Bedeutung zahlreicher Städte als Arbeits-, Wirtschafts- und Kapitalszentren
ist auf dieserVerwertung der heimischen Bodenschätze erwachsen, derWald-
reichtum kam der Ausbreitung des Schaffens zugute, landesherrliche und
städtische Politik rechnete mit diesen Quellen des Wohlstandes, die städti-
schen Freiheiten wurden durch sie gestützt, nicht nur die Bürger und Arbeiter,
auch Geistlichkeit, Adel und Beamtentum nahmen mittelbar und unmittel-
bar Einfluß auf diese Tätigkeit, förderten und schützten sie. Die Geschichte
von Steyr, Enns, Wels, Vöcklabruck, Gmunden, Frankenburg, auch von Linz,
sodann des Kremstals und des ganzen Innviertels ist aufs stärkste beeintlußt
durch Örtliches Tonvorkommen, frühe Erkenntnis seiner Verwertbarkeit,
Begründung zahlreicher Werkstätten, Entwicklung und Ausbreitung des sich
immer weiter erstreckenden Handels. Die Arbeit ruht auf alten technischen
Vorarbeiten, im XVI. Jahrhundert sucht man von Italien zu lernen wie von
Süddeutschland und immer stärker werden die Beziehungen zum Auslande,
die man mit dem Worte Welthandel zu großsprecherisch bezeichnen würde,
aber als regen, wohliiberlegten und nutzbringenden Ausfuhrverkehr nach
den benachbarten Ländern ansprechen und einschätzen darf. Überall erhält
sich trotz mannigfacher Anregungen und Einflüsse von außen der Stil des
Landes, Bezirkes, bestimmter Arbeitsstätten, das volkstümliche Element
tritt überall und immer hervor und wenn es auch bisher, da die einschlägige
Sonderforschung jung ist, noch nicht gelang, alle überlieferten Arbeiten zu
lokalisieren, so sehen wir doch aus vielen Nachrichten und Erinnerungen,
welche große wirtschaftliche Bedeutung diese Arbeit für die genannten Orte
hatte und daß man sich dessen auch allzeit bewußt war.
Wie tief die kunsthandwerkliche Arbeit neben der eisenindustriellen in
die Geschichte einer Stadt wie Steyr eingriff, zeigt sich uns noch heute in
ihrem Stadtbilde und es ist der Erinnerung entschwunden, daß Steyr, wo sich
schon zu Ende des XV.]ahrhunderts der Hauptsitz des oberösterreichischen
Hafnerhandwerks befand und regelmäßige Zusammenkünfte aller ober-
österreichischen Keramiker zu gemeinsamer Beratung wirtschaftspolitischer
Fragen abgehalten wurdep, in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts
nahezu dreimal soviel Häuser zählte als Linz. I-Iieher wurde allerdings bald
damach wohl deshalb, weil die Donaustraße und der Verkehr nach Westen
und Osten immer größere Bedeutung annahm, die Leitung dieser kunst-
handwerklichen Gemeinschaft verlegt, aber die anderen oberösterreichischen
Städte behielten immerhin noch eine hervorragende Stellung, so neben
Steyr Enns und Wels, wo neben fruchtbarer Arbeit auf dem Gebiete des
Geschirrs auch die Ofenkeramik eine besondere Rolle spielte. Ebenso stand
das ganze Hausruckgebiet, mit Frankenburg an der Spitze, im Zeichen der
Keramik, welche auch in allen anderen Teilen des Landes bis in die Epoche
der aufkommenden Porzellanindustrie dank ihrer Beweglichkeit und An-
passungsfähigkeit die größte wirtschaftliche Bedeutung beibehalten hat. Eine
besondere Stellung nahm allzeit Gmunden ein, wo treffliche Scharffeuer-
malerei auf weißer Zinnglasur das ausgezeichnete Tonmaterial der Umgebung
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zu großer Produktion gangbarer und künstlerisch hochwertiger Schüsseln,
Krüge, Becken und Schalen geführt hat. Früher vielleicht noch als Ober-
österreich oder mindestens gleichzeitig tritt Salzburg in diese Tätigkeit ein
und hat auf dem Gebiete monumentaler Ofenkeramik, wie sie uns in dem
Glanzwerke dieser Stadt, dem Ofen der Feste Hohensalzburg, und in zahl-
reichen überlieferten Kacheln der Meister Andrä und Hans Finckh und vor
allem des Meisters H. R. durch Walchers Forschungen vor Augen gestellt
wurde, in hochkünstlerischer und technisch mustergültiger Arbeit Außer-
ordentliches geleistet. Hier wie im Salzachtale sind aber auch Prachtgefäße
Kunstschau 1920. Raum X rnit Gemälden von Koloman Moser
neben Öfen vom XV. Jahrhundert bis in die neuere Zeit geschaffen worden,
welche ganz ähnlich wie die oberösterreichischen Arbeiten dafür Zeugnis
ablegen, wie die kunsthandwerkliche Arbeit Kultur und Wohlstand dieser
Länder bereicherte, indem Volkstümliches mit merkantilem Geiste verbunden,
Technik und Ausdrucksform in weiten Kreisen der Schaffenden vertieft
und bereichert hat.
Wenden wir unsere Blicke nach Wien zurück, wie es im XV. Jahr-
hundert gewesen ist, so sind die erwähnten Schilderungen des Aeneas Sylvius
im Zusammenhange mit so manchen urkundlichen Nachrichten durchaus
geeignet, diese Stadt als ein Gemeinwesen uns vorzustellen, welches hohe
Wohnkultur und alle erforderliche kunsthandwerkliche Arbeit hervorzu-
bringen und sie wirtschaftlich fruchtbar zu machen verstand. Lehrreichen