Beginn des Reichstages vom Kaiser emp-
fangen wurde und bei diesem Anlaß sei es
die Huld, sei es den Auftrag empfing, das
Bildnis zu zeichnen.
Das Blatt zählt bekanntlich zum ältesten
Bestand der Albertina. Es wurde vom Grün-
der der Sammlung 1796 im Tauschweg aus
der Kaiserlichen Hofhibliothek erworben,
in die es auf dem Umweg über die Schatz-
kammer mit der berühmten lmhofPschen
Sammlung in Nürnberg gekommen war.
Die Erhaltung ist trotz eines gewissen „Ver-
hrauches" an besonders dünn aufgesetzten
Stellen und des Qucrbruches durch die Mitte
des Blattes noch immer eine vorzügliche,
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die Zeichnung als solche von fremder Hand
so gut wie unberührt, d. h. in ihrem künst-
lerischen Charakter unangetastet. Die merk-
würdige Rotfärbung des Blattes im Bereich
von Gesicht und Hals wurde früher einhellig
als grober, unkundiger Eingriff späterer Zeit
beklagt. Winkler war der erste, der - wie
uns scheint mit gutem Recht - die Mög-
lichkeit (wir möchten sagen: die Wahr-
scheinlichkeit) erwägt, daß Dürer selber
eine solche Einfärbung vornahm bzw.,
vorsichtiger ausgedrückt, daß der Künstler
selbst in irgendeiner Weise die Farbe mit
herangezogen hat, um die Klarheit der
Formgebung, die Prägnanz der Aufnahme
5 Albrecht Dürer. Bildnis Kaiser Maximilians l. Kohl:-
ZElClmUng, Ausschnitt (lllnillüflld Hillilflilihü ctaße).
Wißn, Staatliche graphische Silllllllllllljl Albcrtim
zusätzlich mittels der Farbandeutung und
der darauf aufgetragenen Weißhöhung zu
verstärken3. Man wird dabei zu beachten
haben, daß diese Zeichnung für Dürer -
und dies besonders während der Arbeit -
in erster Linie nicht schönes Kunstwerk für
sich, sondern Studie war, deren Zweck und
Wert in dem möglichst klaren, scharfen Er-
kennen, Erfassen, Festhalten der Realität
dieses Gesichtes, der Wesenszüge dieser
Persönlichkeit, der Haltung dieses Hauptes
bestand.
Die Zeichnung läßt in ihren verschiedenen
Teilen sehr verschiedene Arbeitsweisen er-
kennen. In den Randbezirken des Gesich-