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Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 43)

OHNE FESTLICHKEIT 
ERNST KOLLER 
 
Zur lnnenaussiaüung des Salzburgel Monsierbaues 
Der Neubau des Salzburgei" Fest- 
spielhauses hat durch die ]ahre hin- 
durch die Gemüter bewegt und war 
Substrat heftiger, nicht immer saeh- 
licher Diskussionen. Dabei ging es 
vorwiegend um die Frage der inne- 
ren Notwendigkeit des gigantischen 
Werks: stand es nicht alleine vom 
Dimensionalen her in schreiendem 
Widerspruch zur Grundidee der 
Salzburger Festspiele, bedeutete es 
nicht eine unerfreuliche, letztlich 
von rein kommerziellen Gesichts- 
punkten bestimmte Konzession an 
gewissen Trends im Zeitalter des 
Massentourismus, lautete seine ge- 
heime Devise nicht „Kraft durch 
Freude"? 
Nun, da der Bau seine technische 
Bewährungsprobe erfolgreich über- 
standen hat und selbst in unserer 
sehnellebigcn Zeit wenigstens ein 
3,4 
paar Jahre lang zu den Wlundern 
dieser Welt zählen wird, kann es 
nicht mehr darum gehen, die Idee 
der Planung kritisch zu betrachten. 
Ziveierlei tut not: erstens wird dar- 
um zu ringen sein, der neuen, so 
spektakulären Schale einen ange- 
messenen zweckbedingten Kern zu 
geben - das sind die Bühnen- 
gesehehnisse, denen das Haus die- 
n en soll, zweitens mag es sich aber 
immer noch als notwendig erweisen, 
den Bau auf den Gehalt seiner op- 
tischen, ersehcinungsmäßigen Fest- 
und Feierlichkeit hin zu unter-I 
suchen. Der künstlerischen Leitung 
der Salzburger Festspiele bleibt die 
Lösung der ersten Aufgabe über- 
lassen; wir wollen uns hier mit der 
Innenausstattung des Neubaues in 
kritischer, keinesfalls aber gehässi- 
ger Weise auseinandersetzen. Die 
 
wissensmäßigcn Grundlagen zur 
Kenntnis des Holzmcister-Baues 
sind in der im Salzburger Residenz- 
Verlag erschienenen Schrift „Das 
neue Salzburger Festspielhaus-zur 
Eröffnung am 26. Juli 1960" in 
übersichtlicher, gründlicher und er- 
schöpfender Weise zusammenge- 
faßt. Dem repräsentativen Band sind 
auch mit gütiger Erlaubnis des Ver- 
legers die von Dr. Dapra aufgenom- 
menen Photo-Illustrationen entnom- 
men. 
Da das Salzburger Festspielhaus ja 
kein Kunstwerk an sich ist, sondern 
einem bestimmten Gebrauchszweck 
dient, wäre eine Diskussion seiner 
Ausstattung überflüssig, stünde 
diese tatsächlich in integerem, un- 
lösbarem und kausal bedingtem Zu- 
sammenhang mit dem Bauganzen. 
Dies ist nun eindeutig nicht der 
Fall: die Ausgestaltung des Fest- 
spielhauses mit Werken der Plastik, 
der Bildwirkerei, der Keramik, der 
Eisensehmiede- und Bronzegießer- 
kunst trägt von allem Anfang an 
den Charakter des Sekundären, vom 
Konzept her nachträglich Hinzuge- 
kommenen, nicht in der Gesamt- 
struktur des Baues Vcrwurzeltcn. 
Einige Beispiele sollen diese Be- 
hauptung illustrieren. 
Das Festspielhaus ist sowohl von 
der Hofstallgasse durch eine Reihe 
von neugewonnenen und zwei alte, 
adaptierte Portale, als auch durch 
das berühmte Fischer von Erlach- 
Tor am Sigmundsplatz zu betreten. 
Die Griffe der Torflügel wurden 
von dem hochverdienten Salzburgcr 
Bildhauer Toni Schneider-Manzell 
gestaltet, wobei sich wieder einmal 
der Sinn dieses Künstlers für das 
humorvolle Details in reizenden, 
kleinen Einfällen bewährte. Was an 
diesen Schöpfungen auszusetzen 
1-4 Türgriffe von Trmi Schneider- 
Manzell: Die Abb. 1, 2 zeigen Bronzea 
griffe „an sich", in Abb. 3 und 4 sieht 
man bereits, wie Griff und Tür sich 
nicht recht zu einem Ganzen verbinden 
wollen. 
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