MAK

Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 7, 8, 9 und 10)

Bedeutung zahlreicher Städte als Arbeits-, Wirtschafts- und Kapitalszentren 
ist auf dieserVerwertung der heimischen Bodenschätze erwachsen, derWald- 
reichtum kam der Ausbreitung des Schaffens zugute, landesherrliche und 
städtische Politik rechnete mit diesen Quellen des Wohlstandes, die städti- 
schen Freiheiten wurden durch sie gestützt, nicht nur die Bürger und Arbeiter, 
auch Geistlichkeit, Adel und Beamtentum nahmen mittelbar und unmittel- 
bar Einfluß auf diese Tätigkeit, förderten und schützten sie. Die Geschichte 
von Steyr, Enns, Wels, Vöcklabruck, Gmunden, Frankenburg, auch von Linz, 
sodann des Kremstals und des ganzen Innviertels ist aufs stärkste beeintlußt 
durch Örtliches Tonvorkommen, frühe Erkenntnis seiner Verwertbarkeit, 
Begründung zahlreicher Werkstätten, Entwicklung und Ausbreitung des sich 
immer weiter erstreckenden Handels. Die Arbeit ruht auf alten technischen 
Vorarbeiten, im XVI. Jahrhundert sucht man von Italien zu lernen wie von 
Süddeutschland und immer stärker werden die Beziehungen zum Auslande, 
die man mit dem Worte Welthandel zu großsprecherisch bezeichnen würde, 
aber als regen, wohliiberlegten und nutzbringenden Ausfuhrverkehr nach 
den benachbarten Ländern ansprechen und einschätzen darf. Überall erhält 
sich trotz mannigfacher Anregungen und Einflüsse von außen der Stil des 
Landes, Bezirkes, bestimmter Arbeitsstätten, das volkstümliche Element 
tritt überall und immer hervor und wenn es auch bisher, da die einschlägige 
Sonderforschung jung ist, noch nicht gelang, alle überlieferten Arbeiten zu 
lokalisieren, so sehen wir doch aus vielen Nachrichten und Erinnerungen, 
welche große wirtschaftliche Bedeutung diese Arbeit für die genannten Orte 
hatte und daß man sich dessen auch allzeit bewußt war. 
Wie tief die kunsthandwerkliche Arbeit neben der eisenindustriellen in 
die Geschichte einer Stadt wie Steyr eingriff, zeigt sich uns noch heute in 
ihrem Stadtbilde und es ist der Erinnerung entschwunden, daß Steyr, wo sich 
schon zu Ende des XV.]ahrhunderts der Hauptsitz des oberösterreichischen 
Hafnerhandwerks befand und regelmäßige Zusammenkünfte aller ober- 
österreichischen Keramiker zu gemeinsamer Beratung wirtschaftspolitischer 
Fragen abgehalten wurdep, in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts 
nahezu dreimal soviel Häuser zählte als Linz. I-Iieher wurde allerdings bald 
damach wohl deshalb, weil die Donaustraße und der Verkehr nach Westen 
und Osten immer größere Bedeutung annahm, die Leitung dieser kunst- 
handwerklichen Gemeinschaft verlegt, aber die anderen oberösterreichischen 
Städte behielten immerhin noch eine hervorragende Stellung, so neben 
Steyr Enns und Wels, wo neben fruchtbarer Arbeit auf dem Gebiete des 
Geschirrs auch die Ofenkeramik eine besondere Rolle spielte. Ebenso stand 
das ganze Hausruckgebiet, mit Frankenburg an der Spitze, im Zeichen der 
Keramik, welche auch in allen anderen Teilen des Landes bis in die Epoche 
der aufkommenden Porzellanindustrie dank ihrer Beweglichkeit und An- 
passungsfähigkeit die größte wirtschaftliche Bedeutung beibehalten hat. Eine 
besondere Stellung nahm allzeit Gmunden ein, wo treffliche Scharffeuer- 
malerei auf weißer Zinnglasur das ausgezeichnete Tonmaterial der Umgebung
	            		
173 zu großer Produktion gangbarer und künstlerisch hochwertiger Schüsseln, Krüge, Becken und Schalen geführt hat. Früher vielleicht noch als Ober- österreich oder mindestens gleichzeitig tritt Salzburg in diese Tätigkeit ein und hat auf dem Gebiete monumentaler Ofenkeramik, wie sie uns in dem Glanzwerke dieser Stadt, dem Ofen der Feste Hohensalzburg, und in zahl- reichen überlieferten Kacheln der Meister Andrä und Hans Finckh und vor allem des Meisters H. R. durch Walchers Forschungen vor Augen gestellt wurde, in hochkünstlerischer und technisch mustergültiger Arbeit Außer- ordentliches geleistet. Hier wie im Salzachtale sind aber auch Prachtgefäße Kunstschau 1920. Raum X rnit Gemälden von Koloman Moser neben Öfen vom XV. Jahrhundert bis in die neuere Zeit geschaffen worden, welche ganz ähnlich wie die oberösterreichischen Arbeiten dafür Zeugnis ablegen, wie die kunsthandwerkliche Arbeit Kultur und Wohlstand dieser Länder bereicherte, indem Volkstümliches mit merkantilem Geiste verbunden, Technik und Ausdrucksform in weiten Kreisen der Schaffenden vertieft und bereichert hat. Wenden wir unsere Blicke nach Wien zurück, wie es im XV. Jahr- hundert gewesen ist, so sind die erwähnten Schilderungen des Aeneas Sylvius im Zusammenhange mit so manchen urkundlichen Nachrichten durchaus geeignet, diese Stadt als ein Gemeinwesen uns vorzustellen, welches hohe Wohnkultur und alle erforderliche kunsthandwerkliche Arbeit hervorzu- bringen und sie wirtschaftlich fruchtbar zu machen verstand. Lehrreichen
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.