die Prüfung der in Tunis gemachten Beute bewies, daß das feind-
liche Kriegsmaterial französischen Ursprungs war, und jetzt.
im Augenblicke dieses europäischen Sieges, machte Franz I.
seinen Anspruch auf Savoyen und Mailand geltend - und, sich
hinwegsclzend über den Vertrag von Camhrai, begann er 1536
den neuen Krieg gegen die Habsburger.
Karl vcrläßt die afrikanische Armee, er begibt sich nach Rom.
Dort spricht er öffentlich; cr erklärt sich bereit, um der Einig-
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Brief Karls V. an Erzherzog Maximilian (Maximilian II) vom
15. jiinner 1515. Unlcr der Kallxgrnphenschrift die cigcnhändigcn
Schriftzüge des Kaisers und seine Unterschrift. Spanien, Hof-
knrrcspondenz.
(Hin-H. "lllhh, Hul- und Stamhilrrhh.
keit willen, „angesichts der alles andere überschattenden Ge-
fahr", Mailand an den jüngsten Sohn des Königs von Frank-
reich abzutretcn. Den Anspruch auf das französische Burgund
gibt er auch diesmal noch nicht endgültig auf. Aber nun macht
er den erstaunlichen Vorschlag: „um die Christenheit in sol-
chem Augenblick nicht durch einen Bruderkrieg zu spalten",
will er, „um alle andern noch strittigen Fragen zu entscheiden",
sich mit dem König in ritterlichem Zweikampf schlagen.
Franz I., als Antwort, veröffentlicht seinen Bündnisvertrag mit
dem Sultan. Er kauft sich deutsche Fürsten, und bald steht eine
starke Armee deutscher Landsknechte und Schweizer unter sei-
nen Fahnen.
Karl handelt augenblicklich: eine seiner Armeen unter Nassau
bricht von Flandern aus in Frankreich ein und besetzt die Fe-
stung Guise. Er, der Kaiser, selbst an der Spitze eines ebenfalls
aus Deutschen, Spaniern und Italienern zusammengesetzten
Heeres, zieht von Spanien aus der Küste entlang - er schlägt
die vom Herzog von Boisy befehligte französische Armee, er
besetzt Aix und einen großen Teil der Provence. Aber die Pro-
vence ist leer, der König hat den Ausweg der verbrannten Erde
gewählt. Karl ist auf den schwierigen Nachschub angewiesen,
er hält dennoch die bezogenen Stellungen gegen eine starke
Übermacht. Er leitet Verhandlungen ein, die von Franz I. so
lange hinausgezögert werden, bis Seuchen im kaiserlichen Heer
ausbrechen; Karl muß zurück nach Spanien eilen, um Verstär-
kungen auszuheben, sein Schiff wird beinahe von der nun ver-
einigten türkisch-französischen Flotte aufgebracht, die kühne
Tat des Genuesen Doria rettet ihn.
Franz I. hat die politischen Gewohnheiten der Neuzeit eröffnet;
Heinrich VIII. von England wird ihm in anderer Weise auf
diesem Wege folgen; das Verhalten beider Fürsten wird von
Erfolg gekrönt sein.
Karl jedoch, dem fast jedes seiner aus größtem Ernst ent-
standenen Unternehmen gelingt, sieht sich doch immer im letz-
ten Augenblick um sein Ziel betrogen, das sich verflüchtigt,
wenn er es zu fassen glaubt.
Er unterhandelt weiter, er unterhandelt mit dem französischen
König, vor allem wegen der Rebellen in Deutschland, dem Land-
grafen von Sachsen, dem Landgrafen von Hessen, den Mit-
gliedern des Schmalkzildischen Bundes, die sich mit Franz I.
verbündet hatten.
In der alten Krcuzzugsfeste Ludwigs des Heiligen, in Aigues-
mortes, treffen sich endlich Kaiser und König unter dem Schutz
ihrer Flotten. Nochmals schließen sie einen Kompromiß ab. Es
wird vereinbart, daß die französischen Subsidicn an die „Schmal-
kaldischen" eingestellt werden.
Nun kehrt Karl nach Spanien zurück, und wiederum betreibt er
die „große Rüstung" mit allen Mitteln. In diesem Jahre, 1539,
stirbt seine einzige wirkliche Vertraute, die Kaiserin Isabella,
nachdem sie einen toten Sohn geboren hat. Seit diesem Ereignis
ist der Kaiser noch unzugänglicher, noch stiller geworden. Und
doch, immer rastloser wird seine Tätigkeit, er muß die Auf-
ständischen in Flandern, in Deutschland überreden, er muß auch
gegen sie zu Felde ziehen - gleichzeitig erleidet er seine
schwere Niederlage vor Algier -, und sofort beginnt Frankreich
wieder seinen Krieg; Soliman erobert die Feste Gran, die Tür-
ken verwüsten Ungarn, Nizza wird durch eine vereinigte tür-
kisch-französische Flotte gewonnen, Hennegau und Brabant wer-
den von den Franzosen geplündert. Karl stellt neue Armeen
auf, er dringt vor bis ins Herz von Frankreich, und nochmals
zwingt er den König zum Frieden, den Frieden von Crespy.
„Endgültigcr Friede", heißt es, und im selben Jahr wird Karls
großer Gedanke verwirklicht, das innige Ziel der erhofften
Einigung erreicht, um welches er selbst mit den Päpsten hatte
kämpfen müssen: das Konzil von Trient wird eröffnet, welches
nach des Kaisers Hoffnung und Willen nicht nur die Reform
der Kirche, sondern die Aussöhnung der entzweiten Christen-
heit hätte bringen sollen. Der Reichstag wird nach Regensburg
einberufen, aber die Protestanten bleiben ihm fern. Und nun
beginnt der Kampf in Deutschland, wieder heftet sich der Sieg
an des Kaisers Fahnen, und durch alle Zeiten reitet er, wie
Tizian ihn gesehen hat, in eisernem Ernst über das Schlacht-
feld von Mühlberg. Franz I. und Heinrich VIII. sterben im
selben Jahre 1548. Aber auch der Kaiser ist jetzt am Ende seiner
Kräfte angelangt, die Frage der Nachfolge stellt sich schon, ein
Bruderzwist zwischen Karl und Ferdinand droht. Und nun er-
folgt der Verrat des Moritz von Sachsen, und augenblicklich,
dank ihm, besetzen die Franzosen die Festungen Metz, Toul,
Verdun und Cambrai; die deutschen Protestanten ziehen in
Augsburg ein; Karl muß fliehen wie ein Geächteter; das Konzil
wird vertagt.
Und nochmals: es gelingt dem Kaiser, den Religionsfrieden in
Passau schließen zu lassen, der die „Augsburger Konfession"
vorbereitete und das „Interim" aufhob. Von neuem zieht Karl
in einen Krieg mit Frankreich, der von 1553 bis 1558 dauern
wird und zu keiner Entscheidung mehr führt. Er erlebt es,
daß sein Sohn Philipp Maria, die Erbin der englischen Krone,
die gealtertc, kranke Tochter Heinrichs VIIL, heiratet und
neben ihr auf dem englischen Throne sitzt, jene Maria, die
man in ihrem Lande später Maria die Blutige genannt hat. Aber
über dieser Ehe wie über dem schleppenden französischen Krieg
liegt ein düsteres Licht.
Es geschieht dem letzten Kaiser der Christenheit in seinem tiefs