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Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 4)

Zehn Jahre später, 1795, erscheint bei Joh. Mart. Weimar auf 
der Landstraße „Ein Oster-Ey. Vom Wiener Nachtwachter an 
seine deutschen Mitbürger", in dem das Wiener Osterei auch um 
schrieben wird: „Zwar macht dem Ey nicht StickereyjNoch 
Vers, noch rothe Farbe Ehre . . ." 
Hat man auch nichts gegen die inhaltlich verweltlichten literari- 
schen Ostereier einzuwenden, so Wendet sich die Aufklärung 
ganz besonders gegen die natürlichen Ostereier. F. A. Gaheis 
bringt in seinem 1797 bei J. C. Schuender in Wien erschienenen 
„Ostergeschenk für gute Kinder" einen Auszug aus J. Mays 
Beschäftigungen für Kinder in ihren Freystunden und wettert 
los: „Z1 harte Eyer sind schon schädlich. Geschweige die Ge- 
färbtcn. Nicht wahr? sie werden mit Brasillienholz und Alaun in 
einem kupfernen Kessel gekocht? Dadurch wird ja der Grünspan 
- ein wahres Gift - aus dem Kupfer gezogen." 
Daß aber schon zu dieser Zeit bereits Eier aus Wachs zu Ostern 
im Handel angeboten wurden, zeigt eine Ankündigung des Wie- 
ner Kunsthändlers Joh. Hieronymus Löschenkohl in der Wiener 
Zeitung aus dem Jahre 1805 1'. Die echten Ostereier aber wer- 
trieben zu dieser Zeit die Kässtecher, worüber uns Josef Richter 
in seinen Eipeldaucr-Briefen ganz ausführlich unterrichtet". So 
berichtet er 1813 über einen „Kasstecherladen" auf dem Kohl- 
markt: „ . . . der ist aber in ein völligen Glanz da gstanden; denn 
so schöne Ostereyer hab ich noch nicht gsehn, und einige davon 
habn ausgschaut, als wenn s'von gegossenen Gold oder Silber 
wärn. O je, Herr Vetter, solche Henner wärn was werth, die 
uns goldene und silberne Eyr legten." In anderen Kässtecher- 
läden findet er aber größtenteils nur rote Eier mit Blümlein oder 
Verslein und fährt fort: „. . . und mit den Versen hab ich mich 
ein Weil unterhalten; denn bey den meisten hats gheissen: Reim 
dich, oder ich friss dich. Herr Vetter, es muss also noch gar 
miserable Poeten z'Wien gebn, oder vielleicht machen die Mi- 
lichproduktenverschleisser die schön Vers selber, und das wäre 
so unmöglich nicht. Es hat ja schon Schuster gebn, die Schuh 
und Vers zgleich gmacht habn: warum solln denn nicht auch 
untern Kasstechern Poeten aufstehn können?" 
Den Abschluß der mehr oder minder bodenständigen Entwick- 
lung bildeten die 1819 in Franz Gräffefs Conversationsblatt er- 
schienenen „Analecten zu einer Geschichte der Eyer" von Georg 
von Gaal, der auch die Ostereier anführt, „die gefärbt, bemahlt, 
verziert und mit Bändern und Goldplättchen ausgeputzt waren". 
Unterdessen aber erschien im Jahre 1816 in Landshut die Oster- 
eiererzählung des Domherrn und Sehulinspektors Christoph von 
Schmid, die im deutschsprachigen Gebiet so großen Erfolg hatte, 
daß sich der Autor von nun an stets als der „Verfasser der Oster- 
eier" bezeichnete und seine Schriften ab 1820 auch in Wien zahl- 
reiche Auflagen erlebten. Für Osterreich ist diese volkstümliche 
Erzählung insofern von besonderer Bedeutung, als sie zum 
erstenmal vom eierlegenden Osterhasen spricht, der nun die 
älteren Vorstellungen von der Herkunft der Ostereier zu ver- 
drängen beginnt. Wieweit ihm dies bis heute gelungen ist, zeigt 
am besten die beigefügte Karte. 
Die erste Abbildung eines Wiener Ostereies aber erschien 1846 
in einem Bilderrätsel in Bäuerle's Allgemeinen Theaterzeitung 
und stellt ein rotes Ei mit einem Vers dar. Die Alt-Wiener Eier- 
verse selbst kennen wir aus einer umfangreichen handschrift- 
lichen Sammlung von insgesamt 150 Verslein im Vormerkheft 
der „Bi1derhandlung" C. Barth in Mariahilf aus der Zeit vor 
1857, das sich bis heute erhalten hat. ' 
 
 
WER BRINGT DIE OSTEREIEIU 
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Die Gegenwart brachte eine wesentliche Auflockerung dies 
strengen brauchtümlichen Gefüges und so weisen auch die Ostc 
eier ein mannigfaltigers Bild auf. Mit der Einführung des Wacl 
deck-Verfahrens nach dem Vorbild der javanischen Batik-Tee 
nik im Textilgewerbe der slavischen Nordprovinzen der Dona 
monarchie gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde dort auch n 
der Ostcreier- Auszier in dieser Technik begonnen. Im südsl 
vischen Bereich dagegen erhielten sich die älteren Techniken d 
Kratzens und Ätzens des gefärbten Eies bis auf unsere Tage 
Und all diese Techniken bestimmen heute die Auszier der öste 
reichischen Ostereier, wenn auch die bodenständige Grundfor 
das geätzte oder gekratzte rote Ei bleiben wird. 
Gleich! Ihre Ilnxrhuld diesem Lamm (auf dem Osterei), 
So werden wir ein Paar zusam! 
Dies: Ei, es ist kaum zu geniessen, 
Du irären .S'ie ein bessrer Bissen. 
Das Ei ist stumm, e: sagt nicht laut 
Was still das Herz dem Herzen traut. 
Dies: Ei hier will ich Ihnen verehren, 
Und dann von Ihnen ein ]awart hören. 
1' m. 27 vom a. April 1x05, s. 1m. 
In 1mm das jungen Eipeldnuus w seinen Herrn Veiteru m Krakau, Wlan 1m, 
am um, s. 221., 1m, a um, s. 2a L, 1m. a um, s. 21 u. 
17 Bund l, Wien um, s. 1n., 41411„ m u. 
1' Mumm lluberlundt, Ulterreichlsche Vulkskunst, Wlen m11, Texthundß. 159 n. 
- An dieser swuß ael auch m. nur": zum m- freundliche Llleralurhlnwelse 
gednuki. ' 
20 
Ostern m3! Du bist noch ledig? 
Acb der Himmel ist Dir gnädig!
	        
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