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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 112)

 
Wir haben mit Absicht die Bronzen der letzten 
Jahre als Beispiel aus Pillhofers Oeuvre aufge- 
griffen, weil sie, auf Grund ihrer Formen, in ihrer 
Uberschaubarkeit die beste Moglichkeit bieten, die 
Schaffensweise des Künstlers zu verfolgen. Hier 
wird ganz eindeutig, daß es sich weder um eine 
Abstrahierung der Naturformen noch um ästhetische 
Formspiele handelt. Wir könnten Pillhofers Schöp- 
fungen am ehesten noch als Formfindungen be- 
zeichnen. Henry Moore sagte einmal zu diesem 
Thema: „Ein sensibler Betrachter von Skulpturen 
muß auch lernen, Form einfach als Form zu emp- 
finden und nicht als eine Darstellung oder Er- 
innerung..."'. Eine eminent wichtige Funktion 
gerade in einer Zeit, die so sehr wie die unsere zur 
Auflösung oder lnfragestellung jeder Form neigt. 
Sicher hat der Kubismus und des Künstlers Lehrer 
Wotruba sehr viel zu dieser Findung bei Pillhofer 
beigetragen. Wer aber diese Bronzen betrachtet. 
wird sich über den eigenen Weg dieses Bildhauers 
klarer werden. Diese Plastiken sind weder eine 
Archaisierung noch ein Kürzel. Es sind vielmehr 
jene Wesen, deren Schatten Plato in seinem Höhlen- 
gleichnis zitiert: also die Ideen. Denn Idee heißt 
im ursprünglichen Sinne „Anschauliche Gestalt". 
Als solche ist schon die „Horizontale Figur" 
aus dem Jahre 1956 zu verstehen. Die Verkantungen 
derverzogenen Flächen, Schrägen und Rhomboide 
strecken den Korper in eine schwebende Waag- 
rechte. Das ganze Objekt zeigt aber nahezu eine 
architektonische Strenge und Gesetzlichkeit im 
Aufbau. Man konnte vielleicht bei Pillhofers 
Werken an eine Stelle in lonel Jianous Buch über 
Brancusi denken, wo über den rumänischen Meister 
geschrieben steht: „Es ging ihm um die Festigkeit 
und das Gleichgewicht der Maße, um Proportionen, 
kraftvolle Geschlossenheit und Struktur. Die 
meisten seiner Plastiken waren Modelle, die ver- 
grbßert und wie Gebäude im Freien errichtet werden 
sollten". 
Dasselbe kann man auch von den vertikalen Fi- 
guren Pillhofers sagen, selbst wenn sie keinen 
besonderen Titel tragen. Etwa bei einer Bronze 
aus dem Jahre 1965. Hier ziehen die Kräfte aller- 
dings nach oben. Ein steiler Aufstieg baut die 
Massen auf schmalem „Fuß" höher, um weiter 
auszugreifen. Und wenn eine Plastik Pillhofers 1966 
den Titel „Vogel vor dem Abflug" bekommt, so 
gilt für sie ebenso wie für die vielen Torsi, Köpfe 
und Beine jene Anschaulichkeit, von der schon 
gesprochen wurde. 
Als ganz markantes Beispiel mag dafür der „Schwe- 
bende Vogel", der 1968 entstanden ist, zitiert 
werden. Obwohl die hier sich schichtenden, zu- 
einander und aus sich aufbauenden kubischen 
Körper gleichsam etwas Monurnentales haben, ist 
der ganzen Plastik, auf einen kleinen Sockel ge- 
stellt, etwas ungemein Leichtes, nahezu Segelndes 
0mm sie: vi z- 
 
 
Josef Pillhofer , Kopf" was. Bronze, H a4 
Hintergrund Steinskulptur, H 2so cm, Sarnmlun 
(New mit) 
Josef Pillhofer „Schwebender Vogel", isse. 
a 32 cm 
Josef Pillhofer, ,Vogel vor dem Abflug", 1956. 
H 3a cm 
Josef Pillhofer, , Fünlteilige Figur" 157D. Bronze. 
Josef Pillhofer, jrzengel" 1970. Bronze, H 
Museum des 20. Jahrhunderts, Wien 
Josef Pillholer Atelier mit Plastiken aus dem Jr 
Josel Pillhofer, Plastik (ohne Titel) tsee Bronze, 
Josef Pillhofer, „TurmkopV, 1970. Bronze, i-i er
	        
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