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mentirten Stellen leicht möglich macht. Jedoch ist diese Einleitung auch nicht bloße
Analyse des Originalwerkes, sondern ein aclitunggebietendes Zeugniss für des Verfassers
gründliches Wissen, Forschungstalent und für seine Formgewandtheit. Aus dem reichen,
stets durch Belegstellen aus der Literatur der Antike, Renaissance und Neuzeit docu-
mentirten Inhalte sollen hier die biographischen Notizen über Gauricus, die Bezeichnung
der Autoren, auf welchen er fußte, die Andeutungen über seine eigenen technischen
Ertindungen, vor Allem aber die eingehende Würdigung seiner geometrischen Projec-
tionen und Grundsätze der Perspective und deren Abschätzung im Verhältnisse zu Leo
Batt. Alberti, Pier della Francesca. Luca Paciolo, Lionardo und Dürer, kurz die Stellung
des Gauricus in der Geschichte der Perspective, und die ebenso gelungene als präcise Com-
rnentirung der von Gauricus aufgezählten Bildhauer seiner Zeit besonders hervorgehoben
werden. Der Nachweis, wie die Perspective in den Eremitanifresken Mantegna's ganz mit den
Vorschriften des Gauricus, unterschieden von der Florentiner Perspectivlehre, zusammen-
stimmt, bezeugt die Gediegenheit von Brockhaus" Untersuchungen. Ebenso trefflich ist
die Uebersetzung des Textes, zu deren Vollständigkeit etwa noch die Verdeutschung
der zahlreich eingestreuten Citate aus antiken Dichtern und Schriftstellern erwünscht
gewesen ware. Die Wiedergabe des Originaltextes von 1504 ist fast palaographisch genau,
man mochte meinen sogar mit Beibehaltung der Druckfehler, denn als solcher dürfte
wohl z. B. auf S. 114, 21 das ileuites- statt: uelites, im Gegensatze zu dem darauf
folgenden uSCllllIil anzusehen sein. E. Ch.
es
Fifteenth century italian ornament chiefly taken from brocades and stufls
found in pictures in the National Gallery. London, by Sydney Vacher,
architect, published by Bernard Quaritch. London, 1886, Fol. 30 Taf.
Frühzeitig hatte sich die Aufmerksamkeit der Forscher den gemalten Draperien
auf den Bildern der alten Meister zugewendet: Bock und Fischbach haben bereits
reichlich aus dieser Quelle geschöpft. Es ließ sich durch Vergleichung rnit erhaltenen
Stolfresten bald erweisen, dass diese gemalten Seidengewebe keineswegs allein der
Phantasie der Künstler ihre Entstehung verdanken, sondern dass sie in der Musterung
genau die Erzeugnisse ihrer Zeit wiedergeben. Dadurch gewann man aber ein höchst
schatzbares Kriterium für die Zeitbestimmung, wenngleich mit Rücksicht auf die Möglich-
keit der Copirung älterer Stoffe immerhin Vorsicht in der Beurtheilung zu beobachten
ist. Der Vorzug der vorliegenden Publication beruht in der ausgezeichneten Ausführung
in Farbendruck. Aus diesen Damasten und Brocaten leuchtet uns die Farbenpracht
der Quattrocentisten entgegen und die Vorstellung der wirklichen Gewebe wird vollig
erreicht, trotzdem entsprechend dem Charakter der gemalten Vorbilder auf die Wieder-
gabe der Bindung verzichtet werden musste. Wie schon der Titel besagt, stammen die
Gemälde, die sich durchwegs in der Nationalgalerie zu London befinden, zum größten
Theile von Händen italienischer Meister des 15. Jahrhunderts, doch ist die Grenze nach
rückwärts und nach vorwarts überschritten durch Draperien von Bildern Orcagna's und
Paolo Veronesds. Am stärksten ist die venezianische Schule vertreten; auf Ca-rlo Crivelli
entfallen allein zwölf Tafeln. Den Abschluss machen drei Tafeln nach Gemälden nieder-
ländischer Meister, und zwar zwei nach Dirck Bouts und eine nach Hugo van der Goes;
sie unterscheiden sich von den italienischen merklich durch die relative Nüchternheit
der Musterung. Nebst einer Vorrede sind sechs Seiten Text vorangeschickt, die werthvolle
Bemerkungen zu den einzelnen Tafeln enthalten. Rgl.
es
Geschichte des Deutschen Buchhandels. Erster Band. Geschichte des
Deutschen Buchhandels bis in das siebzehnte Jahrhundert. Leipzig,
Verlag des Börsenvereins: der Deutschen Buchhändler. gr. 8". XXlIl,
880 S. und 3 Tafeln.
Vor zehn Jahren hatte der Börsenverein der deutschen Buchhändler beschlossen,
die Geschichte des Buchgewerbes in Deutschland bearbeiten zu lassen. So groß die
Literatur über Erfindung und Entwickelung der Buchdruckerkunst ist, so selten hatte
sich bis dahin die Forschung der Geschichte der Verlagsthätigkeit und des Vertriebes
der Bücher zugewandt. Schatzbare Einzelarbeiten lagen wohl vor. in erster Reihe von
Albrecht Kirchhoff, dann von Schtvetschke, Lempertz, O. Hase (über Koberger), K. Buchner
(über Leipziger Verleger in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhundertes) u. A. Aber
eine planmäßige Ausbeutung dessen, was die verschiedenen Archive über die Gestaltung
und die Geschichte dieses für die gesammte Culturgeschichte so hochwichtigen Geschäfts-
zweiges enthalten, musste erst in Angriff genommen werden. Hiefür wurde Dr. Friedrich
Kapp, der hochverdiente Geschichtschreiber des Deutschthumes in Amerika, gewonnen.