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Punkt ist nach meiner Ansicht einer der wesentlichsten des ganzen Pro-
grammes. Durch eine solche gut geleitete, technisch und wissenschaftlich
den höchsten Anforderungen entsprechende Gießerei könnte das Museum
in erster Linie zur Förderung des Kunstinteressüs und der Kunstbildung
in den österreichischen Kronländern die segensreichste Thätigkeit ent-
falten. Ich will als Beweis dafür nur auf das uns nächstliegende Beispiel
hindeuten. Die Gypsgießerei des Oesterr. Museums besitzt eine Sammlung
von über 700 Formen, vorzugsweise nach Werken der plastischen Klein-
kunst des Alterthums und der Renaissance, und aus diesem Formenvor-
rathe wurden bereits an etwa zoo Lehr- und Kunstanstalten des ln-
und Auslandes Abgüsse geliefert. - Als ein dritter unerlässlicher Annex
der Museumsräumlichkeiten ist ein eigener Saal für öffentliche Vor-
träge gewiss höchst wünschenswerth. Für Bildungsanstalten jeder Art,
vornehmlich für solche von allgemeiner Bedeutung, ist das lebendige,
gesprochene Wort nicht leicht durch ein anderes Machtmittel zu ersetzen.
Das wäre das Programm unseres neuen Museums, das wären seine
Ziele und seine Organe!
Uebersetzen wir uns das auf diese Weise gewonnene Zukunftshild
nun einmal in räumliche Verhältnisse! Da wird sofort klar, dass wir
vor einer Neuschöpfung von sehr bedeutenden Dimensionen stehen.
Und es ist gut, sich darüber völlige Klarheit zu verschaHen, um nicht
späteren Täuschungen ausgesetzt zu sein. Wir dürfen die von uns pro-
jectirte Sammlung nur nach den bedeutendsten derartigen Schöpfungen
der Gegenwart bemessen, wie z. B. die Sammlung der Abgüsse des Ber-
liner Museums oder das nMusee de sculpture compareeu des Trocadero
zu Paris solche sind. Den sichersten Maßstab gewährt das eben in der
Verwirklichung begriEene Project für den Neubau der Museen
in Berlin, in welchem ausschließlich für die Sammlung der Gyps-
abgüsse eine Bodenßäche von rund 10.000 ÜMetern, d. i. ungefähr das
Siebenfache des Flächenraumes, welchen das plastische Museum der
Wiener Akademie der bildenden Künste bedeckt, in Anspruch genommen
wird. Es ist für unseren Zweck interessant zu wissen, wie man sich in
Berlin die beanspruchte Bodenfläche vertheilt denkt. Es wurden bestimmt:
A. Für Architekturstücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1800 UM.
B. n antike Sculpturen, und zwar
für griechische . . . . . . . . . . . 1500 w
n alexandrinische . . . . . . . . . . 5oo n
n römische...... . . . . . . . . . 1000 n
w den Parthenon allein .. xzoo v
v Olympia allein . . . . . . . . .. goo w
C. w Werke des Mittelalters u. der Renaissance iSoo w
D. v lnschriften und untergeordnete Sachen.. i5oo v