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werth sind die schönen Resultate, welche der Frauenerwerbverein von
Wien und Prag, das Liebig'sche Asyl zu Reichenberg, der Kindergarten
des Frauenvereines zu Graz wie die landschaftliche Zeichenschule eben-
daselbst, die Klöppelschule zu Riez in Tirol wie eine Anzahl von Kloster-
schulen liefern. Die Berichte der Landesschulbehörden, zu deren Er-
stattung das Unterrichtsministerium aufgefordert, dürften eine interessante
Ergänzung bieten.
Die zweite Abtheilung umfasst: die weibliche Hausindustrie, worunter
jene volksthümlichen Hausarbeiten zu verstehen, welche nicht in grossen
Fahrikslocalen und für den Weltmarkt, sondern von dem Einzelindividuum
im eigenen Hause gefertigt werden und einen nationalen Typus an sich
tragen, wie z. B. die Webe- und Stickarbeit der rumänischen Weiber in
der Bukowina und einem Theile von Galizien, die weiblichen Handarbeiten
in der ehemaligen Militärgrenze von Slavonien und Croatien und die
Strohllechtarbeiten der Weiber in Pirano und lstrien. Diese kleine, nur
16 Nummern enthaltende Abtheilung ist von besonderem culturhistorischen
Interesse.
Die dritte Abtheilung ist die umfassendste, sie zerfällt wieder in drei
Unterabtheilungen.
I. Die Ausstellung der Frauenarbeit als Lohnarbeit in der gewerb-
lichen Industrie. Dieselbe wird ein Bild des volkswirthschaftlichen Antheils
liefern, den das weibliche Geschlecht an den Erzeugnissen der Fabriks-
industrie nimmt und die Bedeutung desselben feststellen. In diese Kate-
gorie gehüren alle Fabriksproductionen, bei denen Frauen verwendet
werden, als: Blumenfabrication, Weiss- und Buntstickerei, Klöppelei,
Weberei, Papierfabrication u. s. f. Durch den Nachweis der Betheiligung
der Frauen an den verschiedenen in Oesterreich betriebenen Industrie-
zweigen, der Zahl der verwendeten Arbeiterinnen, ihres Lohnerwerbes
und so viel thunlich auch der jeweiligen Altersstufen derselben - wird
ein werthvolles statistisches Materiale geliefert, das für die künftige Re-
gelung industrieller Frauenthätigkeit als Basis dienen kann. Einer Enquete
ist es vorbehalten, diese Daten zu einem übersichtlichen, klaren Bilde zu
gestalten. Arbeitsproben und, wo es thunlich, die graphische Darstellung
der verschiedenen Arbeitsprocesse werden dasselbe eben am deutlichsten
ausprägen.
Die zweite Unterabtheilung umfasst die Arbeit von Dilettantinnen;
in diese Reihe gehören alle Arten von Frauenarbeiten, gleichgiltig, ob die
Frauen den vornehmen oder den niederen Ständen angehören, sobald ein-
zelne Arbeiten aus Liebhaberei, nicht ausschliesslich des Erwerbes willen,
gemacht werden. Die Betheiligung für dieselbe ist eine ungeheure und
somit in Berücksichtigung des Raumes die sorgfältige Sichtung durch eine
sachverständige Jury bedingt. Wie zahlreich einzelne Arbeiten darunter
vertreten sind, mögen einige Beispiele illustriren: so sind Spitzen und
Guipure-Arbeiten durch 52 Nummern, Messgewänder mit acht vertreten,