurden. Das 
erstere Genre begann um 1730, dauerte bis 1700 und entwickelte sich in 
Anlehnung an orientalische, namentlich persische Verzierungsweisen, der 
Hauptsache nach bestehend aus zarten Pflanzenornamenten und phanta- 
stischen Vögeln. Diese Decorationsweise kam auf dreierlei Art in Anwendung 
und zwar auf dunkelblauem, gelbem und weißem Grunde. Das schönste 
bekannte Beispiel der ersten Art ist eine bei Du Broc") abgebildete 
Schüssel, auf welcher, umgeben von dem angedeuteten Ornament, Venus, 
Amor und Mercur zu sehen sind. Die Bemalung ist in Weiß und zweierlei 
Gelb durchgeführt. Aehnlich ist eine Vase des Museums (Schr. 14, Nr. 34) 
behandelt, nur fehlen hier figurale Beigaben. Bei einfacheren Stücken 
blieb die Verzierung blos weiß, wie z. B. auf dem Teller ebenda Nr. 33. 
An weiteren Beispielen haben wir bei Demmin") eine Schale, bei Ris- 
Paquot") drei Teller und bei Waring") eine Pilgerflasche. Bei der 
zweiten Art wechseln die Farben, der Grund ist gelb, die Ornamente 
sind weiss und blau. Solche Stücke sind jedoch außerordentlich selten, 
und die Abbildung einer Vase bei Du Broc") das einzige Beispiel, auf 
welches wir hinweisen können. - Die dritte Art behält in der Zeichnung 
das Genre der beiden ersten bei, kehrt aber im Uebrigen zu der allge- 
rnein üblichen Bemalung auf weißem Grunde zurück. Hierhergehörige Ab- 
bildungen sind inNote") angeführt. - Das französisch-nivernesische 
Genre, bis in das vierte Decennium des 17. Jahrhunderts zurückreichend, 
kam sowohl bei ganz gewöhnlichen Fayencewaaren zur Anwendung, wie 
9) Beispiele bei Demmin a. a. O. pl. z üg. 2; Du Broc de Segange, La faience, 
les faienciers et les emailleurs de Nevers. Ncvers 1863. Pl Xll fig. 1. Ris-Paquot (Hist. 
generale) pl. 100. 
"J A. a. O. pl. ll. Charakteristische Ornamente sind auch auf pl. XlX Gg. 10 und 
14-16 abgebildet. 
") A. a. O. pl. 1 fig. 1. 
") RiS-Paquut (Hist. gen.) pl. 95 und 97. 
") Examples of Puttery pl. 4. 
") A. a. O. pl. Vll fig. 1. 
") Du Broc a. a. O. pl. Vll fig. 3 u. 4 und die Ornamente pl. XIX fig. 7-9; 
ferner Ris-Paquot a. a. O. pl. 98.
	        
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