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Volltext: Alte und Moderne Kunst X (1965 / Heft 81)

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STERREICHISCHE 
LASKUNST ZUR 
ONGRESSZEIT 
An der Wende des Jahrhunderts stand ein 
Mann, der all das, was zu seiner Leistung 
nötig war, in Perfektion beherrschte, oder der 
die Grenzen seines Könnens so genau kannte, 
daß er darüber hinaus nicht strebte: Johann 
Joseph Mildner. Einer kleinen Glashütte in 
Niederösterreich zugehörig, den äußeren Le- 
bensbedingungen nach fast ein Hinterwäldler, 
der mit beflissenen Widmungen die Hand nach 
der XVelt ausstreckte, war er der Schöpfer von 
Gläsern, die er mit dem Diamanten, mit dem 
Schneidrad bearbeitete, an denen er Medaillons, 
Ränder und Böden verdoppelte, sie mit Gold, 
Silber, Tusche und bunten Farben verzierte; 
Porträts, Wappen, erlesene Kalligraphie und 
kleine Bilder produzierte, und in dem Be- 
wußtsein seiner singulären Leistung seine 
Arbeiten signierte. 
Seit man Trinkgefäße aus Glas vcrfertigte, 
bemalte man sie auch. Anfangs war der Dekor 
nur der menschlichen Eitelkeit gewidmet: 
Wlappen, Beruf (nur gelegentlich religiöse 
Themen); Politik für den Stammtisch. So 
standen diese Humpen, groß und größer, auf 
den Büfetts und Schenktischen und waren 
zuweilen recht derbe Produkte. Nürnberger 
Maler ziehen kleine Gläser vor und pflegen 
eine zartere Bemalung: Landschaften, Vedu- 
ten, Allegorisches und Mythologisches. Der 
Schwarzlotdekor im frühen 18. Jahrhundert 
ist fast ein Ersatz für das Gravieren mit dem 
Schneidrad, hier wie dort umspielt krauses 
Laub- und Bandelxverk figurale Darstellun- 
gen. 
Aber mit dem 19. Jahrhundert beginnt für 
den Emailclekor ein neues Kapitel, diesesmal 
vorwiegend mit transparenten Farben. Samuel 
Mohn und Gottlob Samuel Mohn, Vater und 
Sohn, Dresden und Wien. Der Vater spricht 
selbst von einer kleinen „Fabrick, in der 
'l"rinkgläser von allen Sorten mit Landschaften, 
Allegorien, Decorationen und Musik nebst 
Texten" bemalt werden; auch politische 
Ereignisse wurden nützlich befunden. Helfern 
stand es frei, Contrasignaturen anzubringen. 
Die Gläser sind zylindrisch oder werden am 
Mundrancl etwas weiter; ein Kranz aus 
Eichenlaub oder aus Blumen zieht sich über 
der eigentlichen Darstellung hin. 
Die Mohn-Produktion wurde abgelöst durch 
die Erzeugnisse eines Teams, dessen Mitglieder 
namenlos blieben, nur der Anführer ist be- 
kannt, nur er hat manche Gläser signiert, nur 
auf seinen Namen lautet die Geschäftskarte, 
von ihm mag wohl auch die ursprüngliche 
ldee stammen, doch mag er der steigenden 
Nachfrage allein nicht mehr gewachsen ge- 
wesen sein: Anton Kothgasser. 
Bald hatte man im sogenannten „Ranft- 
becher" - vorragender, kräftig gekerbter 
Fußrand, nach oben leicht ausschwingende 
Gefaßwand H die neue gefällige Form ge- 
funden und bis auf seltene Ausnahmen auch 
beibehalten. Der Themenkreis der Darstel- 
lungen war erstaunlich weit gespannt: vor 
allem richtige Reiseandenken, Ansichten aus 
Wien, aus Wallfahrtsorten, aus Bädern, in 
billiger und teurer Ausführung, letztere mit 
reicher Vergoldung; viele Blumen in verschie- 
denster Verwendung, für Kränze, für Blumen- 
Schrift, für die Andeutung von Frauennamen; 
Ausschnitt aus dem zylindrischen GlasMd-zcr (Abb. z) 1 
Zivilisten und Bergmann
	        
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