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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 117)

chenen Wunsche zu entsprechen und nach einer Pause von zehn Jahren 
an die Durchführung eines Punktes ihrer Statuten zu schreiten, nämlich 
durch die Ausstellung einer grösseren Zahl von Photographien die Fort- 
schritte in "einem wichtigen Zweige der vervielfältigenden Künste sowohl 
den Fachgenossen als einem grösseren Publicum vorzuführen und speciell 
die heimatlichen Photographen durch die Anschauung der Leistungen 
ihrer ausländischen Collegen zu erhöhter Thätigkeit anzuregen. 
Die Betheiligung an der Ausstellung, welche am 25. April unter 
den Auspicien Sr. kai's. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs 
Rainer eröffnet wurde, muss wohl hinsichtlich der Zahl der Aussteller 
als eihe mässige bezeichnet werden, befriedigt jedoch durch die Mannig- 
faltigkeit und Gediegenheit der Leistungen. ln der ersteren Beziehung 
dürften wohl einige Umstände störend eingewirkt haben, insbesondere 
der für die Betheiligung an einer photographischen Fachausstellung zu 
weit vorgerückte Termin der Verlautbarung im Winter (November 1874) 
und der etwas kurze Anmeldungstermin (Ende Februar 1875), ferner die 
auch in der photographischen Branche zur Geltung kommende Geschäfts- 
stockung und die eben dadurch hervorgerufene Apathie. 
Die Zahl der'Aussteller beträgt x06; davon entfallen auf: Oesterreich- 
Ungarn 52, Deutschland 36, Dänemark 4, Grossbritannien 3, Schweiz 3, 
Frankreich z, Portugal 2, Schweden und Norwegen 2, Russland i, Nord- 
amerika r. 
Fassen wir die ausgestellten Objecte in das Auge, so finden wir 
mit Ausnahme der astronomischen Photographie wohl alle Zweige, einige 
sogar in hervorragender Weise, vertreten. Dass die Porträt-Photographie 
noch immer bei einer photographischen Ausstellung überwiegt, wird jeder 
billig denkende Beurtheiler begreiflich finden. Diese Branche ist nach 
dem gegenwärtigen Standpunkte der Photographie und der Ausbildung 
des grüssten Theiles ihrer Jünger -- um mit dem Dichter zu sprechen - 
ndie melkende Kuh, die ihn mit Butter versorgtn. Wir glauben gut in- 
formirt zu sein, wenn wir bemerken, dass bei Ausschreibung der Aus- 
stellung den leitenden Persönlichkeiten das Ziel vorschwebte, insbesondere 
hervorragende Leistungen zur Anschauung zu bringen auf den bis vor 
kurzer Zeit bei uns weniger gepflegten Gebieten der Landschafts-Photo- 
graphie, des Genrebildes, der Architekturaufnahmen und der stets an Be- 
deutung gewinnenden Vervielfältigungsmethoden ohne Silbersalze. Doch 
des alten Horatius Spruch: "Nuturam expellasfurca, tamenusque recurretpi 
bewährte sich leider abermals. 
Der weniger erwünschte Gast hat jedoch manche Leistung aufzu- 
weisen, welche ein eingehenderes Studium von Stellung und Beleuchtung, 
ein Anlehnen an gute Vorbilder und eine sorgfältige Berücksichtigung 
der Individualität des zu porträtirenden Individuums nachweist. Vorzugs- 
weise für den Photographen, welchem in kleineren Orten gute Vorbilder 
fehlen, welchem der anregende Umgang mit tüchtigen Fachgenossen und 
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