EIN UNBEKANNTER FRESKENENTWURF
FRANZ JOSEPH SPIEGLERS
Von WILHELM MRAZEK
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Es sind mehr als zwei Jahrzehnte her. daß durch zwei Aus-
stellungen in Wien (1937) die Fachwelt und auch die Sammler
auf ein bis dahin kaum beachtetes Kunstgebiet aufmerksam
wurden. Das Thema dieser Ausstellungen war den Vorstufen,
der endgültigen künstlerischen Gestaltung, den Entwürfen, ge-
widmet, die seit der Rcnaissancezeit zum Bestand des künst-
lerischen Schaffensprozesses gehören.
Inzwischen ist das Sammeln von Entwürfen sowohl für Museen
wie für Privatsammler zu einer bevorzugten Tätigkeit gewor-
den. Die Österreichische Galerie in Wien hat im Jahre 1957 die
reichen musealen Bestände von Entwürfen österreichischer Ba-
rockkünstler gezeigt. Und Bruno Grimsehitz hat über die Samm-
lung Wilhelm Reusehel, die wohl die größte Privatsammlung
von Entwürfen der Baroekzeit ist, an dieser Stelle bereits be-
richtet (Alte und Moderne Kunst, 4. Jahrgang, Nr. 9, Seite 10ff.).
Im Wesen dieser Kleinkunstwerke liegt es, daß sie in erster
Linie dem Sammler und Kenner etwas bedeuten. Aber auch für
den Laien mag dieses Gebiet nicht ganz ohne Anreiz sein. Wird
doch aus diesen oft flüchtig hingesetzten Skizzen oder auch sorg-
samer gearbeiteten, weil für den endgültigen Vertrag bestimm-
ten Entwürfen, das Werden eines Kunstwerkes in allen seinen
Phasen offenbar. Und mit Bestimmtheit läßt sich sagen, daß in
der barocken Monumentalmalerei der endgültigen Ausführung
eines Freskos eine oder mehrere Vorstufen. vom Entwurf bis
zum Modell, vorausgegangen sind. Da diese Vorstufen meistens
Skizzen, Aquarelle, aber auch Ölhilder kleineren Formates sind,
hat die Vergangenheit dieser besonderen Kunstgattung keine
große Bedeutung gezollt. Und so gibt es auch gegenwärtig
immer wieder Gelegenheiten, einen Fund zu machen, d. h. ein
oder das andere Blatt zu identifizieren, zu lokalisieren und für
das Ouevre eines Künstlers zu sichern.
Der vorliegende Entwurf im Format 31 X 43 cm ist ein solcher
Fund. Ursprünglich im Besitze eines Wiener Sammlers, wurde
er dem großen österreichischen Baroekmaler Franz Anton Maul-
bertsch zugeschrieben. Als solcher kam er in den Besitz eines
deutschen Sammlers, wo er sich heute noch befindet. Der Ent-
wurf ist mit Öl auf Papier gemalt und wurde später auf Leina
wand aufgezogen. Die Ausführung und eine nicht mehr leser-
liehe Beschriftung am oberen Blattrand lassen die Arbeit als
eine erste Ideenskizze erkennen.
Dargestellt sind zwei sitzende Frauen, die von Putti umgeben
und durch Attribute näher gekennzeichnet sind. Die künst-