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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1886 / 4)

der Kunstgewerbeschule des k. k. Oesterr. Museums, das Commandeur- 
kreuz des Leopoldordens, Ludwig Lobmeyr, Curator des Oesterr. 
Museums, das Officierskreuz, William Unger, Professor an der Kunst- 
gewerbeschule, das Ritterkreuz desselben Ordens. 
(Dankadresse an Prof. Storok.) Von 32 kunstgewerblichen 
Firmen, welche sich an der vorjährigen Ausstellung in Antwerpen be- 
theiligt haben, ist dem Hofrathe Professor Storck eine küstlerisch aus- 
gestattete Dankadresse in einer kostbaren, nach dem Entwurfe des Prof. 
H. Macht gearbeiteten Cassette überreicht worden. Die Adresse lautet: 
aHOClIVCTBlITICT Herr Hofratltl 
Die österreichische Kunstindustrie hat im Laufe von Jahrzehnten so oft Anlass 
gehabt auszusprechen, was sie Ihnen verdankt, dass es schwer fallt, dies in neue Worte 
zu kleiden. Und doch fühlen die Unterzeichneten lebhaft die Verpflichtung Ihnen zu sagen, 
wie sehr sie erkennen, dass es zum großen Theile Ihr personliches Verdienst ist, wenn 
auf der vorjahrigen Ausstellung in Antwerpen die österreichische Kunstindustrie sich so 
vieler und hoher Ehren zu erfreuen hatte. Ihr Wirken als Lehrer an der Kunstgewerbeschule 
und lange Jahre hindurch als Leiter dieser ruhmreichen Anstalt, in welcher unsere 
Söhne eine hohere und gründlichere Ausbildung erlangen, als sie in unserer eigenen 
Jugendzeit zu erzielen war, und in welcher uns ein neues Geschlecht tüchtiger Mit- 
arbeiter, Zeichner, Werkführer u. s. w. erzogen wird - das ist im ln- und Auslande 
so bekannt, dass es müßig wäre, es noch besonders hervorzuheben. In diesem Augen- 
blicke drangt es uns vor Allem, zu versichern, dass wir Ihre rastlose, opfervolle Thatig- 
keit für das Zustandekommen und das glänzende Arrangement der Ausstellung des Wiener 
Kunstgewerbevereines in Antwerpen in vollem Maße zu würdigen wissen und Sie zu 
bitten, auch ferner als Führer und Berather Ihre seltene Kraft der heimischen Kunst- 
industrie widmen zu wollenu 
Unterzeichnet sind u. A.Z 
R. v. Waldheim, L. Lobmeyr, F. Bollarth, A. Hanusch, J. Mayer, A. Portois, A. Milde, 
Etn. und L. Rodeck, A. Klein, J. Klöpfer, Ph. v. Haas, L. Gstettner, F. X. Schenzl, 
B. Ernt, P. Pnllak, H. Irmler, L. Wilhelm, Ed. Richter, A. Stellmacher, C. Lustig, 
L. Bakalowics, A. Scheidl, J. Blazincic, J. Schwerdtner, G. A. Scheid, A. Büchler, A. Fix, 
M. Marschal, L. Schmitt, J. Reschenhoter, J. Scheibe. 
(Vorlesungen) Am 7. Janner sprach Prof. Dr. Jos. Bayer über wDas landschaft- 
liche Naturgefühl der Frührenaissancea. 
Nachdem der Vortragende Einiges über den literarischen Ausdruck des Land- 
schaftsgefühles (Minnesänger, Petrarca, Aeneas Sylvius, Ariosto) vorausgeschickt, kam er 
auf die allmalige künstlerische Entwickelung der Landschaft bei den Quattrocentisten 
zu sprechen. Ein Hauptmerkmal der Renaissancekunst ist von vorne an ihr Ringen nach 
dem vollen Besitze der Natur: der Drang, das ldeale unter den Bedingungen des Wirk- 
lichen darzustellen. Diese Tendenz hat folgende Hauptformen des Ausdruckes: Durch- 
bildung des Typischen zum Individuellen; Realismus im Costüm; das Streben nach 
vollster Wirklichkeit in der Darstellung des nackten Körpers; hochste Durcharbeitung 
des malerischen Scheines (Realismus des Colorits); endlich: Realismus der Raumes- 
anschauung (zusammenhängend mit dem sorgsamsten Studium der Perspective). Der 
künstlerische Inhalt des perspectivisch wohlbemessenen Raumes war theils architektonischer 
Hintergrund, theils die landschaftliche Vedute. In ersterem kündigte sich meistens die 
Begeisterung für das Altertbum an, in der letzteren der nicht minder rege Natursinn 
der Renaissance. Der landschaftliche Hintergrund wurde sehr häufig ein verklartes 
Bild des Heimatsgaues; im Vordergrunde der Ortslandschaft richtete man den Thron 
der Madonna auf, und machte diese vertrauten Rasenplatze und Fluren, diese Wege, 
die zu wohlbekannten Zielen führten, zum Schauplatze der Vorgänge und Wunder aus 
der heiligen Geschichte. 
Jede von den Einzelnheiten, die zum vollen Landschaftsbilde gehoren, erforderte 
jedoch ihre Lehrjahre von einer Malerschule zur anderen, bis man endlich das Ganze in 
die Hand bekam. Der Anfang waren die reinen Vordergrundsbilder (nGeburt d" 
Venus". nFrühlingsallegorie-i von Sandro Botticelli u. s. w.). Eine botanische Pdanzen- 
lust und Blumenmalerei tritt da mit naiver Liebenswürdigkeit hervor; feingestielte 
Blüthen, Blätter und Zweiglein werden höchst gewissenhaft wiedergegeben; freie Fern- 
blicke gibt es da noch nicht. Die heiligen Gartlein, mit Hecken oder Balustraden ein- 
gefasst, in deren Gehege die Madonna das Kind anbetet, haben zuweilen schon etwas 
Hintergrund. Aber auch die freie, offene Landschaft ist Anfangs nur ein erweiterter 
Garten, mit hintereinander gepflanzten Baumen und reicher Thierstaifage (das Land- 
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