Kirchenrechnungen überliefern meist die Namen der
Bildhauer, die in dem betreffenden Gebiet am
Werke waren, aber keinerlei Quellen fließen über
iene urtümlichen Schnitzarbeiten, die gelegentlich
als Winterarbeit am Bauernhof entstanden sind.
Der Schnitzer wird immer unbekannt bleiben, er
grub seine angeborene Vorstellungswelt in Farm
iener Sinnbilder ein, wie sie auf all den Block-
trüherln, Rahmmessern, Bergstöcken und primitiv
geschnitzten Buttermodeln zu sehen sind.
Meist werden diese Gegenstände mit dem Rahmen-
begriff „alpenländisch" oder „tiralisch" bezeichnet.
Die im folgenden besprochenen drei Jagdsitze
kann man aber durch ihren Standort, ihre Ähnlich-
keit und durch das auf einem Stück eingeritzte
Wappen als salzburgisdi einordnen. Schon allein
ihre gleichartige Konstruktion verbindet sie mit-
einander. Sie sind einfüßig wie die meisten Jagd-
sessel; auffallend aber ist ihre bogenförmige
Rückenlehne, die durch eine zweifache Strickverbin-
dung beweglich mit der Sitzflüche verbunden ist.
Die Verzierung aller drei Sessel verwendet nur das
Ritzen, vermeidet aber den Tiefschnitt. Alle drei
Objekte sind wohl die Arbeit von Jägern für ihren
Jagdherrn. Daß diese Sitze auch an der Unterseite
verziert sind, weist wohl darauf hin, daß sie vom
Jäger ihrem Dienstgeber vorangetragen wurden,
wobei dieser die Unterseite des Sessels stets vor
Augen hatte. Daher wurde sie mit iadlichem
Getier und einem Glückssinnbild, wie es der
sechszackige Stern ist, verheißend geschmückt.
Der Jagdsitz des Tiroler Volkskunstmuseums in
Innsbruck (Abb. l] zeigt auf dem Rückenbrett das
Wappen des Salzburger Erzbischofs Sigmund Graf
von Schrattenboch (1753-1771). Die Sitzflöche trägt
einen sechsstrahligen Zirkelschlagstern, der von
einem Zweiblott-Kranz umgeben ist. Rundum laufen
ein von einem Hund verfolgter Hirsch, ein Reh, eine
große und zwei kleinere Gemsen. Darüber sieht
man, schwach eingeritzt, ein Schwein ohne Hauer,
das in die Gegenrichtung läuft. Vier Tulpen unter-
brechen die Folge der Tiergattungen. In den vier
Ecken der Fläche ist wieder der sechsstrahlige
Stern angebracht, so wie über dem Reh ein „AR".
Dies werden wohl die Anfangsbuchstaben des
Verfertigers sein, denn am oberen Rückenbrettchen
sieht man acht große Buchstaben, die wahrschein-
lich als Titel und Anfangsbuchstaben des Bestellers
zu verstehen sind.
Ein weiterer Jagdstuhl hängt im Jagdzimmer des
Schloßes Moosham im Lungau (Abb. 2). Seine
Anlage ist dieselbe, mit der Ausnahme, doß er nur
ein Riickenbrett hat. Statt eines Wappens zeigt er in
einem Sechseck sieben sechszackige Sterne und die
zwei Buchstaben „SR". Auf der Rückseite wieder
diesen Stern, aber in Großformat; dazu vier
verschiedene Initialen und das Monagramm Christi.
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"llugdsiiz des Tiroler Volkskunsfmuseumä, Innsbruck, m11
Wappen des Salzhurger Erzbischof: Sigmund Graf von
Schranenbach (1753-1771)
2, 3 Jugdstuhl aus dem Jagdzimmer des Schlosses Moosham
im Lunguu